Gäbe es die letzte Minute nicht - für den Ochsenfurter Carnevals-Club (OCC) war sie heuer ein Segen. Den in eben dieser "letzten Minute" konnten "Die Lüggebüßer" auf der OCC-Prunksitzung einspringen und ganz großartigen Humor auf die Bühne bringen – mit dem man die "DB" und die "Ampel" allein für diesen Spaß gerne erträgt.
"Willkommen im Zug. Ich bin Ihr Fahrgast!" In ihrem ersten Sketch drehten "Die Lüggebüßer" die Sache mit der Bahn ganz einfach um. Tickets hatte da jedenfalls kein einziger Fahrgast. Von Betriebsstörungen im morgendlichen Toilettenprogramm, die zu einer Stunde Verspätung führten bis zum torkelnd gelallten "Leider bin ich total überfüllt!" lief hier nichts nach Plan.
Der Sprungspagat des Landrats bleibt ein Gerücht
Aber auch existentiellen Fragen kamen auf den Tisch. Etwa wenn die Heiligen Drei Könige, alias die "Ampel" für die ärmliche junge Familie in Bethlehem keine Geschenke mehr haben: "Gold, Weihrauch und Myrrhe? Forget it, es ist Dürre!"
Drei Sketche hatten "Die Lüggebüßer" auf brillant hohem Niveau gezeigt. Erst im Januar waren sie eingesprungen, nachdem sich eine Lücke im Programm aufgetan hatte.
Aber hätte nicht auch Landrat und Senator Thomas Eberth einspringen können? Gesellschaftspräsident Thorsten Leimeister hatte ihm jedenfalls kurz das Mikrofon überlassen, um dies auch sofort zu bereuen, weil sich "die nachfolgenden Sendungen um 45 Minuten verschieben".
Ein Gerücht bleibt, Eberth würde seit Jahren Sprungspagat üben. Gezeigt hat er ihn diesmal wieder nicht. Nach dem fulminanten Sprung, mit dem Showtanzmariechen Merit Wildauer ihre akrobatisch-laszive, beeindruckende und ausdrucksstarke Interpretation von "Moulin Rouge" beendete, ist es auch wahrscheinlicher, dass er als Bauer weiter für "Land" und "Bier" demonstriert.
Das Männerballett wird von gleich vier Frauen trainiert
Außerdem war ja auch kaum mehr Platz auf der Bühne bei dem Aufgebot an Garden, Showtänzen und Tanzmariechen. Die konnten sich und ihr jahrelanges Training so richtig feiern, forderten die Bühne mit Macht, ergänzt durch Gastbeiträge aus Sulzfeld, Hettstadt und Billingshausen. Bemerkenswert: Das Männerballett, das sich diesmal den Stern aus dem Dschungelcamp holte, benötigt für sein Training inzwischen vier Frauen – für die Purzelgarde genügen zwei. "Atlantis, gemeinsam sind wir stark" war das Thema, mit dem das Showtanzballett den von Sitzungspräsidentin Melanie Greier zusammengehaltenen Abend abrundeten.
Tolle Kontinuität und wunderbare Entwicklung zeigten die OCC-Nachwuchs-Bütten. "Die Fastnachtsakademie lässt grüßen", wie es Schüler Adrian formulierte. Er berichtete in neuer Schuluniform und inzwischen besonders schlau, als Tutor für die Landschulheim-Tage der Fünften.
Lang vermisste Geschichtenerzählerin kehrte zurück
"Was soll aus mir werden?", fragte sich indes Mika, der auf Jobsuche ist. Von soliden Vorstellungen gelangte er über Jura und den OCC-Vorsitz in die große Politik, wo eigentlich kein Abschluss nötig wäre. Mit seiner Büttenredner-Partei – jede Rede wäre quasi ein Gedicht – wären große Säle zu füllen und mit den Lizenzen Haushaltslöcher zu stopfen.
Das ältere Semester, den Silberjubilar und seine Rückschau auf die glorreichen Zeiten, als die Wirkung auf Frauen noch sicher war, gab Anita Heer – samt prompter Ernüchterung. Wieder zurück ist die lange vermisste "Geschichtenerzählerin" Sandra Heigl, die es mit den bösen Streichen hatte. Etwas modernisiert hatten da "Max und Maurice" das Bio-Hühnerei neu erfunden und der Bäcker Lutz den Einheitsbrei. "Dass wir an lila Kühe glauben, Billys selbst zusammen schrauben" – in der TVO-Halle wurde "jeder Scheiß" mitgemacht, quittiert mit viel "Helau" und dem Ochsenfurter Ruf "Zucker!" Antwort: "Rübe!"
Akteure der OCC Prunksitzung
