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WÜRZBURG
Offene Tuberkulose: Mitarbeiter der Uniklinik erkrankt
Alice Natter
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:52 Uhr

Wenn an der Universitätsklinik Würzburg ein Fall von offener, ansteckender Tuberkulose auftritt und bekannt wird, sind meist Patienten betroffen. Jetzt ist ein Mitarbeiter erkrankt, zum ersten Mal seit über zehn Jahren, wie der Ärztliche Direktor Professor Dr. Georg Ertl sagt. In einer gemeinsamen Pressemitteilung mit dem Landratsamt Würzburg wandte sich die Universitätsklinik am Donnerstagnachmittag an die Öffentlichkeit: „Mitarbeiter am Uniklinikum mit offener Tuberkulose“.

Im September rund 200 Patientenkontakte

Ob ein Mann oder eine Frau betroffen ist und wo der Erkrankte tätig ist, will die Universitätsklinik aus Schutz der Persönlichkeitsrechte nicht bekannt geben. Sicher ist nur: „Der Mitarbeiter ist an einer ansteckungsfähigen Tuberkulose erkrankt und hatte von Anfang bis Ende September 2018 etwa 200 Patientenkontakte.“

Klinikmitarbeiter werden regelmäßig ärztlich untersucht, sagt Ertl, nicht nur bei den routinemäßigen Einstellungsuntersuchungen. „Leider lassen sich solche sehr seltenen Fälle, in den letzten zehn Jahren keiner, trotz der durchgeführten sorgfältigen Einstellungsuntersuchungen nicht gänzlich vermeiden.“

Fahndung: Welche Mitarbeiter, welche Patienten hatten Kontakt?

Der Fall war laut Ertl bekannt geworden, als der Mitarbeiter erkrankte und sich in ärztliche Behandlung begab. Der versorgende Arzt informierte dann das zuständige Gesundheitsamt.

Der Pressemitteilung zufolge hat das Gesundheitsamt Würzburg die erforderlichen Schritte eingeleitet: Die vorliegenden Laboruntersuchungen seien kontrolliert, die betroffene Station, auf der sich der erkrankte Mitarbeiter inzwischen als Patient befindet, kontaktiert worden. Die für die Tuberkulosefürsorge verantwortliche Ärztin sprach mit dem Betroffenen, um sich einen Überblick über die Einsatzorte am Uniklinikum zu verschaffen. Ziel war es, alle stattgefundenen Kontakte herauszufinden sowie die möglichen Quellen, an denen sich der Mitarbeiter selbst angesteckt haben könnte. „Es gibt noch keinen Hinweis auf die Ansteckung“, sagt Ertl, „wir wissen es definitiv nicht“.

Ansteckung über mehrere Stunden gemeinsam im geschlossenen Raum – oder durch Anhusten

Es sei „ungewöhnlich, dass es einen Mitarbeiter trifft“. Offene Tuberkulose sei „nicht so wahnsinnig ansteckend“, so der Ärztliche Direktor. Aber: „Man darf das nicht verharmlosen.“ Für eine Ansteckung mit Tuberkulose sei in der Regel ein mehrstündiger Kontakt in einem geschlossenen Raum nötig. Oder ein einmaliger enger Kontakt, zum Beispiel durch Anhusten. „Es muss jemand direkt mit dem Betroffenen zu tun haben.“

In die jetzt anstehenden Untersuchungen würden trotzdem „sehr großflächig“ alle Patienten und Mitarbeiter, die sich zu dem Zeitpunkt auf der jeweiligen Station befunden hatten und die Kontakt mit dem Erkrankten gehabt haben könnten, einbezogen. Rund 200 Personen habe man „ins Auge gefasst“, so Ertl. „Mit Sicherheit informieren wir eher zu viele.“

Untersuchungspflicht: Gesundheitsamt schreibt betroffene Patienten an

An die möglicherweise betroffenen Patienten der Stadt und des Landkreises Würzburg wird das Gesundheitsamt Würzburg an diesem Freitag, spätestens am Montag ein Informationsschreiben versenden, so Amtsleiter Dr. Johann Löw. Die betroffenen Personen aus anderen Landkreisen würden jeweils von den zuständigen Gesundheitsämtern informiert.

Für das Gesundheitsamt ist ansteckende Tuberkulose nichts ungewöhnliches. „Die Fälle nehmen eher wieder zu“, sagt Löw. Weil eine mögliche Infektion mit Tuberkulosebakterien erst nach acht Wochen im Blut nachweisbar ist, steht für die angeschriebenen Patienten eine Blutuntersuchung ab dem 19. November an. Bei Tuberkulose, so Löw, bestehe eine Untersuchungspflicht.

