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WÜRZBURG
Porträt zur OB-Wahl: Christian Schuchardt - Mann der Zahlen
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 15.12.2015 14:41 Uhr

Das Elternhaus von Christian Schuchardt steht in Dreieich, einer Kleinstadt im Landkreis Offenbach. 1969 in Frankfurt geboren, wächst er mit einem älteren Bruder und einer älteren Schwester in einem Siedlungshaus auf. Der Vater arbeitet als Chemiker in der Industrie, die Mutter ist Ärztin, muss aber mangels Kinderbetreuung ihre Arbeit schweren Herzens aufgeben.

Die Akademikereltern begegnen ihren drei Kindern auf Augenhöhe: Es wird diskutiert statt kommandiert. Schuchardt begleitet seinen Vater sonntags zum Gottesdienst und besucht das örtliche Gymnasium. Dort zeigt er gute Leistungen, spielt im Schultheater und macht bei der Schülerzeitung mit. Um die Häuser zieht der Jugendliche in Frankfurt.

Sein Weg

Nach dem Abitur (Schnitt 2,1), geht Schuchardt 1988 zur Bundeswehr und beginnt dann eine Lehre bei der Hessischen Landesbank in Frankfurt. Gleichzeitig wird er für die CDU in den Dreieicher Stadtrat gewählt. Er ist Mitglied im Sozialausschuss, bis er mit 22 Jahren zum Studium der Verwaltungswissenschaften nach Konstanz geht. Vier Jahre bleibt er am Bodensee. In den Semesterferien jobbt er weiter bei der Landesbank, wo der Diplom-Verwaltungswissenschaftler 1995 eine Festanstellung annimmt. In Frankfurt engagiert er sich wieder politisch: Er ist für die CDU im Ortsbeirat, eine Art Stadtteil-Rat, in Bornheim-Ostende.

In der Landesbank steigt er zum stellvertretenden Abteilungsleiter und Prokuristen auf und ist Ansprechpartner für Kommunen bei Kreditvergaben. Mit Anfang 30 wird ihm klar, dass ihn die Aufgabe, Geld für die Bank zu verdienen, nicht ausfüllt. Die konkreten, kommunalen Sachaufgaben reizen ihn mehr. Also wechselt er 2004 ins Rathaus der Kleinstadt Schwerte im Ruhrgebiet. Der 34-Jährige Kämmerer ist jünger als seine Mitarbeiter. Er stabilisiert den Haushalt, setzt einige Neuerungen durch und kämpft mit der Affäre um das defizitäre Freizeit-Allwetterbad der Stadt. Schuchardt verhindert 2007 die Privatisierung des Bades, das 2009 doch geschlossen wird. Da ist er schon zwei Jahre Kämmerer in Würzburg.

Das hat ihn geprägt

Ein frühes Schlüsselerlebnis Schuchardts ist die von der hessischen SPD-Regierung geplante Umwandlung seines Gymnasiums in eine Gesamtschule: Als Schüler organisiert er 1983 in der Schülerzeitung den Protest gegen die Pläne und tritt in die CDU ein. „Gerettet“ wird seine Schule schließlich, weil die Landesregierung wechselt. Doch das Interesse Schuchardts an der kommunalen Politik ist geweckt.

In seiner Zeit als Stadtrat in Dreieich und Ortsbeirat im Frankfurter Osten wird ihm klar, dass Kommunen Strukturen schaffen und erhalten müssen, „um möglichst vielen Menschen das Mitkommen ermöglichen“. Eindrücke, wie zum Beispiel die Wiedervereinigung, festigen sein politisches Bild von einer freiheitlichen Gesellschaft, die auf Eigenverantwortung setzt. Schuchardts Vorbild ist Richard von Weizsäcker, dessen gesellschaftliches Engagement ihm imponiert.

Stärken und Schwächen

Im Würzburger Rathaus gilt der Referent für Finanzen, Personal und Liegenschaften als strukturiert, organisiert und verlässlich. Seine Arbeit wird von allen Parteien anerkannt. Der 45-Jährige sei ein analytischer Stratege, der die Übersicht bewahrt, sich aber auch um Kleinigkeiten kümmert. Gelegentlich an der Grenze zur Detailverliebtheit.

