
Radfahren boomt: Seit Beginn der Coronakrise schwingen sich noch mehr Deutsche landauf, landab auf den Sattel. Die Fahrradläden erleben auch in Unterfranken einen regelrechten Ansturm. Nun will auch die bayerische Staatsregierung mehr für Radfahrer tun und das Radwegenetz ausbauen. Ziel sei es, den Radverkehrsanteil, der landesweit aktuell bei elf Prozent liegt, bis 2025 auf 20 Prozent zu verdoppeln.
Die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) hat verkündet, in den nächsten fünf Jahren 200 Millionen Euro in den Radewegebau zu investieren. Bislang gebe es nur an der Hälfte der Bundesstraßen in Bayern Radwege, an den Staatsstraßen fehlen sogar 70 Prozent. "Klar, da ist noch viel zu tun. Aber ich glaube, wir sind da schon gut unterwegs", sagte Schreyer.

Zwei neue Radwege für Unterfranken
Auch nach Unterfranken fließt Geld: So sei an der Staatsstraße 2280 zwischen Oberlauringen und Sulzfeld (Lkr. Rhön-Grabfeld) ein Geh- und ein Radweg geplant mit einer Länge von 4,3 Kilometern. Baubeginn für das 2,4 Millionen-Projekt sei im Herbst 2020, teilte eine Sprecherin des Verkehrsministeriums mit. Das zweite Großprojekt in der Region ist ein Geh- und Radweg am der B8 zwischen Markteinersheim, Possenheim (beide Lkr. Kitzingen) und dem mittelfränkischen Enzlar: Länge 2,5 Kilometer, Kosten eine Million Euro, geplanter Baubeginn 2022. Daneben gebe es noch weitere kleinere Radwege-Projekte.
Zusätzlich will der Bund bis 2029 2,4 Milliarden Euro aus dem Klimapakt in den Radwegebau investieren, beklagt aber, dass diese Mittel von den Ländern bislang nur zaghaft abgerufen werden. "Es wird höchste Zeit, dass das vom Bund zum Bau von Radwegen zur Verfügung gestellte Geld abgerufen und in Radwege investiert wird", sagt Petra Husemann-Roew, Landesgeschäftsführerin des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Bayern. Aus Mangel an Personal für die Radverkehrsplanung sei das bislang kaum passiert. Dabei sei es wichtig, denn: "Radeln auf Überlandstraßen ist nicht nur überwiegend gefährlich, sondern meist eine Zumutung." Hier werde man oft eng und mit hohen Geschwindigkeiten vom Kfz-Verkehr überholt und nachts auch mal übersehen.

Die Landtagsabgeordnete der Grünen, Kerstin Celina, bezeichnet die angekündigten Mittel als "Tropfen auf den heißen Stein". Mit 40 Millionen Euro pro Jahr ließen sich bayernweit gerademal 30 Kilometer Radwege bauen. "Für den Straßenneu- und -ausbau fließen gleichzeitig Milliarden – einen Anreiz zum Umstieg setzt man so nicht", sagt Celina. Grundsätzlich sollte Geld für den Radverkehr in erster Linie sichere Infrastrukur fließen, damit auch die Menschen Rad fahren, die sich heute noch nicht trauen. "Radfahren soll einfach, komfortabel und sicher für alle werden", wünscht sich die Grünen-Abgeordnete, die selbst seit Jahrzehnten fast ausschließlich mit dem Rad fährt.
Dass Bayerns Radwegenetz noch viel zu wenig ausgebaut ist, und das, obwohl das Fahrrad durch Trends wie E-Bikes längst auch für die Bewältigung längerer Strecken taugt, findet auch Natascha Kohnen, Landesvorsitzende der Bayern-SPD. Die Staatsregierung sei für gut 23 000 Kilometer Bundes-, Staats- und Kreisstraße zuständig. "Davon sind 6800 Kilometer mit Fahrradwegen ausgestattet – das entspricht gerade einmal einem Anteil von 26 Prozent. Das ist angesichts des Wandels, den wir bei der Mobilität dringend anstoßen müssen, sehr überschaubar", sagt Kohnen.

