Es gab Zeiten, da fand der Politische Aschermittwoch der Würzburger Grünen vor maximal 30 Menschen und komplett ohne die üblichen deftigen Sprüche in Richtung Konkurrenz statt. Das hat sich dank guter Wahlergebnisse inzwischen geändert: Die Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann und OB-Kandidat Martin Heilig hielten sich nicht zurück und teilten Richtung CSU und Oberbürgermeister Christian Schuchardt kräftig aus.
"Ich habe acht Podiumsdiskussionen mit dem amtierenden Oberbürgermeister absolviert, aber ich habe immer noch nicht verstanden, wo er in den nächsten sechs Jahren hin möchte", sagte Heilig, der ein Frage-und-Antwort-Spiel mit den Zuhörern benutzte, um seine Standpunkte deutlich zu machen. Für das grüne Publikum im sehr gut besuchten Felix-Fechenbach-Haus waren Fragen wie "Wollen sie echten Klimaschutz?" freilich eher rhethorischer Natur.
Heilig hofft auf große Mehrheit im Stadtrat
Heilig nannte Schuchardt unter anderem entscheidungsschwach und einen Zauderer: "Er erinnert mich an einen Feldhasen, der immer im Zick-Zack springt. "Will man so jemanden als Chef oder als Oberbürgermeister haben?", fragte der 44-Jährige. Er hofft nach der Kommunalwahl am 15. März auf eine "große progressive Mehrheit im Stadtrat" und will als erster grüner Oberbürgermeister in Bayern "das große Potenzial der Stadt konsequent entfalten".
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Manuela Rottmann nutzte ihre Aschermittwochsrede unter anderem, um mit der CSU abzurechnen. Ministerpräsident Markus Söder hatte ihr dazu am Vormittag in Passau die passenden Vorlagen geliefert, unter anderem mit einer Äußerung über den von ihm wahrgenommenen "Mief der 80er-Jahre" im grünen Parteiprogramm.
Rottmann: Grüne sind keine Verbotspartei
"Das ist derselbe alte Käse, den Söder immer erzählt. Man muss sich wirklich die Frage stellen, wieviel man intus haben muss, um diese alte Leier beklatschen zu können", sagte die 47-Jährige, die am 15. März in Bad Kissingen zur Landrätin gewählt werden möchte.
Rottmann erinnerte daran, dass damals in Bonn Helmut Kohl und in München Franz Josef Strauß regiert haben: "Den Mief der 80er-Jahre haben CDU und CSU zu verantworten. Der beste Schutz gegen seine Rückkehr sind die Grünen."
Auch den Vorwurf, die Grünen seien eine Verbotspartei, konterte die Bundestagsabgeordnete: Keine andere Partei habe einen größeren Verbotsfetisch als die CSU, sagte sie und erinnerte zum Beispiel an die Kriminalisierung von Cannabis, die zuletzt sogar zu Durchsuchungen von Hanf-Läden in Würzburg und Schweinfurt geführt hat. Dabei sei die Drogenpolitik der bayerischen Landesregierung komplett gescheitert: Gegen jeden bundesdeutschen Trend steigt laut Rottmann im Freistaat die Zahl der Menschen, die nach dem Konsum illegaler harter Drogen sterben.
Wird Würzburg zum "Museum der Verkehrspolitik"?
Rottmanns eigentliche Aufgabe war aber Wahlkampfunterstützung für Martin Heilig und Landratskandidatin Karen Heußner, und auch die erfüllte sie. Die 47-Jährige hat in Würzburg das Gymnasium besucht und Jura studiert, kennt die Stadt also seit Jahrzehnten. "Der Autoverkehr ist dramatisch schlimmer als in vergleichbaren Städten", betonte Rottmann. Wenn sich daran nicht bald etwas ändere, werde Würzburg irgendwann zu einem "Museum der Verkehrspolitik der 80er-Jahre, von der sich andere Städte längst abgewendet haben".
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Die Lösung der Probleme sei im Kommunalwahlprogramm zu finden, in das die Würzburger Grünen und die Grüne Jugend viel Arbeit gesteckt haben: "Das ist genau das, worauf die Wähler gewartet haben", ist sich Rottmann sicher. Sie erinnerte die Kandidaten an ihre Verantwortung, die Bürger ernst zu nehmen und sich dessen bewusst zu sein, dass vielen Menschen Veränderungen schwer fallen – zum Beispiel bei der Verkehrswende.
Rottmann ist davon überzeugt, dass sich "die mutigen und guten Ideen" der Grünen am 15. März durchsetzen und sowohl Martin Heilig in der Stadt als auch Karen Heußner im Landkreis in die Stichwahl kommen. Ihre Rede endete mit einer weiteren Breitseite Richtung CSU: Der bayerische Defiliermarsch sei am Mittwoch in Passau noch lauter gewesen als sonst, "damit man das angstvolle Plätschern in den CSU-Lederhosen vor der Kommunalwahl nicht so hört."