Wie berichtet, hatten die Würzburger Versorgungs- und Verkehrsbetriebe (WVV) als Ergebnis einer Machbarkeitsstudie im September neun theoretische Trassen vorgelegt. In der Zwischenzeit wurden die Bürger informiert, unter anderem mit einer Ausstellung im Rathaus und übers Internet. Dort nutzten bis dato an die 400 Besucher die Möglichkeit zu Anregungen und Anmerkungen. „Die Grundstimmung ist sehr positiv“, sagt WVV-Sprecher Jürgen Dornberger. Das gilt auch für die Politik. Selten war für ein Würzburger Projekt solches Einvernehmen zu spüren.
Kombi-Lösung aus zwei Varianten
Einstimmig fiel jüngst der Beschluss des Aufsichtsrates der Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB) unter Vorsitz von Hans Werner Loew (SPD) aus. Es handelt sich dabei um eine Trassen-Empfehlung an den Stadtrat. Der soll im Ausschuss am 10. Dezember und drei Tage später im Plenum den Weg für die weitere Prüfung und Planung freimachen. Welche Trasse favorisiert wird, daraus macht die WSB noch ein Geheimnis.
Nach MAIN-POST-Informationen steht klar die Variante 1 a im Mittelpunkt: Danach würde die neue Straba-Linie 6 vom Sanderring (Neue Uni) über die Ottostraße, die Sieboldstraße, den Frauenland- und Wittelsbacherplatz über den Zwerchgraben, entlang der Maurmeierstraße zum Galgenberg und zur Hubland-Uni führen. Verknüpft werden soll diese Linie als Kombi-Lösung offenbar mit der Variante 2 c, die von der Ottostraße über die Balthasar-Neumann-Promenade und die Theaterstraße am Barbarossaplatz ins bestehende Netz einfädeln würde.
Wohl eher als Außenseiter im Spiel ist noch Variante 2 a: Sie würde dem Rennweg an der Residenz vorbei durchs Oegg-Tor folgen und – bei vergleichsweisen großen Eingriffen – durch die Valentin-Becker-Straße den Wittelsbacherplatz erreichen. Von dort ginge es wie bei den anderen Varianten weiter zur Hubland-Uni.
Sollte der Stadtrat der Empfehlung folgen, würde die WSB laut Dornberger in der nächsten Phase die Verkehrsleistung, Denkmal- und Naturschutz, technische Details und die Wirtschaftlichkeit bzw. Förderfähigkeit prüfen. Dornberger: „Wir hoffen, dass die Sache am 13. Dezember eingegleist wird.“ Um keine Zeit zu verlieren, hat WVV-Geschäftsführer Thomas Schäfer bereits erste Gespräche in München geführt.
Hoch erfreut über das WSB-Votum ist die Interessengemeinschaft Würzburger Straßenbahn (IWS). Dies sei der „seit Jahrzehnten bedeutsamste Beschluss zur Förderung des Nahverkehrs“, so Vorsitzender Eckhard W. Beck auf Anfrage. 100 Millionen Euro staatlicher Fördermittel könnten damit nach Würzburg geholt werden. Der Aufsichtsrat habe die Chancen der Uni sowie die Entwicklungs- und Vermarktungsmöglichkeiten der Leighton Barracks erheblich verbessert. Die IWS dankt laut Thomas Naumann, Sprecher des Arbeitskreises Verkehrspolitik, ausdrücklich für die Bereitschaft, das Thema aus dem Wahlkampf herauszuhalten.
Die IWS hält die Variante 1 a vom Sanderring zum Hubland für die beste Lösung mit den geringfügigsten Eingriffen. Der Ringpark werde kaum berührt, und in der ausreichend breiten Sieboldstraße sei eine eingleisige Linienführung möglich. Auch der weitere Anschluss von der Ottostraße über die Residenz zum Barbarossaplatz wird laut Naumann befürwortet. Allerdings dürfe darüber nicht das Gesamtprojekt scheitern – falls durch Einwendungen von Denkmalschutz und Aufsichtsbehörde die Führung via Residenz und Balthasar-Neumann-Promenade ausscheide.