Im kleinen Innenhof des Cafés Wunschlos Glücklich herrschte reges Treiben, fast jeder Platz war besetzt. Während auf der einen Seite des Hofes die Gespräche weitergeführt wurden, ging es auf der anderen Seite ziemlich ruhig zu. Denn die Gäste hörten gespannt den sechs Autoren zu, die bei der offenen Lesebühne von Infinite Monkey einen Teil ihrer Arbeit zum Besten gaben.
Getreu dem diesmaligen Motto von Franz Kafka "Es war im Sommer, ein heißer Tag" spielt die erste Kurzgeschichte von Kirsten in der warmen Jahreszeit. Es geht um die Begegnung zweier einsamer Herzen auf der Suche nach Liebe – und darum, wie schnell Missverständnisse und Gewalt entstehen können, die einen romantischen Abend zu zweit in ein Horrorszenario zwischen Leben und Tod verwandeln.
Lockere Lyrik folgt auf Horrorszenario
Auf das harte Ende der ersten Kostprobe folgte "leichte, lockere Lyrik" von Andreas. Während die Bedienung der Dame am Nachbartisch einen Cappuccino brachte, erzählte der Autor von Algen im Main, Liebesschlössern an der Brücke und gemütlichen Biergärten. Ein Sommerabend in Würzburg, direkt am Fluss, wie ihn sich jeder vorstellen kann. Einer der Gäste schrieb während der Lesung eifrig auf einen Notizblock – ob er die gerade aus dem Stift geflossenen Worte später noch vorliest oder diese der Öffentlichkeit verborgen bleiben, war da noch nicht zu erkennen.
Leserin Nummer Drei: Katinka. Sie ist die Einzige, die ihren Text auf ihrem Smartphone und nicht auf einem Stück Papier mitgebracht hat. Wer das Autorentreffen von Infinite Monkey Anfang Juni verpasst hat, kennt den ersten Teil ihrer Kurzgeschichte nicht. Das macht aber nichts: Die Faszination einer Frau von Entropie, von Chaos und Ordnung wird auch so deutlich.
Autobiografie zeigte Einblicke in das Leben der Autorin
Zehn Minuten Pause, dreimal durchatmen für Autoren und Zuhörer, den Kopf leeren für die nächsten Werke. Und kaum hat man etwas zu essen bei der Bedienung bestellt, ging es auch schon mit Ioana weiter. Die Autorin, die schon drei Romane geschrieben hat, gewährte mit einem Stück aus ihrer Autobiografie Einblick in ihr Leben. Ihre dunkelblaue Bluse wehte sanft im Wind, als sie die Gäste in eine Geschichte über Feen-Träume, das Jagen von Schmetterlingen auf einer grünen Wiese und das Glück einer unbeschreiblichen Kindheit entführte.
Autoren- und Szenenwechsel: Man steht mit einem 14-Jährigen in der Schlange an einem Crêpes-Stand irgendwo an einem französischen Strand. Johannes las ohne Mikrofon vor, seine laute Stimme drang auch so durch den Innenhof. Außerdem konnte er mit der freien Hand seine Geschichte gestikulierend untermalen. Und mit seinen Worten zeigen, wie einem jungen, schüchternen Teenager im Familienurlaub die Stimme versagt, wenn ihn der Anblick einer hübschen Frau umhaut.
Während die Sonne wieder hinter einer Wolke verschwand, betrat Rebekka als letzte die Bühne. Die Autorin, die mit 16 Jahren ihren ersten Roman geschrieben hat, widmete sich kurz und knapp dem Verhältnis zwischen zwei Schwestern und dem Frust, der dabei vor allem bezüglich der Partnerwahl entstehen kann. Die Gäste klatschten ein letztes Mal, die Moderatorin bedankte sich. Der eifrige Schreiber von vorhin las seine Notizen doch nicht vor – stattdessen schien es, als ob er sich noch Rat bei den anderen Autoren holte.