Gut zwanzig Jahre ist es her, dass der Streckenabschnitt der Straßenbahnline 5 zwischen dem Heuchelhof und Rottenbauer in Betrieb gegangen ist. In etwa genau so lange laufen inzwischen die Überlegungen für eine Linie 6 von der Innenstadt zum Hubland. Vor genau zehn Jahren, 2007, begannen dann die Planungen für die Umsetzung dieser Überlegungen.
Nun, so scheint es, wird es langsam ernst: Der Erörterungstermin im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens der Frauenland-Linie, also die Verhandlung über Einwendungen gegen das Projekt, wird in der kommenden Woche vom 11. bis zum 15. Dezember stattfinden. Das hatte Oberbürgermeister Christian Schuchardt bereits in der Stadtratssitzung Ende September bekannt gegeben. Ebenfalls bekannt gemacht worden war der Termin durch Amtliche Anzeigen am 1. Dezember. Ort des Geschehens ist das Tagungszentrum auf der Festung Marienberg.
Der Erörterungstermin ist nicht öffentlich
„Dieser Erörterungstermin ist nicht öffentlich“, sagte Johannes Hardenacke, Pressesprecher der Regierung von Unterfranken, die federführend im Planfeststellungsverfahren ist, auf Anfrage. Montag und Dienstag sei für die Einwendungen von Kommunen und der sogenannten Träger öffentlicher Belange vorgesehen. „Diese können dabei ihre Bedenken nochmals vorbringen, die dann erörtert werden“, erläuterte Hardenacke weiter.
Ab Mittwoch werden dann die Einwände von Privatleuten erörtert. 447 solcher Einwendungen hatten Bürger nach der ersten Auslegung der Pläne im Jahr 2013 eingereicht. Dies ist der Hauptgrund für die Bauverzögerung. Denn um möglichst keine Privatbetroffenheiten zu erzeugen, wurde daraufhin neu geplant und die neuen Pläne dann wieder ausgelegt, informiert Hardenacke. „Aber auch da gab es wieder Einwendungen, wenn auch nicht so viele“, berichtete der Pressesprecher der Regierung von Unterfranken.
Die Einwendungen der Bürger werden ab Mittwoch behandelt.
Alle diese Einwendungen der Bürger werden ab Mittwoch behandelt. Im Tagungszentrum auf der Festung Marienberg liegen Listen aus, in denen sich die Einwender eintragen können. Ihre Einwände gegen die Straßenbahnplanung werden dann in der Reihenfolge der Listeneinträge abgearbeitet, erläutert Hardenacke. Jeder, der einen Einwand eingereicht hat, sich in die Liste eingetragen hat, und bei dessen Erörterung anwesend sein möchte, muss sich durch einen Lichtbildausweis ausweisen können. Wer nicht selbst teilnehmen kann und einen Bevollmächtigten schickt, muss diesen mit einer schriftlichen Vollmacht versehen.
Langen die drei Tage von Mittwoch bis Freitag nicht, geht es am Montag, 18. Dezember weiter, so lange bis alle Einwände abgearbeitet sind. Wenn alles planmäßig verläuft, könnte dann schon im Laufe des kommenden Jahres Baurecht für die Strecke vorliegen, hoffen die Verantwortlichen. In derselben Sitzung Ende September hatte der Stadtrat zudem bei nur einer Gegenstimme beschlossen, die Würzburger Straßenbahn GmbH bei der Akquise von Fördermitteln mit dem Ziel, eine zeitnahe Finanzierung zu sichern, zu unterstützen.
Neue Straßenbahn ist wichtig für den Hochschulstandort
Denn zusammen mit der Verlängerung der Linien 1 und 5 in Grombühl und der geplanten Anschaffung neuer Fahrzeuge liegt das Gesamt-Investitionsvolumen in Sachen Straßenbahn derzeit bei deutlich über 200 Millionen Euro Die dringend notwendige Hilfe bei der Finanzierung könnte die Forderung von Universität und Fachhochschule nach dem Bau der Linie sein. Die neue Straßenbahn sei von großer Bedeutung für den Hochschulstandort, heißt es von Seiten des Uni-Präsidenten Prof. Alfred Forchel und von Prof. Robert Grebner, dem Präsidenten der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt.
Hinzu kommt, dass durch die Nutzung aller möglichen Fördertöpfe bei Erschließung vom Bildungsstandorten der Bau der Strecke selbst wie in Erlangen oder München mit 90 oder gar 95 Prozent durch staatliche Zuschüsse finanziert werden könnte. Und auch die Förderung für die benötigten Straßenbahnwagen für die Linie könnte durch das von der Staatsregierung aufgelegte Maßnahmenpaket zur Luftreinhaltung in den Städten von 25 Prozent auf satte 50 Prozent steigen.
Denn erst eine optimal Verkehrsanbindung bildet die Grundlage für weitere Ansiedlungen, ob jetzt für Wohngebiete oder aber auch Gewerbegebiete, denn
die Zeiten, wo alles mit dem Auto erledigt wird, dürften einmal vorüber sein.
Und wenn Würzburg einwohnermäßig weiter wachsen will, müssen die Verantwortlichen in diese Infrastruktur investieren.
Ich bin jetzt seit 1994 im Raum WÜ. Seither kenne ich auf den Hubland rollende Pläne.
Rollten die eigentlich auch schon vor 1994 den Berg rauf und runter?