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WÜRZBURG
Putziges Hamster-Schild am Ikea-Kreisverkehr
Irrungen und Verwirrungen um ein Schild auf der neuen Umgehungsstrecke an der Bundesstraße 19 zu Ikea: Was macht der dicke Hamster dort?
Ein putziger Nager schlägt Wellen       -  Die neue Verbindungsstraße zu Ikea mit dem „Hamster-Crossing“-Schild.
Foto: Ernst Jerg | Die neue Verbindungsstraße zu Ikea mit dem „Hamster-Crossing“-Schild.
Ernst Jerg
Ernst Jerg
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:34 Uhr

Es gibt eine neue hintere Anbindung von der Kreisstraße WÜ 8 zwischen Estenfeld und Maidbronn über einen Kreisverkehr zum Möbelriesen Ikea und den Fachmärkten. Und es gibt eine merkwürdiges Schild, das einen rundlichen, putzigen Nager der Gattung Feldhamster zeigt und auf dem das Wort Crossing steht: Also Feldhamster-Überweg.

In Verbindung mit dem allgemeinen Gefahrzeichen soll es wohl Autofahrer auf Feldhamster aufmerksam machen, die die neue Trasse überqueren könnten. Denn genau neben der Straße verläuft ein 70 Meter breiter Hamster-Korridor, der neue Lebensraum der umgesiedelten Tiere.

Ein Spiegel für das individuelle Humorverständnis

Was hat es nun aber auf sich mit dem Hamster-Schild? Laut Polizei ist es kein reguläres Schild gemäß der Straßenverkehrsordnung. Vom städtischen Baureferat war nach langer Vorlaufzeit immerhin dieser Satz zur Intention der Aktion zu bekommen: „Das ist weder ein Verkehrszeichen, noch überhaupt ein Schild. Das ist ein Spiegel, der jedem Betrachter sein individuelles Humorverständnis zeigt." Das lässt die Redaktion einfach so mal stehen und wirken.

Mittlerweile treffen an vielen Orten in Mainfranken Menschen und Wildtier aufeinander. Besonders im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen dabei der Wolf, Biber und Feldhamster.

Nicht immer zur wechselseitigen Freude. Auf der Karte haben wir einige der Begegnungen zusammengefasst.

Und wie sieht jetzt die oberste Behörde für „Verkehrsschilder“, das bayerische Staatsministerium des Inneren für Bau und Verkehr, diese Aussage der Stadt? Nach einer kurzen Recherche in den Amtsstuben war der Hamster-Beauftragte gefunden: Michael Siefener, stellvertretender Sprecher im Ministerium.

Ministerium kommentiert Hamsterschild

Der kommentiert die ganze Sache ebenfalls garantiert nicht bierernst. „Möglicherweise ist mit oberirdisch querenden Feldhamstern zu rechnen, die sich offenbar nicht an die geltende Vorfahrtsregelung halten. Darauf deutet auch der resolute Gesichtsausdruck des abgebildeten Tieres hin. Das ist sicherlich ein Missstand, dem offensichtlich auch konsequente Polizeikontrollen keinen Einhalt bieten können.“

Die Mail war mit diesem Hinweis gekennzeichnet: Beste Grüße, Michael Siefener, im Hamsterrad des bayerischen Staatsministeriums. Ob die Stadt Würzburg schon in Anlehnung an den Zebrastreifen einen Hamsterstreifen prüfe, entziehe sich seiner Kenntnis.

Zur Geschichte der neuen Straße, die noch keinen Namen hat: Eine hintere Anbindung zur Entlastung der bisherigen alleinigen Zufahrt von der Bundesstraße 19 her, wird seit den Anfängen der Ikea-Planungen auf der Mainfrankenhöhe vom Stadtrat gefordert. Damit soll die B 19 massiv entlastet werden. Der Plan: Besucher aus dem Norden können die Bundesstraße bereits in Höhe von Estenfeld verlassen, auf die Kreisstraße WÜ 8 einbiegen und über einen Kreisverkehr und die neue Gemeindeverbindungsstraße direkt Ikea ansteuern.

