Oxfam arbeitet in seinen deutschlandweit 52 Shops ausschließlich mit Ehrenamtlichen. Sie nehmen Gebrauchtwaren-Spenden an, sortieren sie, legen Preise fest und verkaufen sie. Die gemeinnützige GmbH hat ein für Second-Hand-Waren ungewöhnliches System: Über Preise wird nicht verhandelt; ein Umtausch ist nur im Einzelfall möglich. Der Kunde kauft wie im Einzelhandel das Produkt zum Preis, mit dem es ausgezeichnet ist – oder er lässt es bleiben. Einer dieser Shops findet sich in der Augustinerstraße.
Ausgeklügeltes System
Es ist ein ausgeklügeltes System. Kleider-, Schmuck, Haushalts- oder Bücherspenden haben ihren Preis, von Fachleuten geschätzt und durch Recherchen im Internet erhärtet, in erster Linie aber ausgezeichnet aufgrund von Vorgaben von Oxfam. Beispiel Damenoberteil: Die Mitarbeiterinnen suchen nach einem Marken-Label (nicht nach Größe), schauen innen und außen nach Kragen, Ärmeln, Saum. Bei Hosen erst recht. Alles wird zunächst grob abgeschätzt, während der Spender noch zugegen ist. Voraussetzung für die Annahme ist Sauberkeit. Manches nimmt Oxfam gar nicht erst an: Kleider mit Löchern, Flecken oder mit kaputten Reißverschlüssen.
Die Spezialisten in den Fachbereichen stammen meist aus den eigenen Reihen: gelernte EDV-Kaufleute oder Verkäuferinnen, Buchhändlerinnen, Dekorateurinnen und Künstlerinnen zum Beispiel.
Oxfam hat in seinem Würzburger Shop zwei verschiedene Schaufenster. Jeden Mittwoch wird das geschlossene Schaufenster neu dekoriert; die darin enthaltenen Sachen werden nur einmal wöchentlich angeboten – das ist Oxfam-System. Ein zweites Fenster hält parat, was sofort verkauft werden kann.
Mittwochs ist Schaufensterverkauf
Mittwochs ist ab 13.30 Uhr Schaufensterverkauf von allem, was aus den Fenstern übrig ist. „Manchmal stehen die Kunden Schlange“, so Shop-Leiterin Gaby Schäflein. Wollen mehrere Leute das selbe Stück, entscheidet der Würfel. Es bleibt ohnehin nichts länger als drei Wochen im Laden. Dann wird es weitergegeben, an andere Second-Hand-Läden zum Beispiel, die ihre Sachen günstiger anbieten. „Möglichst billig“ ist bei Oxfam nicht gewollt. Hier spielt vor allem Nachhaltigkeit eine Rolle.
Fachleute oft in eigenen Reihen
Während der Kunde im Laden unbehelligt flanieren, schauen und probieren kann, sieht er meist nur eine Kassiererin und eine zweite Kraft, die gerne mal berät. Unterdessen arbeiten hinter den Kulissen im Lager die anderen Mitarbeiter, fast nur Frauen. Sie vergleichen die Qualität der abgegebenen Stücke und ordnen sie gemäß der Oxfam-Liste in Preisklassen ein, vom unteren Preissegment bis hin zu Hochwertigem und Designerkleidung. Jeder und jede der rund 40 Mitarbeiter hat Schwerpunkte. Im Bereich der Sportkleidung zum Beispiel trägt die Verantwortung ein Mann. Die Mitarbeiter sind zwischen 20 und 79 Jahre alt.
Oxfam berichtet über Projekte
Oxfam bietet die Artikel zum höchstmöglichen Preis an, denn es geht um Geld, um in ärmeren Ländern Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Beispiel Benin: Kinder, die nie zur Schule gingen, sondern immer auf dem Markt helfen mussten, erhalten jetzt zwei bis vier Stunden pro Woche Unterricht – mitten auf dem Markt in einer Schutzhütte. Mittlerweile nehmen auf 20 Märkten jährlich 500 bis 600 Kinder im Alter zwischen 6 und 18 Jahren regelmäßig am Unterricht teil; manchen von ihnen gelingt sogar ein Übertritt in die Regelschule, berichtet Oxfam.
Immer nennt die Organisation ihre Kooperationspartner und berichtet offen und kontrollierbar.
Krimis und Romane gehen gut
Saubere Bücher, vor allem Krimis und Romane, könnte Rosa Pfister, die lange in einem Verlag gearbeitet hat, noch viel mehr verkaufen als vorhanden sind. Kochbücher gehen gut, ganz allgemein auch Hörbücher, sagt sie. Und die Bereiche Glauben und Leben. An der Kasse, sagt Mitarbeiterin Annedore Stassek-Bonnett, „fallen uns oft besonders schöne Sachen auf“. Nicht selten kaufen auch Mitarbeiterinnen etwas. Es muss aber zuvor mindestens eine Stunde im Laden angeboten worden sein.
Eine Spenderin wird gerade einen Korb voll Weihnachts-Deko los, dann legt eine Frau ein Kinderbuch auf den Verkaufstresen, das sie sich draußen aus eine Schütte geangelt hat. Modeschmuck gleitet durch viele Hände – vor allem an den Adventssamstagen brummt das Geschäft.