Die Idee ist revolutionär: Schafft die Zuckerfee ab! Der Vorschlag kommt von Marketing-Studenten der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, die sich mit Ochsenfurt beschäftigten. Ihre Aufgabe, zündende Konzepte für zwei Leerstände zu finden, das Ochsenfest attraktiver zu gestalten und den Wochenmarkt aufzupeppen.
Am Leerstand in Ochsenfurt haben sich schon viele Experten die Zähne ausgebissen. Die Altstadt zu beleben, eine höhere Kaufkraft zu schaffen, gleicht einer Mammutaufgabe. Der Stadtmarketingverein hat sich diese schwere Bürde vorgenommen und die Problematik in einem eintägigen Seminar mit den Studenten erläutert. Was ist die zündende Idee für zwei leer stehende Anwesen im Herzen der Ochsenfurter Altstadt? Was ließe sich auf 160 Quadratmetern Verkaufsfläche im Hause Ruhl verwirklichen? Was passt zum Laden der Kleinschroths, der sich mit insgesamt 150 Quadratmetern über zwei Ebenen erstreckt?
Pop-Up-Stores für den Übergang
Die Ideen der Marketing-Studenten sind kreativ. Im Hause Ruhl könnten sie sich verschiedene Bars vorstellen. Entweder eine Tee-Bar mit losen, exklusiven Teesorten, kombiniert mit regelmäßigen Veranstaltungen, wie beispielsweise Tee-Zeremonien oder Tee-Vorstellungen. Oder eine schlichte, elegante Schreib-Bar, die nicht nur den aktuellen Bedarf an Schreibutensilien vorhält, sondern auch eine kleine Auswahl an Souvenirs im Sortiment hat. Eine Feinkostbar wäre ebenso möglich, wie ein Café, das sich abends zur Bar wandelt.
Bis dahin könnten sich in der Übergangszeit Pop-Up-Stores niederlassen – Läden also, die unangekündigt an einem ungewöhnlichen Ort plötzlich „aufpoppen“, spartanisch eingerichtet sind und dann wieder verschwinden. Die große Schaufensterfläche eigne sich, um dahinter Kunst zu zeigen, als Werbefläche fürs Stadtmarketing oder könnten von anderen ansässigen Geschäften genutzt werden.
Traumhafte Mieten
Optimal gelegen sei auch der Laden im Kleinschroth-Haus, stellten die Studenten fest. Mit einer Miete zwischen sechs und acht Euro pro Quadratmeter – in Würzburg wird teilweise eine Pacht von 120 Euro fällig – sei er attraktiv. Und schließlich spräche auch die Kaufkraft für die Ochsenfurter Altstadt. Mit 7550 Euro pro Person sei sie laut einer Statistik der IHK die zweitstärkste in Mainfranken.
Ochsenfurts Zukunft: Lesen Sie dazu auch das Interview mit Joachim Beck, dem Vorsitzenden des Stadtmarketingvereins.
Sechs Altstadtbewohner haben die angehenden Marketing-Experten befragt. Das Ergebnis ist sicher nicht repräsentativ – aber zeigt einen Trend. Café, Schuhladen, Bar stehen ganz oben auf der Wunschliste. Für den Übergang sei auch für diesen Laden in der Hauptstraße ein Pop-Up-Store kombiniert mit einer Kunstausstellung denkbar. Langfristig hätte vielleicht ein Modeladen mit einer dazugehörigen Änderungsschneiderei Zukunft. Die Mode sollte dabei zur Zielgruppe passen. Das Durchschnittsalter der Ochsenfurter liegt bei 45,2 Jahren. Und in der Innenstadt gibt es bislang keine Änderungsschneiderei – eine Marktlücke quasi, die es zu füllen gilt. Eine Alternative dazu könnte eine Vinothek mit einer Feinkostabteilung sein. Dazu passen auch ein Café oder eine Bar.
Nächstes Problemfeld, der Ochsenfurter Wochenmarkt: Viele Ochsenfurter kennen ihn, besuchen ihn aber nicht. Als Gründe geben sie die geringe Produktauswahl an oder führen es auf ihre fehlende Zeit zurück. Ältere Ochsenfurter sagen auch, sie haben selbst einen Garten, wo sie die gleichen Produkte ernten, die auch bislang von einem einzigen Händler auf dem Markt angeboten werden.