Wer gesundheitliche Beschwerden hat, die auf eine Tuberkuloseerkrankung hinweisen – langanhaltender Husten, eventuell mit blutigem Auswurf, Fieber, Nachtschweiß, ungewollter Gewichtsverlust – solle sich sofort an das Gesundheitsamt wenden, heißt es in der Mitteilung.

Gesundheitsamtsleiter Löw: „Gut behandelbar“

Die Mitarbeiter des Universitätsklinikums werden direkt vom Klinik verständigt und betreut. „Die spezialisierten Ärzte des Universitätsklinikums sind mit der Prävention, der Diagnostik und Behandlung der heute selten gewordenen Tuberkulose bestens vertraut“, so Ertl. Tuberkulose sei heute gut behandelbar, sagt Gesundheitsamtsleiter Dr. Johann Löw. „Schlimm ist es, wenn nicht behandelt oder die Behandlung abgebrochen wird.“

Was ist Tuberkulose?

Die Tuberkulose ist eine ansteckende Infektionskrankheit, die durch Bakterien verursacht wird. Sie kann verschiedene Organe des menschlichen Körpers befallen. Am häufigsten ist die Lunge betroffen. Neben der Lunge können aber auch andere Organe befallen sein, z. B. Lymphknoten, Nieren und Gelenke, Wirbelsäule und zentrales Nervensystem.

Was sind die Symptome?

Typische Symptome sind langanhaltender Husten gelegentlich mit blutigem Auswurf, Schmerzen beim Atmen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Fieber, ungewollter Gewichtsverlust, Nachtschweiß und vergrößerte Lymphknoten. Personen mit einer offenen Lungentuberkulose sind ansteckend, weil diese die Bakterien beim Husten und Niesen ausscheiden. Andere Menschen können dann die erregerhaltigen Tröpfchen einatmen und sich anstecken.

Wie steckt man sich an?

Ob es zu einer Ansteckung kommt, hängt dabei von der Dauer und Stärke des Kontakts ab. Eine Tuberkulose, bei der die Lunge nicht betroffen ist, ist bei normalem Kontakt nicht ansteckend. Nicht jeder Kontakt mit Tuberkulosebakterien führt zu einer Erkrankung. In der Mehrheit der Fälle bricht die Krankheit nicht aus, weil das Immunsystem die Tuberkulose-Erreger nach Aufnahme in den Körper kontrolliert. So erkranken in den ersten beiden Jahren nur ungefähr zehn Prozent der Menschen nach Aufnahme der Bakterien in den Körper. Je nach Lebensalter und Abwehrlage kann es aber bereits schon nach Monaten oder auch erst nach Jahrzehnten zum Krankheitsausbruch kommen.

Wie TB wird behandelt?

Die Erkrankung lässt sich mit Medikamenten erfolgreich behandeln. Bei ausreichend langer Therapie und zuverlässiger Einnahme der Medikamente kann die Krankheit meist geheilt werden.

 
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Kommentare
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  • Erding
    Weitreichende Folgen und Konsequenzen unausweichlich?
    Begründung: "Die Fälle nehmen eher wieder zu!"
    Bedeutet dies, dass wieder Reihenuntersuchungen verpflichtend werden für die "höheren" Dienste, gemeint, Menschen, die vor allem beruflich mit viel Menschen zu tun haben: Medizinisches, pädagogisches Personal. Mitarbeiter von Behörden und Ämter. Einbau in die hygienischen Pflichtuntersuchungen für Verkaufspersonal, Küchen, Kantinen, Gasthäuser, Restaurants etc.
    Und der Wiederaufbau von den "Hustenburgen"?
    Ein bildlicher Vergleich dazu: Die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Und das: Vorbeugen ist besser als Heilen. Und ... auf Distanz gehen. Eine aktuelle Vorsichtsregel: die Grippe-wellen-zeit hat wieder begonnen.
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  • ra.kellermann@gmx.de
    aus Datenschutzgründen müsste es eigentlich heißen, dass irgendwo irgendwer an irgendwas erkrankt ist, das wäre konsequent... zwinkern
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  • matthiasr
    Muss das nicht „das Mitarbeitende“ heißen wenn es aus Datenschutzgründen geschlechtsneutral seien soll?
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    OmG!
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Wer suchet, der findet ...

    traurig traurig traurig traurig traurig
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  • Sandhas
    Ich find´s lustig! grinsen
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  • R.Silber
    @tiguanfahrer, ich schmeiß mich auch gerade weg vor Lachen. Gell "Tiguanfahrer" ist schon eine riesen Gaudi wenn man nicht selbst betroffen ist. Bei manchen Kommentaren wird einem echt schlecht.
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