Der Atemschutzgeräte-Pool ist eine Idee von Kreisbrandrat (KBR) Michael Reitzenstein, die gerade durch alle Rathäuser tourt. Der Landkreis Würzburg befindet sich mit der Kreisbrandinspektion damit auf Pionier-Pfaden – vor allem zur Entlastung der Freiwilligen Feuerwehren, aber auch der Gemeinden.
In Theilheim warb jüngst Kommandant Jürgen Wallrapp im Gemeinderat dafür, dass sich die Gemeinde als Kostenträger der Freiwilligen Feuerwehr für die Teilnahme am Atemschutzgeräte-Pool entscheide. Es würden für den Landkreis einheitliche Geräte beschafft. Das teils wochenlange Warten auf Ersatzteile entfalle, und es werde günstiger.
Wallrapp schlug eine Stufenlösung vor, bei der vier der vorhandenen acht Geräte sofort dem Pool der Kreisbrandinspektion angehören sollen, die anderen später. Es sind Geräte, bei denen in diesem Jahr die turnusmäßige Grundüberholung anstehe, das heißt Investitionen oder auch Neubeschaffungen anstünden. Wallrapp muss nicht lange argumentieren: Theilheim spricht sich für eine Beteiligung am Atemschutzgerätepool aus.
Minimum von 250 Geräten ist längst erreicht
Kurz vor dem Stichtag für die Gemeinden weiß Reitzenstein schon "dass das Ergebnis gut wird". Knapp 300 Atemschutzgeräte haben die Gemeinden bis dato für den Pool angemeldet. Dazu kommen 75 landkreiseigene Geräte. Das vom Kreisbrandrat vorgegebene Minimum von 250 Geräten ist längst erreicht. Ohnehin soll die Umstellung von Gemeindeeigentum auf gemeindefinanziertes Pool-Eigentum in Regie der Kreisbrandinspektion stufenweise in Drei-Jahres-Schritten erfolgen, aber noch in diesem Jahr beginnen.
Ist eine zentrale Atemschutz-Werkstatt im Landkreis schon eine Besonderheit in Bayern, hat sich Reitzenstein für den Pool von Modellen in Hessen und Schleswig-Holstein inspirieren lassen. Bis Ende Februar sollten sich die Gemeinden für oder gegen den Atemschutzgeräte-Pool aussprechen, erklärt Reitzenstein. Zuvor hatte er bereits den Kommandanten und den Bürgermeistern das Konzept vorgestellt.
De facto ist es eine Weiterentwicklung der Atemschutzgeräte-Werkstatt im Feuerwehrzentrum des Landreises mit Sitz im Klingholz bei Giebelstadt. Demnach würde der Landkreis, der seit 1976 die zentrale Atemschutzgeräte-Werkstatt betreibt, die Atemschutz-Technik (AT) künftig als kompletten Service anbieten.
Rund um die Uhr-Service käme dazu
Zum Reinigen, Prüfen und Warten der Geräte käme nun auch die Beschaffung und ein Rund-um-die-Uhr-Service mit permanenter Verfügbarkeit einsatzfähiger Geräte dazu. Mit noch festzulegenden Ausliefer- und Abgabe-Depots im Landkreis würde sich zudem der Aufwand für das Bringen gebrauchter und das Abholen gereinigter Geräte massiv reduzieren. Die bis dato zwei Fahrten zum Klingholz würden sich auf eine Fahrt zum nächsten Gerätedepot reduzieren, wo permanent frische Geräte über ein Schließsystem verfügbar wären. "Der Benefit liegt bei den Feuerwehren", sagt er. Und: Es werde günstiger durch rationelleres Arbeiten und zentralen Einkauf.
Um alle Synergien voll ausschöpfen zu können, will Reitzenstein, dass künftig bei der AT nur noch ein Modell verwendet wird, das mittels Ausschreibung alle relevanten Kriterien erfüllt. Alle Geräte wären damit untereinander kompatibel und austauschbar, das Ersatzteil-Management überschaubar. Das große Kontingent an Pool-Geräten bzw. Rahmenverträge, so Reitzensteins Plan, werde die Kosten reduzieren, "vom Arbeitsaufwand ganz zu schweigen".
"Die bisherige Vielfalt ist hier kein Vorteil", sagt der Kreisbrandrat. Allein die Aus- und Fortbildung der AT-Verantwortlichen und die vorzuhaltende Prüftechnik sei bei vier Herstellern mit wiederum etlichen Geräte-Typen enorm zeit- und kostenintensiv.
Brand des Rübenhofes war Auslöser für Neukonzeption
Auslöser für die Neukonzeption der AT sei der Brand des Rübenhofes der Zuckerfabrik in Ochsenfurt 2017 gewesen. Damals seien bei nur einem Einsatz mehr als 120 Geräte verwendet worden und damit auf einen Schlag zehn bis 15 Feuerwehren ohne einsatzfähige Geräte gewesen.
Es habe Wochen gedauert, bis die erheblich verschmutzte AT wieder einsatzfähig war. Mit vier Ehrenamtlichen und mindestens 12 Stunden offizieller Öffnungszeit wird die Atemschutz-Werkstatt bislang betrieben und läuft am Limit des Zumutbaren. Entlastung wird die Vollzeitstelle für einen Atemschutzgerätewart bringen, wie gerade vom Kreistag beschlossen, aber die Ehrenamtlichen würden weiterhin gebraucht.
Rund 700 AT-Grundgeräte gibt es im Landkreis. Von den austauschbaren Atemschutzmasken, Atemluftflaschen und Lungenautomaten sind es bis zu doppelt so viele. Der Pool sollte laut Konzeption noch einmal weitere 200 Grundgeräte als Reserve vorhalten. Bei Großeinsätzen würde künftig ein Einsatzwagen mit etwa 50 zusätzlichen Atemschutzgeräten ausrücken. Engpässe dürften damit so schnell nicht wieder auftreten, und der Zeitdruck in der Werkstatt verringere sich. Unter den 4400 aktiven Feuerwehrleuten im Landkreis sind rund 1000, die die Qualifikation als Atemschutzgeräteträger haben.