Straße erschließt neues Gewerbegebiet

Aber die Planungen der Stadt Würzburg gehen noch ein gutes Stück weiter. Mit der neuen Trasse ist auch ein 4,6 Hektar großes Gewerbegebiet hinter Ikea und den Fachmärkten erschlossen worden. Mittelständische Unternehmen und Firmen aus der Logistikbranche könnten sich dort nach dem Wunsch des Stadtrates ansiedeln.

Bisher heißt das neue Gebiet Würzburg-Nord. Laut Klaus Walther, zuständig für die Neuansiedlungen, gibt es bereits einige Interessenten. „Wir suchen natürlich arbeitsplatzintensive Branchen“, sagt der städtische Mitarbeiter. „Wir wollen kein Gelände verkaufen, um Autos darauf abzustellen.“

Kostenpunkt: 3,8 Millionen Euro

Für die etwa einen Kilometer lange Strecke, die immerhin mit 3,8 Millionen Euro zu Buche schlägt, mussten jedoch erst die streng geschützten, dort lebenden Feldhamster katalogisiert und umgesiedelt werden. Immerhin waren es im Juni 2016 zehn Nagetiere, die sich dort heimisch fühlten, war damals von der Stadt zu erfahren. Mit speziell für die Hamster angebauten Feldern wurde ihnen der Umzug in Richtung Versbach schmackhaft gemacht.

Und für diese Tiere hat die Stadt jetzt die eigens geschaffenen Warnschilder aufstellen lassen, um die Autofahrer vor einem Hamster-Transit zu warnen. Pardon: Laut Baureferat ist das ja kein Verkehrszeichen.

 
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Kommentare
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  • G. B.
    Es ist doch schön wenn Behörden auch Humor haben!

    Eine Frage, bzw. deren Antwort, interessiert mich als Mainpostleser:
    Braucht die B19 wirklich eine Entlastung auf einem Kilometer?
    Oder wurde hier ein Bedarf konstruiert um über Zuschüsse günstig zu einer überdimensionierten Zufahrtsstraße für die Erweiterung eines Gewerbegebiets zu kommen?
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  • K. K.
    kreuzt der jetzt am Radweg? Hoffentlich weis er das. Wieso wir auf unseren Schildern in D jetzt plötzlich englisch geschrieben?
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  • M. G.
    Bezüglich der Frage warum auf "unseren Schildern plötzlich Englisch geschrieben wird", sollten Sie die Antwort des Baureferats beachten:

    "Das ist weder ein Verkehrszeichen, noch überhaupt ein Schild. Das ist ein Spiegel, der jedem Betrachter sein individuelles Humorverständnis zeigt."

    Schauen Sie doch noch mal gut hin, dann sehen Sie sicherlich Ihr Humorverständnis.
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  • K. K.
    ca. 1 Km Luftlinie....

    vom dortigen Hamstergebiet entfernt, befand sich in den Jahren 2014/15 ein Eulennest. 2014 vier Jungvögel und 2015 nur zwei. Die Altvögel flogen meist in Richtung Ikea oder kamen von dort zu ihren Nest. . Sie hatten u.a. auch Hamster aus den dortigen Gebiet erbeutet und an die junge Nachkommenschaft verfüttert. Das war durchs Fernglas klar erkennbar. Ab 2016 und bis jetzt gab/gibt es keine Eulen mehr in diesen für sie einst günstigen Lebensraum. Die Hamster sind schon übefahren.
    Schade drum.....
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  • S. T.
    Ist ja sehr witzig gemeint, täuscht aber nicht über den ernsten Hintergrund hinweg: Immer mehr Tierarten verschwinden oder sind vom Aussterben bedroht. Wer sagt, das ist wurscht, hat keine Ahnung von Kreisläufen der Natur und den Zusammenhängen der Ökosysteme und worauf auch der Mensch in letzter Konsequent angewiesen ist! Mann kann dann ja grinsen, aber einen Grund das ganze nicht ernst zu nehmen oder lächerlich zu machen gibt es definitiv nicht!
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  • D. K.
    Hallo, bitte nicht die Hamster mit den Bienen vergleichen
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