Seit dem Vorfall auf Sylt Ende Mai dieses Jahres haben sich in ganz Deutschland zahlreiche ähnliche Fälle ereignet: Menschen skandieren rassistische Parolen zur Melodie des Partyhits "L'Amour Toujours" von Gigi D'Agostino. Auslöser der breiten Empörung war ein Video aus einer Bar auf Sylt, das jugendliche Partygäste zeigte, die den 90er-Jahre-Song mit Parolen wie "Deutschland den Deutschen" und "Ausländer raus" verunglimpften.
Nun gab es auch in Würzburg einen ähnlichen Vorfall. Die Posthalle teilte auf ihren sozialen Kanälen mit, dass während einer "Power of Techno"-Veranstaltung rassistische und menschenverachtende Gesänge einzelner Personen ertönten.
Kein Platz für Hass, Gewalt, Diskriminierung in der Würzburger Posthalle
Während des Sets des letzten DJs des Abends wurde "L'Amour Toujours" für etwa 20 Sekunden angespielt. Das Team der Posthalle bekam den Vorfall selbst nicht mit, wie Posthallen-Chef Jojo Schulz auf Nachfrage erklärte."Daher konnten wir nicht entsprechend reagieren. Bei Kenntnis hätten wir sofortige Maßnahmen ergriffen und diese Personen aus der Halle verwiesen." Erst durch die Nachricht eines Partygastes an den Veranstalter "Power of Techno" wurde die Posthalle nachträglich auf die rassistischen Äußerungen aufmerksam. Laut Schulz handelte es sich bei dem DJ um einen Spanier, der die brisante Bedeutung des Songs in Deutschland nicht kannte.
Er und das gesamte Posthallen-Team distanzieren sich klar von solchen Aussagen und verurteilen derartige Vorfälle aufs Schärfste. "Jegliche Art von Hass, Gewalt, Diskriminierung und jede Form von Menschenfeindlichkeit haben bei uns keinen Platz", betonen sie in einem Statement. Die Posthalle versteht sich als "Zuhause für vielfältige, kulturelle Veranstaltungen", bei denen alle Personen unabhängig ihres Alters, Geschlechts, ihrer Identität, Hautfarbe, Religion und Herkunft herzlich willkommen seien.
Der Veranstalter der Techno-Reihe war für diese Redaktion nicht zu erreichen.
Der Song ist harmlos, die Gesänge sind es nicht
Schulz ist sich der Tatsache bewusst, dass solche Vorfälle nicht nur deutschlandweit, sondern auch in Würzburg passieren können. "Man kann sich davor kaum schützen", sagt er. Zwar könne man Bands oder DJs im Vorfeld bitten, den Song nicht zu spielen, aber das sei kaum praktikabel. "Wo zieht man denn da die Grenze? Zieht man in Würzburg die Grenze bei "Layla"? Was ist mit anderen volkstümlichen Liedern?", fragt er rhetorisch. Für Schulz steht fest: "Das Lied 'L'Amour Toujours' ist harmlos. Das Problem ist, was daraus gemacht wurde."
"2.Parole – 2.Parole – 1.Parole – 2.Parole"
passt rhythmisch perfekt auf die (elektronisch-)instrumentale Einleitung des dazu missbrauchten Songs.
"Ausländer raus, Ausländer raus - Deutschland den Deutschen - Ausländer raus, Ausländer raus, Ausländer raus - Deutschland den Deutschen - Ausländer raus, Ausländer raus, Ausländer raus - Deutschland den Deutschen".
Ihre nationalistische Techno-Party können Sie auf dem Grab ihrer deutschen Vorfahren abhalten. Dort dürfen ihre Gedanken dann zur ewigen Ruhe kommen.