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Würzburg
Radwege in der Region: Was geplant ist und wo es noch hakt
200 Millionen Euro will der Freistaat für neue Radwege bis 2025 investieren. Die Opposition findet das "lächerlich". Was in der Region geplant ist.
Radfahren wird bei Einheimischen und Touristen immer beliebter – nur fehlen oft geeignete Radwege. Das Bild zeigt den viel befahrenen Weg zwischen Würzburg und Randersacker. 
Foto: Patty Varasano | Radfahren wird bei Einheimischen und Touristen immer beliebter – nur fehlen oft geeignete Radwege. Das Bild zeigt den viel befahrenen Weg zwischen Würzburg und Randersacker. 
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 09.02.2024 00:21 Uhr

Radfahren boomt: Seit Beginn der Coronakrise schwingen sich noch mehr Deutsche landauf, landab auf den Sattel. Die Fahrradläden erleben auch in Unterfranken einen regelrechten Ansturm. Nun will auch die bayerische Staatsregierung mehr für Radfahrer tun und das Radwegenetz ausbauen. Ziel sei es, den Radverkehrsanteil, der landesweit aktuell bei elf Prozent liegt, bis 2025 auf 20 Prozent zu verdoppeln. 

Die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) hat verkündet, in den nächsten fünf Jahren 200 Millionen Euro in den Radewegebau zu investieren. Bislang gebe es nur an der Hälfte der Bundesstraßen in Bayern Radwege, an den Staatsstraßen fehlen sogar 70 Prozent. "Klar, da ist noch viel zu tun. Aber ich glaube, wir sind da schon gut unterwegs", sagte Schreyer.

Auch der Radweg zwischen Würzburg und Zell ist viel befahren.
Foto: Patty Varasano | Auch der Radweg zwischen Würzburg und Zell ist viel befahren.

Zwei neue Radwege für Unterfranken

Auch nach Unterfranken fließt Geld: So sei an der Staatsstraße 2280 zwischen Oberlauringen und Sulzfeld (Lkr. Rhön-Grabfeld) ein Geh- und ein Radweg geplant mit einer Länge von 4,3 Kilometern. Baubeginn für das 2,4 Millionen-Projekt sei im Herbst 2020, teilte eine Sprecherin des Verkehrsministeriums mit. Das zweite Großprojekt in der Region ist ein Geh- und Radweg am der B8 zwischen Markteinersheim, Possenheim (beide Lkr. Kitzingen) und dem mittelfränkischen Enzlar: Länge 2,5 Kilometer, Kosten eine Million Euro, geplanter Baubeginn 2022. Daneben gebe es noch weitere kleinere Radwege-Projekte.

"Radeln auf Überlandstraßen ist nicht nur überwiegend gefährlich, sondern meist eine Zumutung."
Petra Husemann-Roew, Landesgeschäftsführerin des ADFC Bayern 

Zusätzlich will der Bund bis 2029 2,4 Milliarden Euro aus dem Klimapakt in den Radwegebau investieren, beklagt aber, dass diese Mittel von den Ländern bislang nur zaghaft abgerufen werden. "Es wird höchste Zeit, dass das vom Bund zum Bau von Radwegen zur Verfügung gestellte Geld abgerufen und in Radwege investiert wird", sagt Petra Husemann-Roew, Landesgeschäftsführerin des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Bayern. Aus Mangel an Personal für die Radverkehrsplanung sei das bislang kaum passiert. Dabei sei es wichtig, denn: "Radeln auf Überlandstraßen ist nicht nur überwiegend gefährlich, sondern meist eine Zumutung." Hier werde man oft eng und mit hohen Geschwindigkeiten vom Kfz-Verkehr überholt und nachts auch mal übersehen.

Die Büttnerstraße ist die erste Fahrradstraße in Würzburg. In einer Fahrradstraße haben Fahrräder Vorfahrt vor Autos.
Foto: Thomas Obermeier | Die Büttnerstraße ist die erste Fahrradstraße in Würzburg. In einer Fahrradstraße haben Fahrräder Vorfahrt vor Autos.

Die Landtagsabgeordnete der Grünen, Kerstin Celina, bezeichnet die angekündigten Mittel als "Tropfen auf den heißen Stein". Mit 40 Millionen Euro pro Jahr ließen sich bayernweit gerademal 30 Kilometer Radwege bauen. "Für den Straßenneu- und -ausbau fließen gleichzeitig Milliarden – einen Anreiz zum Umstieg setzt man so nicht", sagt Celina. Grundsätzlich sollte Geld für den Radverkehr in erster Linie sichere Infrastrukur fließen, damit auch die Menschen Rad fahren, die sich heute noch nicht trauen. "Radfahren soll einfach, komfortabel und sicher für alle werden", wünscht sich die Grünen-Abgeordnete, die selbst seit Jahrzehnten fast ausschließlich mit dem Rad fährt.

