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Würzburg/Berlin
Querdenker aus Laschet-Video verglich in Würzburg Corona-Impfung mit Holocaust
Der Mann verglich bei einer Demo in Würzburg die Corona-Impfung mit Nazi-Verbrechen: Jetzt taucht er im neuen Wahlkampfvideo des CDU-Kanzlerkandidaten auf. Die Empörung ist groß. 
Bei einer Wahlkundgebung Anfang September in Erfurt suchte ein bekannter sogenannter Querdenker das Gespräch mit Unionskanzlerkandidat Armin Laschet. Dass Teile der Szene jetzt in einem offiziellen CDU-Video auftauchen, sorgt für Empörung.
Foto: Martin Schutt, dpa | Bei einer Wahlkundgebung Anfang September in Erfurt suchte ein bekannter sogenannter Querdenker das Gespräch mit Unionskanzlerkandidat Armin Laschet.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:44 Uhr

Ausgerechnet der sogenannte Querdenker, der bei einer Demonstration in Würzburg im November 2020 die Corona-Impfung mit dem Holocaust, also dem Mord an sechs Millionen Jüdinnen und Juden, verglichen hat, tritt jetzt im neuen Werbevideo von CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet auf. Die Szene soll zeigen, wie offen der CDU-Chef auch mit Andersdenkenden umgeht. Die Empörung bei Politikerinnen und Politikern der anderen Parteien ist groß.

In dem Spot ist in einer kurzen Sequenz zu sehen, wie der Mann bei einer Wahlkampfveranstaltung von Laschet Anfang September in Erfurt auf die Bühne sprang. Der Kanzlerkandidat ließ ihn dort in sein Mikro sprechen. Unterlegt ist die Szene mit der Aussage, die CDU stehe dafür, auch mit denen zu reden, "die eine kritische Haltung haben – gerade mit denen". 

Laut einem Bericht der Deutschen Presseagentur (dpa) heißt es in der CDU, das Video komme bei den Mitgliedern "sehr gut" an. Die Szene mit dem Querdenker sei aus dem Wahlkampf in Erinnerung geblieben. Dabei werde deutlich, dass Laschet keinem Konflikt aus dem Wege gehe. 

Anzeige für den Anbieter Facebook Video über den Consent-Anbieter verweigert

Der frühere Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Peter Dabrock, zeigte sich bei Twitter entsetzt, dass die CDU "nach dem fürchterlichen Terror-Mord von Idar-Oberstein" an dem Werbespot festhalte. Am Samstag hatte dort ein Maskengegner, der offensichtlich dem Querdenker-Milieu zuzurechnen ist, einen 20-jährigen Tankstellen-Kassierer erschossen.

Würzburger Grünen-Kandidat: befremdlich und fragwürdig

Auch für Sebastian Hansen, dem Grünen-Bundestagskandidaten im Wahlkreis Würzburg, lässt Laschet mit dem Video eine "klare Haltung" gegen die Querdenker vermissen. Dass er einem der bekanntesten Vertreter der Szene eine "so prominente Bühne" biete, sei "nicht nur befremdlich und inhaltlich fragwürdig, sondern auch gefährlich". Die Union dürfe nicht dazu beitragen, "dass Menschen, die den Holcaust relativiert haben, als gleichberechtigter Teil des demokratischen Diskurses erscheinen".

Hansen hatte den Querdenker, der zuvor bereits in Thüringen für Schlagzeilen gesorgt hatte, nachdem er ein Video veröffentlicht hatte, das ihn zeigt, wie er als Fahrer Schulkinder in seinem Bus zum Abnehmen ihrer Schutzmasken auffordert, nach der Demo vor der Würzburger Residenz wegen Volksverhetzung angezeigt. Der Mann hatte unter anderem gesagt: "Ich bin nicht weit davon zu sagen, dass hier (Anmerkung der Redaktion: gemeint sind die Impfungen) ein Holocaust 2.0 eingepflanzt werden soll."

