Drohnen fehlen heutzutage auf fast keiner Hochzeit mehr. Viele professionelle Fotografen nutzen sie, um Gruppenaufnahmen von oben zu machen. Auch das Aufspüren von Rehkitzen im Feld ist ein immer weiter verbreitetes Anwendungsfeld dieser Flugobjekte. Und schließlich werden die Drohnen längst genutzt, um Inspektionen an schwer zugänglichen Orten wie Hochspannungsleitungen und Kanälen durchzuführen.
In der Logistik und Paketzustellung kommen solche kleinen Multicopter bislang hingegen noch nicht oder kaum zum Einsatz. Zu streng waren und sind die Auflagen des Gesetzgebers im zivilen Luftraum, zu technisch anspruchsvoll die konkrete Umsetzung. Daran will nun ein noch junges Start-up aus Würzburg etwas ändern. Die beiden Geschäftsführer Nils Gageik und Marvin Bihl sind fest entschlossen, ihre Vision schon demnächst in die Tat umzusetzen.
"Das Herzstück wird ein Drohnenport sein, in den die logistische Abwicklung der Paketwaren über eine Zuführtechnik vollautomatisiert integriert ist", sagt Gageik und zeigt auf den Präsentationsbildschirm. Das Bauwerk ähnelt einem Hubschrauberlandeplatz auf einem Marineschiff mit einem Tower und soll im Laufe des nächsten Jahres im Industriegebiet von Volkach (Lkr. Kitzingen) gebaut werden. Zwei bis drei Arbeitsplätze werden auf Anhieb dort eingerichtet. "Das Projekt ist bereits genehmigt. In einem zweiten Abschnitt wird daneben auch unsere neue Firmenzentrale mit Büros und einer Halle entstehen", berichtet Bihl, der bei Emqopter für den kaufmännischen Bereich zuständig ist.
Derzeit ist das Unternehmen im Gründerzentrum Würzburg untergebracht
Noch ist das 2016 gegründete Unternehmen mit seinen rund 30 Mitarbeitenden im Technologie- und Gründerzentrum Würzburg (TGZ) untergebracht. Das Spin-off der Uni Würzburg – Gageik hat dort am Lehrstuhl für Luft- und Raumfahrtinformatik promoviert – ist auf die Entwicklung von Flugrobotern in der Logistik spezialisiert.
"Unsere Oktokopter verfügen über acht Rotoren mit Elektroantrieb und haben am unteren Ende einen Stauraum", erklärt Bihl. Sie könnten bis zu fünf Kilogramm an Gewicht aufladen und würden bereits für schnelle werksinterne Lieferungen genutzt, etwa für den Transport von Lebensmitteln, Post, Werkzeugen und Medizingütern. Das Besondere: "Unsere Lieferdrohnen fliegen vollautonom und können mithilfe einer intelligenten Sensorik landen", sagt Gageik. "Das bedeutet, sie kommen ohne Fremdsteuerung und Zusammenstöße sicher ans Ziel und zum Stehen." Der Drohnenport in Volkach sei nun der nächste, logische Schritt.
Wenn man so will, ist es ein Umschlagort wie ein Bienennest. Die Flugobjekte kommen aus der Luft auf den Landeplatz und werden erkannt, "unabhängig davon, welcher Bauart sie sind", sagt Bihl. "Dafür sorgt eine Detektionstechnologie, die die Drohnen von mehreren Seiten scannt." Danach werden sie von einem fahrenden Roboter be- und entladen, ehe sie wieder in der Luft davonsurren.
Es wird auch die Möglichkeit geben, Waren zwischenzulagern
Während sich Bienen mit ihren Sinnesorganen orientieren, kommen bei Lieferdrohnen GPS-Systeme und Sensoren zum Einsatz. Im Keller des TGZ ist eine Prototyp-Konstruktion aufgebaut, in dem die technisch versierten Emqopter-Mitarbeitenden die Abfolge im neuen Port testen.
"Entweder können die Kunden ihre Versandprodukte von der Straße aus heranfahren – oder mit einer Lieferdrohne direkt aus der Luft", erklärt Gageik. "Es wird auch die Möglichkeit geben, die Waren zwischenzulagern. Über ein vollintegriertes Fließband kommen sie über den Landeplatz ins Gebäudeinnere oder von dort weg." Das Abholen könne ebenfalls über die Straße erfolgen – oder alternativ auf dem Luftweg.
Am künftigen Emqopter-Firmenstandort an der Mainschleife soll sozusagen der Vorzeigeflughafen der Drohnen entstehen. "Doch letztlich ist dieser intelligente Drohnenbriefkasten für beliebige Gebäude konzipiert", so der Geschäftsführer und Gründer, dessen stark wachsende Firma sowohl als Technologieträger als auch beim Vertrieb der Landeplatzvorrichtung in Erscheinung treten will.
Es sind nicht die einzigen Geschäftsfelder von Emqopter. "Wir haben auch Quadrokopter für die Lehre, vor allem an Universitäten und Schulen, entwickelt. Damit lässt sich die Funktionsweise von Drohnen gut demonstrieren. Außerdem können sie für individuelle Zwecke programmiert werden", sagt Bihl. Und Gageik ergänzt: "Wir arbeiten täglich daran, die Drohnen der Zukunft und deren Zusammenspiel zu entwickeln." Die Einsatzfelder erscheinen unerschöpflich – ähnlich wie die Flugbahnen bei Bienen.