
Könnte ein Rettungseinsatzfahrzeug (REF), das von der Integrierten Leitstelle überwiegend für so genannte Bagatell-Einsätze alarmiert werden soll, zur Entlastung der weiter steigenden Rettungswagen-Einsatzzahlen dienen? Das wurde bei der vergangenen Versammlung des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung diskutiert. Als Vorbild diente dabei das Pilotprojekt "Rettungseinsatzfahrzeug" (REF), das in Regensburg seit April 2022 läuft.
Wie der Geschäftsführer des Zweckverbands Würzburg Paul Justice informierte, wird das REF in
Regensburg mit einem erfahrenen und speziell geschulten Notfallsanitäter besetzt. Dieser nehme am Einsatzort eine medizinische Ersteinschätzung vor, anhand dieser entschieden werde, "ob beispielsweise ein späterer Krankentransport, eine medizinische Versorgung durch den anwesenden Notfallsanitäter, eine Vermittlung an den Kassenärztlichen Bereitschaftsdienst oder die Nachalarmierung eines Rettungswagens notwendig ist".
Im städtischen Bereich Entlastung für Rettungswagen
Laut Justice zeigten erste Ergebnisse aus Regensburg, dass durch die Rettungseinsätze ohne Transport insbesondere im städtischen Raum die kostbare Ressource des Rettungswagens (RTW) deutlich entlastet werden könnte.
Die Zahlen für RTW-Einsätze, so Justice, hätten sich in den vergangenen zehn Jahren teilweise verdreifacht, daraus resultierend ergäben sich auch viele so genannte Duplizitätseinsätze, das heißt Einsätze, die zeitgleich stattfänden. Hilfsfristen, die nicht eingehalten werden könnten, anspruchslose Einsätze für gut ausgebildete Notfallsanitäter und jede Menge Unzufriedenheit seien die Folge. "Ebenso führt der Personalmangel vielerorts in Bayern dazu, dass Schichten wirklich ausfallen müssen", machte Justice auf die prekäre Situation aufmerksam. "Wir sind dankbar für neue Strategien. Die Notfallrettung muss entlastet werden."
Pilotprojekt auf Würzburg ausweiten?
Um zu prüfen, ob die Regensburger Ergebnisse auch auf andere Gegebenheiten – zum Beispiel andere Topographien und andere Tageszeiten - übertragbar sind, könnte das Pilotprojekt auf weitere Städte ausgeweitet werden. Justice sieht hierbei Würzburg als möglichen zusätzlichen Standort. Bei einem Besuch des ZRF-Geschäftsleiters und des Ärztlichen Leiters Dr. Andreas Klinger sowie weiteren Vertretern der Würzburger Rettungsdienste in Regensburg fand ein erster Austausch mit den dortigen Projektverantwortlichen statt.
"Die bisherigen Erfahrungswerte mit dem im Stadtgebiet Regensburg bei den Maltesern stationiertem Einsatzfahrzeug sind vielversprechend", so der Würzburger ZRF-Geschäftsführer. Er sei überzeugt davon, dass es ein "guter Schritt in die richtige Richtung" sei und, dass beispielsweise unnötige Transporte in die Notaufnahmen dadurch vermieden werden könnten. Zudem sei es dem eingesetzten Notfallsanitäter - der in der Regel eine dreijährige Ausbildung durchlaufen hat - jederzeit möglich, den Notarzt per Telemedizin dazuzuschalten.

Die Würzburger Hilfsorganisationen BRK, Malteser und Johanniter hätten auf seine Anfrage hin großes Interesse signalisiert, sich bei einer Ausweitung des Pilotprojekts auf Würzburg zu beteiligen, berichtet Justice. Aus Sicht von Justice und Klinger soll versucht werden, die Zustimmung der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassen in Bayern und des Bayerischen Staatsministeriums zum Betrieb des REF in Würzburg einzuholen, "damit wir uns in den Modellversuch einklinken". Dem stimmte das Gremium einstimmig zu.
Herausforderungen des Projekts für den Zweckverband
Die größte Herausforderung sei, so Justice auf die Frage von Kommunalreferent Wolfgang Kleiner, dass das Projekt in der Pilotphase ist und Leitlinien ständig überprüft und angepasst würden. Zum Beispiel stelle sich die Frage der Rechtssicherheit des Disponenten, "der ja rechtssicher entscheiden muss, wohin er einen Rettungswagen schickt und wohin einen Notfallsanitäter allein". Und, was den Nutzen für Stadt und Landkreis angeht - "in Regensburg zeigt sich, dass das typische Einsatzgebiet das Ballungszentrum der Stadt ist, weniger die ländlichen Bereiche". Über anfallende Kosten indes müsse sich der Zweckverband keine Gedanken machen, diese würden von den Krankenkassen übernommen.