„Überflüssiges flüssig machen“ – so erklärt die Organisation Oxfam das Ziel ihrer Shops, durch deren Gewinne sie ihre gemeinnützigen Projekte fördert. Am Donnerstag, 19. November, eröffnet in der Augustinerstraße 8 (ehemals Maingold) der erste Oxfam-Laden in Würzburg. Bereits jetzt beginnt die Suche nach ehrenamtlichen Mitarbeitern. Im Hotel Walfisch fanden am Donnerstag die ersten beiden Info-Veranstaltungen statt. Ein Dutzend interessierte Würzburger erfuhr aus erster Hand, wie sie sich bei Oxfam als Freiwillige einbringen können.
Überschuss fließt in Projekte
Das Prinzip von Oxfam: Von Bürgern gespendete Waren werden in den Secondhand-Shops verkauft, der Überschuss fließt in Projekte der Not- und Entwicklungshilfe sowie in politische Kampagnen. „In der Regel bleibt der Warenkreislauf in einem Shop. Das heißt, Waren die hier gespendet werden, werden auch im selben Shop wieder verkauft“, erklärt Oxfam-Shop-Referentin Stefanie Hildebrandt.
In Würzburg eröffnet ein „Mix-Shop“ mit drei Schwerpunkten: Bücher, Kleidung und Haushaltsgegenstände. Ein sehr gut erhaltenes Buch gibt es hier meist für weniger als die Hälfte des Originalpreises. Etwa 80 Quadratmeter Verkaufsfläche und noch einmal 120 Quadratmeter an Lagerräumen stehen Oxfam in der Augustinerstraße zur Verfügung. Die Umbau- und Renovierungsarbeiten sind bereits in vollem Gang.
Etwa 30 Freiwillige seien nötig, um einen Shop auf Dauer zu betreiben. Dabei wird einmal die Woche in Fünf-Stunden-Schichten gearbeitet. Die Aufgaben sind dabei breit gefächert: Die Ehrenamtlichen nehmen Spenden entgegen, legen die Preise für ihre Waren fest, sortieren und dekorieren den Laden, beraten Kunden und stehen hinter der Kasse.
„Auch die Leitung wird ausschließlich von Ehrenamtlichen geführt. Sie übernehmen dabei sehr viel Verantwortung“, so Hildebrandt. Hauptamtliche kümmern sich um eine gründliche Einarbeitung der Freiwilligen und stehen bei Fragen und Problemen bereit.
Brigitte Hang ist bereits seit 15 Jahren Freiwillige im Darmstädter Oxfam-Shop und war am Donnerstag in Würzburg, um aus erster Hand von ihren Erfahrungen zu berichten. „Ich kam ursprünglich bei Oxfam vorbei, weil ich Bücher liebe“, sagt Hang. Für sie sei besonders die direkte Arbeit mit den Kunden eine Bereicherung.
Reizvoll für Senioren
Reizvoll ist diese Art des Engagements vor allem bei Senioren. So auch für die beiden Würzburgerinnen Ursula Draudt und Uta Podszadel. „Wir haben das Gefühl, dass wir noch fit sind und etwas anspruchsvolles tun können“, so Draudt. „Wir kennen Oxfam bereits durch eine Freundin aus Frankfurt. Man kann hier sehr viele Menschen kennenlernen und gleichzeitig etwas Gutes tun. Es ist einfach eine sehr sinnvolle und gute Sache“, ergänzt Podszadel. Auch junge Studierende und Berufstätige sind in den Oxfam-Shops keine Seltenheit. Das Alter variiert zwischen 18 und 99 Jahren.
Dass die Shops einen Sinn haben, lässt sich anhand der Zahlen sehen: Drei Millionen Euro erwirtschafteten die 48 deutschen Oxfam-Shops im Jahr 2014. Der Großteil fließt in eigene Projekte der Entwicklungshilfe: Flüchtlingsnothilfe, Ebola-Prävention, Sicherung der Wasserversorgung oder Ernährungssicherung in Afrika und Asien sind nur einige Beispiele. Hinzu kommen politische Kampagnen im Inland, beispielsweise gegen die Spekulation von Nahrungsmitteln an der Börse.
Um die mindestens 30 Freiwilligen in Würzburg zu finden, sind in den nächsten Wochen weitere Info-Veranstaltungen geplant. Die nächsten Termine finden am Freitag, 11. September, von 11 bis 13 Uhr und von 14 bis 16 Uhr im Würzburger Hotel Walfisch statt. Weitere Termine sind am Mittwoch, 16. September, (11 bis 13 und 14 bis 16 Uhr) sowie am Montag, 21. September, (11 bis 13, 14 bis 16 und 17 bis 19 Uhr), ebenfalls im Hotel Walfisch.
Oxfam Deutschland
Der Verein Oxfam Deutschland e.V. wurde 1995 als unabhängige Nothilfe- und Entwicklungsorganisation gegründet. Der Verein und die Oxfam Deutschland Shops gGmbH werden klar getrennt voneinander geführt.
Die gGmbH ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen des gemeinnützigen Vereins und betreibt die Oxfam Shops, die einen wesentlichen Finanzierungsbeitrag für die Arbeit des Vereins leisten und diese in die Öffentlichkeit tragen. Die Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder arbeiten ehrenamtlich. Die Oxfam-Shops machten laut Jahresbericht 2014 eine Umsatz von fast zwölf Millionen Euro.
Laut Satzung setzt sich Oxfam Deutschland für Menschen in Not und Armut ein, unabhängig von Nationalität, Religion, ethnischer Herkunft oder Geschlecht. „Wir sind weder parteipolitisch noch konfessionell gebunden“, heißt es dort. Der Verein unterhält laut seinem Jahresbericht unter anderem humanitäre Hilfsprojekte in Bangladesh, Liberia, Mosambik, Simbabwe und Tansania.
Zu den Zielen von Oxfam gehört es, die Rechte der Menschen in Armut durchzusetzen, Ressourcen gerecht zu verteilen oder Frauenrechte weltweit zu stärken. Im internationalen Verbund kooperieren 17 Oxfams mit rund 3000 Partnerorganisationen in 90 Ländern.
Oxfam ist die Abkürzung für Oxford Committee for Famine Relief (Oxforder Komitee zur Linderung von Hungersnot), das 1942 in Großbritannien als Reaktion auf das Leid der Zivilbevölkerung im von Deutschland besetzten Griechenland gegründet wurde.
Seit Ende der 50er Jahre widmet sich Oxfam der Armutsbekämpfung in ehemaligen Kolonien und anderen armen Ländern. Quelle: Oxfam.de