Manche im Rathaus legen dem Kämmerer das negativ aus – und kritisieren, dass er als „Oberkontrolleur“ sich in manche in Dinge einmischt, für die er eigentlich nicht zuständig ist. Ein Hang zur Rechthaberei ist im Wahlkampf gelegentlich an ihm zu beobachten. Wenn er sich angegriffen fühlt, bügelt er Argumente auch mal barsch ab. Das wirkt teilweise arrogant. Unangenehmen Fragen weicht er rhetorisch geschickt und sprachgewandt aus – er kann dann viel reden, ohne inhaltlich zu antworten.

Meistens tritt Schuchardt aber freundlich und einfühlsam auf. Und mit Kalkül: Seine Fähigkeit, sich in der Öffentlichkeit so zu geben, wie es gut ankommt, ist eine Stärke. Die zur Schwäche werden kann, wenn er dadurch glatt und kühl wirkt. Das ist Christian Schuchardt im direkten Gespräch nicht. Stattdessen präsentiert er sich schlagfertig, humorvoll und aufmerksam. Weitere Stärke: Er kann mit Kritik umgehen und nimmt sie nicht persönlich.

Die Frau an seiner Seite

Asa Petersson ist gebürtige Schwedin. Sie zieht mit ihrem Sohn 2005 nach Würzburg, um beim städtischen Eigenbetrieb CTW als Marketingleiterin zu arbeiten. Als Schuchardt 2007 in die Domstadt kommt, lernen sie sich kennen, heiraten 2010 und „sind mittlerweile als Familie in Würzburg fest verankert“, sagt Schuchardt. Über Frau und Kind will er nicht so gerne etwas in der Zeitung lesen.

Seit 2010 ist Asa Petersson Geschäftsführerin der Region Mainfranken GmbH. Die 49-Jährige begleitet ihren Mann gelegentlich zu Wahlkampfterminen und hat dabei ab und zu seinen Terminkalender in der Hand.

„Natürlich unterhält man sich“, sagt Schuchardt auf die Frage, ob seine Frau ihn auch berät. „Wir stehen in einem guten Austausch und ich bekomme von ihr wichtige Ideen.“

Da will er hin

„Ich bin gefragt worden“, erklärt Schuchardt seine Kandidatur. Ostern letzten Jahres sei die Idee seines Antritts für CSU, FDP und WL „aus dem politischen Raum heraus entstanden und entwickelt worden“. Um von allen drei Gruppierungen akzeptiert zu werden, ist Schuchardt bis heute CDU-Mitglied geblieben, obwohl er sich eine „hohe Übereinstimmung mit den Werten der CSU“ zuschreibt. CSU-Chef Horst Seehofer hat das CDU-Parteibuch frühzeitig abgesegnet. Damit gab es auch für die Parteibasis daran nichts zu meckern.

Seit Wochen kämpft Schuchardt mit viel Einsatz. Um das neben seinem Referentenposten zu schaffen, saß er oft schon morgens um sieben Uhr am Schreibtisch, seit dem ersten Wahlgang hat er Urlaub. Seine Motivation: Er glaubt, dass er die nötige Sachkompetenz mitbringt, um die Prioritäten in der Stadt richtig zu setzen und die Durchsetzungsfähigkeit, um die Menschen dabei mitzunehmen. Er will ein pragmatischer Oberbürgermeister werden.

„Er ist ein intelligenter Mensch und ein engagierter Kulturpolitiker. Projekte, die er für richtig hält, verfolgt er mit viel Nachdruck.“
Christian Schuchardt über Muchtar al Ghusain
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Kommentare
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  • DMA
    Mit seiner Ablehnung von Gesamtschulen dürfte er bei traditionellen CSU-Wählern gut ankommen.
    Was nun daran besonders ist, schon um sieben Uhr morgens am Schreibtisch zu sitzen, erschließt sich mir nicht. Wenn er noch um sieben Uhr morgens da säße, wäre das schon ungewöhnlicher.
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