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OBEREISENHEIM
Reblaus im Bereich der Obereisenheimer Höll
Die Reblaus ist gefürchtet. Winzer Gerd Krämer hat sie neben seinen Weinbergen in Obereisenheim (Lkr. Würzburg)entdeckt. Auch woanders soll sie aufgetaucht sein.
Foto: Rainer Weiß | Die Reblaus ist gefürchtet. Winzer Gerd Krämer hat sie neben seinen Weinbergen in Obereisenheim (Lkr. Würzburg)entdeckt. Auch woanders soll sie aufgetaucht sein.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:22 Uhr

Die Reblaus ist gefürchtet. 1902 wurde sie in Franken entdeckt – in Sickershausen bei Kitzingen. Damals hat sie nicht nur dort den Weinbau fast vollständig zum Erliegen gebracht. Deshalb löst eine Nachricht, dass der Schädling wieder aufgetaucht ist, erst einmal einen gehörigen Schrecken aus.

Nun hat sich die Reblaus in der Weinlage Obereisenheimer Höll breit gemacht. Entdeckt hat sie der Winzer Gerd Krämer. Seinen Angaben zufolge handelt es sich bei den vier Fundorten um Hecken in aufgelassenen Weinbergen (Drieschen); drei befinden sich zwischen Obereisenheim und Wipfeld. Alle wurden bereits vor Jahren gerodet, sind aber etwas verwildert.

Da die Drieschen an seine Weinberge angrenzen, hat Gerd Krämer Angst, dass die Reblaus sich auch bei ihm ausbreiten könnte. Pflichtbewusst meldete er alle Reblausherde der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim.

Schwieriger Schädling

Krämers Angst ist nicht unbegründet, bestätigt Jürgen Wöppel. Er leitet in der LWG das Sachgebiet „Rebschutz“. Er ist aufmerksamen Winzern wie Gerd Krämer dankbar. „Verantwortungsvolles Handeln dient allen Winzern“, sagt Wöppel, denn so werden sie vor Schädlingsbefall bewahrt. Der Experte beruhigt zudem. Die Reblaus sei zwar ein schwieriger Schädling. Im Gegensatz zu früher werde sie nicht mehr dazu führen, dass Reben eingehen und der Wein in den Fässern versiegt. Von alleine verschwindet sie jedoch nicht. „Man kann den Schädling in in den Griff bekommen und ist nicht mehr machtlos wie früher.“ Dazu sind verschiedene Maßnahmen nötig – aber keine Panik, so Wöppel.

Gerd Krämer hat den Feind aller Winzer und Weinfreunde auf der Unterseite der Blätter entdeckt. Die Wurzelstöcke der Ranken befinden sich im Erdreich innerhalb von Hecken. Wahrscheinlich wurden sie nicht vollständig entfernt und treiben wieder aus. Das könne auf jeder aufgelassenen Weinbergsfläche passieren, die nicht ordnungsgemäß gerodet wurde, so Wöppel. Das alleine lockt jedoch noch keine Reblaus an. Der Grund liegt woanders.

Nur veredelte Reben erlaubt

Erlaubt sind hierzulande laut Reblausverordnung nur veredelte Reben. Das heißt: Reblausresistente Wurzeln amerikanischer Rebsorten werden mit den toleranten Blättern und Trauben aus Europa kombiniert. Den Reben aus der Neuen Welt machen Rebläuse im Wurzelbereich nicht viel aus. Sie mögen es allerdings gar nicht, wenn sie auf den Blättern sitzen. Bei europäischen Reben ist es genau umgekehrt. Ihre Blätter können der Pflanzenlaus trotzen. Wenn bei einer Rodung der obere (europäische) Teil der Pflanze gekappt wird, und aus einem amerikanischen Wurzelstock unterhalb der ursprünglichen Veredelungsstelle wieder amerikanische Reben treiben können – wie jetzt in Obereisenheim – dann ist das für die Viteus vitifoliae, so der lateinische Name der Reblaus, ein gefundenes Fressen.

Nachdem die LWG von dem Befall erfahren hat, ist das weitere Vorgehen geregelt, erklärt Peter Voltscheff von der Abteilung „Recht und Service“ bei der LWG. Zuerst werden die Reblausherde angeschaut, dann die Besitzer der Flächen festgestellt und angeschrieben. Das ist bereits geschehen. Gleichzeitig wird das Landratsamt benachrichtigt, da ein Teil der Hecken entfernt werden muss, um an die Wurzelstöcke heranzukommen. Diese müssen vollständig aus dem Erdreich geholt und verbrannt werden. Ebenso die Reben.

„Leute wissen um die Gefahr“

Nur wenn die Besitzer innerhalb einer Frist nicht reagieren, drohen Zwangsmaßnahmen. „Aber die Leute wissen um die Gefahr“, sagt Peter Voltscheff. Breitet sich die Reblaus aus, kann das zu einer Quarantäne in dem Gebiet führen. Zehn Jahre lang darf dort dann kein Wein mehr angebaut werden.

Wöppel und Voltscheff verweisen beide noch auf einen weitere Reblaus-Meldung aus einem anderen Weinort am Main. Dieser Hinweis habe sich noch nicht konkretisiert.

 
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