"Wir stellen immer wieder fest, dass es viel Nachholbedarf gibt, was die Radverkehrsinfrastruktur in den einzelnen Gemeinden angeht", sagt Hildegard Hermann vom ADFC in Schweinfurt. Der Landkreis Schweinfurt bemühe sich nach Kräften, an den Staats- und Kreisstraßen nach und nach Radwege zu bauen. Aber: "Es fehlt aber häufig ein vernünftiger Übergang von diesen Radwegen in die einzelnen Orte", sagt Hermann. Dazu komme, dass es in Bayern immer noch kein Radgesetz gebe, das der ADFC Bayern schon lange fordert. Denn eine gesetzliche Grundlage würde es ermöglichen, dass die Radverkehrsinfrastruktur auf verlässlicher, rechtlicher Basis stünde.
Flickenteppich durch Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden
Wenn beispielsweise ein Landwirt nicht bereit sei, ein Stück seines Grundes für einen neuen Radweg bereit zu stellen, sind den staatlichen Straßenbauämtern die Hände gebunden. "Was für Straßen rechtlich möglich ist, das gilt eben noch nicht für die Radwege", erklärt Hermann. Ein weiterer Punkt ist das Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden. Diese entscheiden selbst, ob sie im Rahmen der Verkehrswende sich für den Radverkehr engagieren oder nicht. "Das Ergebnis ist ein Flickenteppich mit verschiedenen und teils sehr eigenwilligen Radverkehrslösungen."
Damit Menschen aufs Rad umsteigen, brauche es ein durchgängiges attraktives Radwegenetz, so Husemann-Roew. "Davon ist das selbsternannte Radlland Bayern allerdings noch weit entfernt." Ebenso wichtig wäre Sicht des ADFC der Ausbau von Radstationen an den Schnittstellen von ÖPNV und Fahrrad nach dem Beispiel der Radstationen in den Niederlanden. "Wir wünschen uns bewachte Fahrradstationen, in denen Fahrräder sicher und witterungsgeschützt stehen."
VCD: Mehr Mut, dem Auto Platz wegzunehmen
Aus der Sicht des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) sei auch gar nicht das Geld das Problem sondern der fehlende Mut, dem Auto Platz wegzunehmen. "Berlin traut sich mittlerweile, München auch aber in Würzburg wird jeder Parkplatz beweint", sagt Aljoscha Labeille, VCD-Vorsitzender Mainfranken-Rhön e.V. "Was wir bräuchten wäre der Mut, den Platz in den Städten richtig neu zu verteilen. Vorbilder können da eigentlich nur Dänemark oder die Niederlande sein."
Was verbreiten Sie hierfür einen Schwachsinn.
Es gibt aber leider zunehmend immer mehr Radfahrer insbes. Rennradfahrer und Touris die entweder aus Unwissen bzw voller Absicht die stark befahrenen Strassen benutzen??!!! Hier sollten die Verantwortlichen mehr Aufklärungsarbeit leisten.
PS: Für mein Auto zahle ich genug Steuern, da will ich eben nicht fürs Radfahren auch noch zur Kasse gebeten werden.
Sie sind ja ein lustiges Kerlchen. Glauben sie Radfahrer besitzen und fahren nur ihr Fahrrad ?Sie möchten also jeden Auto -LKW-Motorradfahrer der mal seinen motorisierten Untersatz stehen lässt noch mal melken. Und das obwohl er auch etwas für ihre Gesundheit tut , indem er auf das erzeugen von Abgasen verzichtet. Stammtischparolen nenn ich das. Ich fahre LKW PKW Motorrad und Fahrrad . ich kann gerne darauf verzichten für Leute wie sie, die wahrscheinlich nicht radfahren, noch extra "gemolken zu werden". Es muß sich auf jeden Fall noch einiges tun in Sachen Fahrradwege. Keiner Gruppe ob mit oder ohne Motor gehört die Welt der Fahrwege alleine. Und sie haben die Straßen nicht bezahlt. Nicht mal 100 Meter
Wann lernen das Autofahrer endlich?