Schuster entsetzt über Begründung der Staaatsanwaltschaft 

Nach fünf Monaten Ermittlungen stellte die Staatsanwaltschaft Würzburg das Verfahren gegen den Querdenker Ende April ein. Diese und weitere Äußerungen seien durch das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung gedeckt, hieß es. Von einer rechtswidrigen Verharmlosung des Holocaust könne nicht gesprochen werden, da der Beschuldigte die NS-Verbrechen nicht herunterspiele. Er bringe vielmehr zum Ausdruck, "dass er die Covid-19-Impfungen als ähnlich schlimm ansieht wie den Holocaust".

Die Begründung sorgte Ende April für Entsetzen und Unverständnis unter anderem beim Würzburger  Josef Schuster, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland. Er sprach von einem "völlig falschen politischen Signal". Wer den Massenmord an den Juden mit den Corona-Impfungen gleichsetze, relativiere diesen. Schuster: "Was ist das anderes als eine Verharmlosung?"

Anzeige für den Anbieter X über den Consent-Anbieter verweigert

Dass der seinerzeit Beschuldigte nun Teil des Laschet-Videos ist, sorgt für Wirbel in den sozialen Netzwerken. So schreibt die Vizepräsidentin des EU-Parlaments, die SPD-Politikerin Katarina Barley, bei Twitter, die CDU wisse genau, wen sie in ihren Werbefilm aufgenommen hat. Sie biedere sich "bewusst" bei den Querdenkern an und fische am rechten Rand.

Gefragt, was er von dem neuen Laschet-Video halte und ob es Auswirkungen auf den Wahlkampf-Endspurt in Unterfranken haben könnte, sagte CSU-Bezirkschef Gerhard Eck, er kenne die Hintergründe des Films nicht und könne deshalb zunächst dazu auch keine Stellung beziehen.  

 
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  • L. W.
    Ich dachte immer,

    dass die Grünen manchmal amateurhaft Wahlkampf machen.

    Aber wenn ein Spitzenkandidat der CDU sich mit so einem Typen trifft, der völlig verquere Vergleiche trifft, dann ist das noch schlimmer als amateurhaft Wahlkampf zu machen.

    Wie kann man so uninformiert darüber sein, wen man an seinem Stand ans Mikrofon lässt.

    Und wie kann dieses Video nach dem Mord eines Querdenkers noch einsetzen? Einen der ideellen Anstifter der Gewalttat noch mit sich in Zusammenhang bringen lassen?

    Mittlerweile glaube ich die Amateure im Wahlkampf sind zur CDU gewechselt.
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  • J. H.
    Ich frage mich, was noch passieren muss, damit Laschet endlich mal klar Stellung bezieht: wenn jetzt schon die völlig Verblendeten unter den Impfgegnern anfangen, Leute zu erschießen, dann kann man mit diesen Leuten nicht mehr reden, dann kann man denen gegenüber nicht mehr offen sein. Dann reicht es nicht, nach so einer Tat ein bisschen auf betroffen zu machen. Dann braucht es eine klare Ansage an diese Leute, auf die Aktion und Konsequenz folgt!

    Laschet versucht aus Angst vor dem politischen Absturz immer noch, es irgendwie allen recht zu machen und ja keinem auf die Füße zu treten, weil man könnte Jahr ein paar Stimmen verlieren.

    So kann das aber nicht weitergehen. Erst recht nicht, wenn man Kanzler sein will. Wer nach allen Seiten offen ist, ist eigentlich nur eines: nicht ganz dicht.
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  • S. C.
    Könnten Sie uns erläutern, weshalb Sie Leute, die sich (warum auch immer, das müssen diese nicht erläutern) nicht impfen lassen wollen, mit einem Mörder gleichsetzen (der keine Maske aufsetzen wollte)?