Wochenmarkt an zwei Tagen
Was lässt sich also verbessern? Zwei Märkte, vielleicht mittwochs und samstags, gruppiert nach Themen, heißt ein Vorschlag. Jeden Monat könnte beispielsweise ein anderes Produkt im Mittelpunkt stehen. Im Mai der Spargel, im Juni Blumen, im Juli Fleisch, im August Obst, im September Weintrauben und im Oktober der Kürbis. Die Produkte sollen dabei aus der Region kommen und von ortsansässigen Händlern bei netter Atmosphäre angeboten werden. Denn Verbraucher würden immer mehr auf regionale und Bio-Produkte setzen.
Mindestens sechs Stände, orientiert an den Bedürfnissen der Ochsenfurter und besetzt mit Landwirten aus der Region – lautet auch der Vorschlag der zweiten Gruppe. Größere Bedeutung in der Öffentlichkeit würde der Wochenmarkt durch eine Eröffnungsveranstaltung mit Livemusik, Bratwürsten und Getränken erfahren. Monatsweise sollen dann je nach Thema entsprechende Veranstaltungen das Interesse erhalten. Beispielsweise zur Erdbeerzeit: Kuchen belegen, Marmeladen herstellen, Erdbeereis verkaufen, Erdbeershakes mixen.
Ein Ochsenfest mit Feuerwerk
Zuletzt das Ochsenfest. Das Ereignis in Ochsenfurt. Die gute Nachricht, es soll bleiben, bedarf aber ein paar Veränderungen. Aufgepeppt mit neuen Ideen wie Livemusik auf den Mainwiesen, einer Lounge mit einem Weinstand und einem Eröffnungsfestzug, dem ein geschmückter Ochse vorausgeht, könnte das Fest auch jüngeres Publikum anziehen. Dazu ein Feuerwerk am Main zum Abschluss und ergänzt um kulinarische Angebote aus den Partnerstädten Wimborne und Bibbiena, Bands aus der Region, die Musik der 60er bis 90er Jahre im Repertoire haben – und das Ochsenfest könnte an Popularität gewinnen.
Die Zuckerfee hat ausgedient
Was die Studenten nicht mehr wollen, ist die Zuckerfee. Dabei geht es nicht um die jeweilige Person, die die Stadt repräsentiert. Sondern um die Symbolfigur an sich. Ihr fehle völlig der Bezug zur Geschichte der Stadt, sie habe auch keinen Mehrwert für das Ochsenfest und fungiere gar als Produktkönigin von Südzucker. Dabei ist Südzucker nicht einmal ein Sponsor des Ochsenfestes.
Als Alternative schlagen sie den Schmied von Ochsenfurt als neuen Repräsentanten für die Stadt vor. Durch seine Symbolik würde die Heimatverbundenheit gestärkt. Dazu gab es den Schmied von Ochsenfurt wirklich, er ist also ein geschichtlich belegtes Symbol und könnte ein einzigartiger Repräsentant mit Wiedererkennungswert werden. Selbst das Theaterstück als spezielle Attraktion gibt es bereits. Der Schmied könnte dann auch zusammen mit dem Bürgermeister am Ochsenfest den gegrillten Ochsen anschneiden.
Spielepass für die Kinder und Chillen am Main
Für junge Familien mit Kindern könnte das Ochsenfest ein Ausflugsziel sein, wenn dort eine Spielstraße angeboten wird. Die Kinder bekommen einen Spielepass und bekommen an den verschiedenen Stationen der Vereine, die so auch wieder stärker in das Ochsenfest eingebunden werden können, einen Stempel. Schaffen die Kinder alle Stationen, wie beispielsweise Torwandschießen, Stelzenlauf oder die Hüpfburg, winkt am Ende ein Preis.
Thomas Herrmann, Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins, war von der einen oder anderen Idee ziemlich begeistert. Was die Zuckerfee angehe, so sei das sicher eine politische Entscheidung, die vom Stadtrat getroffen werden müsste. Umgesetzt werden soll auf jeden Fall der Spielepass, die Lounge am Main zum Chillen hat ihm gut gefallen und langfristig könnte er sich auch einen Regional-Markt in Ochsenfurt vorstellen. „Das bedarf aber einer Vorlaufzeit.“ Und die Ideen für die leerstehenden Häuser findet er klasse. „Es braucht aber immer jemanden, der bereit ist, zu investieren und es muss sich am Ende rentieren.“ Die Professorinnen Magdalena Pritzl und Gudrun Täuber betreuten die Marketing-Studenten bei ihren Projekten.
Was auch fehlt ist, dass man das Mainufer besser nutzen kann für Picknick etc. mit Spielplatz für die Kleinen
...das mit der Schneiderei ist oberpeinlich für einen so hoch bezahlten Angestellten!
...und..was ist eigentlich mit der Musiknacht? ...war ein toller Erfolg im letzten Jahr...wohl zu viel Arbeit für unser Stadtmarketing?