Dass Bayerns Radwegenetz noch viel zu wenig ausgebaut ist, und das, obwohl das Fahrrad durch Trends wie E-Bikes längst auch für die Bewältigung längerer Strecken taugt, findet auch Natascha Kohnen, Landesvorsitzende der Bayern-SPD. Die Staatsregierung sei für gut 23 000 Kilometer Bundes-, Staats- und Kreisstraße zuständig. "Davon sind 6800 Kilometer mit Fahrradwegen ausgestattet – das entspricht gerade einmal einem Anteil von 26 Prozent. Das ist angesichts des Wandels, den wir bei der Mobilität dringend anstoßen müssen, sehr überschaubar", sagt Kohnen.

Besonders beliebt in der Region: Der Mainradweg, wie hier im Bild zwischen Würzburg und Randersacker.
Foto: Daniel Peter | Besonders beliebt in der Region: Der Mainradweg, wie hier im Bild zwischen Würzburg und Randersacker.

"Wir stellen immer wieder fest, dass es viel Nachholbedarf gibt, was die Radverkehrsinfrastruktur in den einzelnen Gemeinden angeht", sagt Hildegard Hermann vom ADFC in Schweinfurt. Der Landkreis Schweinfurt bemühe sich nach Kräften, an den Staats- und Kreisstraßen nach und nach Radwege zu bauen. Aber: "Es fehlt aber häufig ein vernünftiger Übergang von diesen Radwegen in die einzelnen Orte", sagt Hermann. Dazu komme, dass es in Bayern immer noch kein Radgesetz gebe, das der ADFC Bayern schon lange fordert. Denn eine gesetzliche Grundlage würde es ermöglichen, dass die Radverkehrsinfrastruktur auf verlässlicher, rechtlicher Basis stünde.

Flickenteppich durch Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden

Wenn beispielsweise ein Landwirt nicht bereit sei, ein Stück seines Grundes für einen neuen Radweg bereit zu stellen, sind den staatlichen Straßenbauämtern die Hände gebunden. "Was für Straßen rechtlich möglich ist, das gilt eben noch nicht für die Radwege", erklärt Hermann. Ein weiterer Punkt ist das Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden. Diese entscheiden selbst, ob sie im Rahmen der Verkehrswende sich für den Radverkehr engagieren oder nicht. "Das Ergebnis ist ein Flickenteppich mit verschiedenen und teils sehr eigenwilligen Radverkehrslösungen." 

Damit Menschen aufs Rad umsteigen, brauche es ein durchgängiges attraktives Radwegenetz, so Husemann-Roew. "Davon ist das selbsternannte Radlland Bayern allerdings noch weit entfernt." Ebenso wichtig wäre Sicht des ADFC der Ausbau von Radstationen an den Schnittstellen von ÖPNV und Fahrrad nach dem Beispiel der Radstationen in den Niederlanden. "Wir wünschen uns  bewachte Fahrradstationen, in denen Fahrräder sicher und witterungsgeschützt stehen."

VCD: Mehr Mut, dem Auto Platz wegzunehmen

Aus der Sicht des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) sei auch gar nicht das Geld das Problem sondern der fehlende Mut, dem Auto Platz wegzunehmen. "Berlin traut sich mittlerweile, München auch aber in Würzburg wird jeder Parkplatz beweint", sagt Aljoscha Labeille, VCD-Vorsitzender Mainfranken-Rhön e.V. "Was wir bräuchten wäre der Mut, den Platz in den Städten richtig neu zu verteilen. Vorbilder können da eigentlich nur Dänemark oder die Niederlande sein." 

Wer für welche Radwege zuständig ist

Radwege an Bundesstraßen stehen in der Baulast des Bundes. Radwege an Staatsstraßen baut die Staatsbauverwaltung des Freistaats in eigener Zuständigkeit und finanziert sie aus dem Bundes- bzw. Staatsstraßenhaushalt.
Radwege an Kreis- und Gemeindestraßen und Radwege abseits von Straßen stehen in der Baulast der Kommunen. Den Bau kommunaler Radwege fördert der Freistaat mit Mitteln aus dem Bayerischen Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (BayGVFG) und dem Bayerischen Finanzausgleichsgesetz (BayFAG).
Bei der Mittelzuteilung werden die Regierungsbezirke nach dem gleichen Verteilungsschlüssel bedacht, der sich im Wesentlichen an den Längenanteilen der Regierungsbezirke am Straßennetz orientiert. Auch der Mittelbedarf des jeweiligen Bezirks wird betrachtet.
Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, clk
 
