Zig Millionen Euro gibt der Freistaat an der Universität Würzburg für neue Forschungs- und Lehrgebäude aus. Hier modernste Räume und Technik – dort ein Altbestand, der in die Jahre kommt. Mit teils drastischen Folgen: Zuletzt regnete es durch das Dach des Philosophie-Zentrums am Hubland. Betroffen sind die Teilbibliotheken, Wannen fangen das eindringende Wasser auf.
Schon von außen ist die Uni hier die reinste Baustelle: Etappenweise werden die quaderförmigen Gebäude aus den späten 60er Jahren energetisch saniert. Die akuten Dachprobleme kommen nun – sprichwörtlich – obendrauf. In einem der Gänge wurden Bauwannen und Eimer platziert, weil bei Regen offenbar Wasser durch das darüberliegende Dachfenster eindringt.
Sogar ein Planschbecken wurde in der Bibliothek aufgestellt
In der Teilbibliothek Geschichte stehen gleich hinter dem Ausleihschalter zwei Eimer, eine größere Fläche ist mit einem Stuhlkreis und Flatterband abgeriegelt, der Boden mit Planen ausgelegt – aus Sorge vor dem nächsten Regenguss. "Es war ganz schlimm die letzten Monate", sagt eine Nutzerin. Sogar ein Planschbecken wurde aufgestellt. Auf der Internetseite der Bibliothek heißt es: "Es kommt zu erheblichen Einschränkungen wegen Baustellenlärms und Schäden nach Wassereinbrüchen."
Unter den Studierenden muss es gewaltig rumort haben. Von einer Protestwelle vor Weihnachten ist die Rede, auch im studentischen Konvent kamen die Zustände zur Sprache. Selbst den Landtag erreichte das Thema: Die Jungen Liberalen schalteten den Aschaffenburger FDP-Landtagsabgeordneten Helmut Kaltenhauser ein. Auf seine Anfrage hin hieß es Anfang Februar aus dem Wissenschaftsministerium, das Dach sei mit einer Notabdichtung versehen worden und aktuell dicht.
Für Kaltenhauser steht diese Antwort "in krassem Widerspruch zu den indiskutablen Gegebenheiten vor Ort". Offensichtlich wüssten weder Universitätsleitung noch Staatsregierung, wie katastrophal die Situation aktuell sei. "Das ist nicht akzeptabel und dem 'Wissenschaftsland Bayern' unwürdig." Es müssten schnell Maßnahmen ergriffen werden, damit ein Lehr- und Studienbetrieb wieder reibungslos möglich ist.
Auf Anfrage bestätigt die Pressestelle der Uni zwei Wassereinbrüche im vergangenen Jahr: im Juni – da habe man den Schaden unverzüglich behoben – und im Oktober. Betroffen seien die Teilbibliothek Kultur-/Geschichts- und Geowissenschaften (KGG) sowie Seminarräume. Immerhin, so Uni-Sprecher Gunnar Bartsch: "Nennenswerte Schäden an Büchern sind glücklicherweise bisher nicht zu beklagen."
Provisorische Notabdichtung, mittelfristig soll neu gedämmt werden
Er verweist darauf, dass die Bibliotheksbauten des Philosophischen Instituts vor 1971 errichtet worden seien, die Dämmung habe man später verstärkt. "Alle Teile der Dachdichtung sind somit mindestens 25 Jahre alt, die untere Lage sogar mehr als 50 Jahre", so Bartsch. Der mehrschichtige Dachaufbau führt laut Uni dazu, dass sich undichte Stellen kaum noch lokalisieren lassen: "Wenn durch eine Schadstelle in der obersten Dichtbahn Wasser eindringt, sammelt es sich an, bis es an anderer Stelle die nächste Abdichtungslage durchdringt."
Seit Oktober seien alle Lagen abgebrochen und das Dach mit einer Notabdichtung versehen worden. Es soll nach Plänen der Uni nun eine neue Dämmung erhalten. Der Antrag im Förderprogramm "Energetische Sanierung" sei gestellt. Durch diese Sanierung entstünde eine zusammenhängende Dachfläche, die die Uni für eine Photovoltaik-Anlage nutzen könnte.
Die Studierenden brauchen jedenfalls noch Geduld. Nach aktuellem Terminplan kann die Geschichtsbibliothek erst zum Wintersemester 2023/24 wieder voll genutzt werden. Auch in der Teilbibliothek Anglistik, Germanistik, Romanistik (AGR) richten sich bange Blicke an die Decke. Hier sind gleich hinter der Ausleihe eine rote Wanne und ein Eimer aufgestellt, im Oktober soll es zu einem Wasserschaden gekommen sein. Die Uni bestätigt "erste Undichtigkeiten", deshalb werde das Dach ebenfalls saniert.
Die sonst eher kritische Studierendenvertretung zeigt sich in diesem Fall zurückhaltend. Auf Anfrage verweist man auf ein ausstehendes Gespräch mit der Uni-Leitung. Man habe gemeinsam mit der Fachschaft den direkten Kontakt gesucht. Aus Sicht der Studierendenvertretung "wurde das Problem in einer ersten Reaktion schnell angegangen", sagt Henry Mörtl, Uni-Senator und Mitglied im Sprecherinnen- und Sprecherrat. Man bleibe im Gespräch mit der Unileitung, um die die weiteren Schritte zu gestalten und ähnliche Vorfälle in Zukunft zu vermeiden.
Ich habe 1982 angefangen zu studieren und auch damals standen schon einige Eimer bei Geographie.
Natürlich war seine Meinung über die Würfel dann auch genau diese.