    Inzwischen ist wohl jedes Mittel recht im Kampf gegen Andersdenkende......
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  • J. H.
    Lesen sie bitte noch mal ganz genau, was ich geschrieben habe.
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  • G. G.
    Ich frage mich ernsthaft wie eine ehrwürdige, alte und demokratische Partei wie die CDU (mit der CSU im Schlepptau) aufgrund einer demokratischen Wahl und der Tatsache, dass man eben nicht wie "von Gott gegeben" mal vorne liegt oder ggf. auch die Wahl nicht gewinnen könnte mit allen Mitteln arbeitet, Horrorszenarien, EU-Chaos, wirtschaftlichen Niedergang und eine Rotfront-Debatte vom Zaunbricht. Das ist unterste Schublade und wirf ein schlechtes Licht auf diese Truppe. Egal auf welcher Ebene.
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  • J. H.
    "...die CDU stehe dafür, auch mit denen zu reden..."
    Und die CDU steht sogar dafür, solche Leute als Kandidaten aufzustellen, siehe Maaßen.
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  • S. R.
    Mich würde nicht wundern wenn kurz nach der Wahl rauskommt, dass der Laschet nur ein Schauspieler war, der von Böhmermann eingeschleust wurde.
    So wie damals bei Frauentausch oder Bauer sucht Frau...
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  • K. G.
    Der CDU/CSU ist grad jedes Mittel Recht. Und wenn das linke Schreckgespenst nicht wirkt, fischt man auch gern mal am rechten Rand weiter… eigentlich hoffe ich, dass sie mal richtig baden gehen. Aber es werden immer noch genügend Menschen auf diese Blender reinfallen.
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  • H. M.
    1. Schon als das Video das erste mal im TV aufgetaucht ist, habe ich mich gefragt, wie es sein kann, dass bei einer Wahlveranstaltung (egal von welcher Partei) jemand einfach so auf die Bühne gelangen kann. Wurde der vorher nach Waffen durchsucht? Wenn nicht, dann ist das ein Totalversagen des Sicherheitsdienstes vor Ort. 2. Man kann auch anders darlegen, dass man als Politiker mit der Bevölkerung diskutiert und auf Fragen eingeht. 3. Spätestens nach dem Mord des Maskengegners an einem jungen Studenten hätte man das Video nicht mehr als Wahlwerbung verwenden dürfen. Denn nun ist klar, wie gefährlich die Querdenker- und AfD-Szene ist. Ganz besonders wenn man sich die Freude und Häme über die Tat in den asozialen Netzwerken ansieht! Wer nicht spätestens jetzt aufwacht, dem ist wohl nicht mehr zu helfen. Egal ob Bürger oder Politiker! Die CDU muss wirklich völlig verzweifelt sein, wenn sie sich angesichts der schlechten Umfragewerte eines solchen Videos bedient!!
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  • J. N.
    Nuja, der Fairness halber muss man wohl vermuten, dass Laschet keine Ahnung hatte, wer der Typ war, der ihm da um den Hals gefallen ist.
    Allerdings hätte seine PR-Mannschaft die Identität überprüfen müssen, bevor sie die Szene für ein Werbevideo verwenden...
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  • K. F.
    bin nochmals froh dass ich keine cdu diesmal gewählt habe, denn was der lasche laschet so vom stapel lässt ist schon sehr gewöhnungsbedürftig, um es mal vorsichtig auszudrücken.
    man wird sich wohl fragen müssen, was manche politiker im kopf haben. zum einen lachte er beim besuch des bundespräsidenten hinter dessen rücken als er zu den flutopfern sprach, über was auch immer es zu lachen gab, schlichtweg eine unverschämtheit der opfer gegenüber, da werden in wohl seine nrwler ganz schön den rücken zeigen bei der wahl, zum andern dieses bild heute wieder, wer wohl solch einen kandidaten noch respekt zollt oder ihn gar als kanzler will ist mir völlig unvorstellbar! armes deutschland.
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  • U. H.
    Äußerst befremdlich finde ich, dass man diesen Mann ohne Maske so nah an sich und das Mikrofon ranlässt. Wurde das nach dessen Aussprache und Ausatmen desinfiziert?
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  • C. S.
    Der Typ versaut der CDU die Wahl. Aber das war ja scheinbar so gewollt, als er als Kandidat bekanntgegeben wurde. Jeder kann mal Fehler machen, aber nicht wie er in Reih und Band. Und die Partei hatte auch lange genug Zeit auf die Vorzeichen zu hören. Wer nicht will, der hat schon mal.
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  • J. S.
    Ob verdient oder nicht:
    CDU/CSU brauchen offensichtlich dringend mal eine Pause.
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  • M. F.
    Ab 27. September wird sich jeder fragen: Wer oder was war das Laschet?
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