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  • A. M.
    Man muss nur mal gucken, wie unsere niederländischen Nachbarn generell mit Verkehr umgehen. Der zur Verfügung stehende Raum wird vernünftig zwischen Auto, Rad und Fußgänger aufgeteilt. Landstraßen verfügen selbstverständlich über einen Radweg. Diesen Radweg dürfen auch Roller/Mopeds nutzen, da er breit und meist zweispurig ist. Wenn es sich anbietet werden die Radwege abseits von Straßen geführt - in meist schöner Natur. Diese widerliche Übermacht der Autos, anders als in D, wird nicht zugelassen. Auf den Landstraßen wird 80 gefahren und auf den Autobahnen 120. Und trotzdem kommen alle rechtzeitig zu ihren Terminen...kein Generve auf der Autobahn...kein Gehupe in den Städten. Hach, es könnte so schön sein. Der Beweis, dass es geht wurde erbracht!
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  • G. L.
    Auf eigenen Wunsch hin gelöscht.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    es ist lächerlich was die bayrische Staatsregierung in die Radwege investiert. Lieber wird weiter Massiv in den Ausbau der Strassenverkehrsinfrastruktur investiert. Riesige Blechkisten blockieren in den Städten öffentlichen Raum. Auch wenn es viele unbelehrbare Autofahrer nicht wahrhaben wollen. Die Steuern die sie bezahlen, decken bei weitem nicht die Kosten, die durch ihre Blechkisten verursacht werden. Auch aus einer finanzpolitischen Perspektive ist Rad- und Fussverkehr die bessere Mobilitätsalternative.
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  • R. Ö.
    Woher haben Sie sich das denn gesaugt???
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  • X. X.
    @ Arcus
    Was verbreiten Sie hierfür einen Schwachsinn.
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  • E. Z.
    Was hat denn eine Helmpflicht mit neuen Radwegen zu tun .
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  • R. Ö.
    Da würden dann weniger von den Stramplern unterwegs sein, weil sie Angst um ihre Frisur hätten 🤣
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  • F. R.
    Was nutzt der schönste Radweg........ Ich bin beruflich viel zwischen Hofheim und Hassfurt unterwegs. Und es gibt einen wunderschönen Radweg von Hofheim nach HAS entlang der ehemaligen Bahnlinie , den ich selbst auch sehr gerne nutze.
    Es gibt aber leider zunehmend immer mehr Radfahrer insbes. Rennradfahrer und Touris die entweder aus Unwissen bzw voller Absicht die stark befahrenen Strassen benutzen??!!! Hier sollten die Verantwortlichen mehr Aufklärungsarbeit leisten.
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  • E. S.
    Ist mir leider auch schon passiert, daß ich als Gebietsfremder die Landstraße benutzt habe, weil keine Radwege ausgeschildert bzw. auffindbar waren.
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  • R. Ö.
    Darum: "Augen auf"!
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  • D. T.
    Liebe Frau Landtagsabgeordnete Kerstin Celina, ich finde es nicht lächerlich, dass mehr Geld in den Straßenbau als in den Radwegebau fließt. Schließlich werden wir Autofahrer doppelt und dreifach zur Kasse gebeten. Wie wär's, wenn sie die Radfahrer auch mal melken. Dann können sie sicher den einen oder anderen Radweg mehr bauen.
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  • U. S.
    Vor allem sollte es geahndet werden wenn der vorhandene Radweg dann nicht benutzt wird! Ausreden wie "schlechter Fahrbahnbelag" sollten nicht gelten, wir Autofahrer müssen auch auf maroden Strassen unterwegs sein und können nicht auf den Rad- oder Gehweg ausweichen weil es uns da besser gefällt. Den Gegebenheiten angepasste Geschwindigkeit gilt auch für das Rad!
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  • X. X.
    Eine Helmpflicht für Radfahrer ist längst überfällig.
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  • T. M.
    Ein Nummernschild für Radfahrende auch !
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  • R. Ö.
    Das wäre sehr wünschenswert, denn damit könnte man die Fahrradrowdies endlich angemessen bestrafen!!!!
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  • E. V.
    Wie wäre es, wenn Sie die Radwege mal öfter nützen würden, dann würden Sie auch weniger "gemolken" (Stichwort: Mineralöl-und Ökosteuer)! Außerdem profitieren von mehr Radfahrern auf sicheren Radwegen gerade die Autofahrer, die weniger hinter langsamen Radlern fahren müssen, es gibt mehr freie Parkplätze und weniger Staus.
    PS: Für mein Auto zahle ich genug Steuern, da will ich eben nicht fürs Radfahren auch noch zur Kasse gebeten werden.
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  • O. O.
    @Coladeris
    Sie sind ja ein lustiges Kerlchen. Glauben sie Radfahrer besitzen und fahren nur ihr Fahrrad ?Sie möchten also jeden Auto -LKW-Motorradfahrer der mal seinen motorisierten Untersatz stehen lässt noch mal melken. Und das obwohl er auch etwas für ihre Gesundheit tut , indem er auf das erzeugen von Abgasen verzichtet. Stammtischparolen nenn ich das. Ich fahre LKW PKW Motorrad und Fahrrad . ich kann gerne darauf verzichten für Leute wie sie, die wahrscheinlich nicht radfahren, noch extra "gemolken zu werden". Es muß sich auf jeden Fall noch einiges tun in Sachen Fahrradwege. Keiner Gruppe ob mit oder ohne Motor gehört die Welt der Fahrwege alleine. Und sie haben die Straßen nicht bezahlt. Nicht mal 100 Meter
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Steuern, auch KFZ- und Mineralölsteuer, sind nicht zweckgebunden! Es gilt das Gesamtdeckungsprinzip: https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Downloads/Broschueren_Bestellservice/2018-03-29-zoll-kraftfahrzeugsteuer.html
    Wann lernen das Autofahrer endlich?
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