
Der feuchte Sommer hat dem Ochsenfurter Forst gut getan, sagt Revierförster Wolfgang Schölch. Dabei hätten die Niederschläge noch bei weitem nicht ausgereicht, um die Grundwasserspeicher aufzufüllen und die Trockenheit der vorangegangenen Jahre auszugleichen. Umso mehr geizt Schölch mit dem kostbaren Nass. Insgesamt 19 kleine Feuchtbiotope sollen in den kommenden Monaten im Stadtwald entstehen - nicht nur, um Amphibien und Insekten neuen Lebensraum zu schaffen, sondern auch, um den Wald insgesamt robuster gegenüber dem Klimawandel zu machen.
Feuchtgebiete sind in den hiesigen Wäldern ein eher seltenes Phänomen, sagt Antje Julke vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Grund dafür ist die geologische Beschaffenheit. Sandige Böden in den höheren Lagen und der klüftige Muschelkalk lassen das Regenwasser schnell in die Tiefe abfließen. Lehmschichten, in denen sich Tümpel bilden können, gibt es kaum.
Das musste auch Revierförster Schölch feststellen, nachdem der städtische Bauhof im Forst mehrere Senken angelegt hatte, in denen sich Wasser sammeln sollte. Lediglich einer dieser Tümpel konnte dauerhaft Wasser halten, sagt Schölch. Die übrigen seien wieder trocken gefallen. Dabei sind viele Amphibien und Insekten auf solche Feuchtflächen angewiesen, um sich vermehren zu können. Libellen zählt Schölch auf, Frösche, Molche und die inzwischen besonders seltenen Gelbbauchunken.
Kühles Kleinklima durch Totholz und Feuchtflächen
Aber auch die Bäume profitieren von den Pfützen und Tümpeln. Ähnlich wie morsches Totholz erzeugen die Feuchtflächen ein kühleres Kleinklima, erklärt der Förster. "Deshalb bemühen wir uns nicht erst seit den vergangenen drei Extremjahren darum, im Abstimmung mit den Waldbesitzern an geeigneten Stellen Mulden und Senken auszubauen oder ganz neu anzulegen, um Wasser im Wald zu halten", so Schölch.
Wo solche geeignete Stellen sein könnten, zeigt ihm die Vegetation. Binsengräser etwa deuten auf eine stauende Tonschicht hin. Aber selbst die verdichtete Fahrspur eines Traktors könne ausreichen, um einer Gelbbauchunke für wenige Wochen ein passendes Brutquartier zu bieten. Kammmolche hingegen seien auf tiefere Tümpel mit dauerhafter Vegetation angewiesen.
An die 50 Feuchtbiotope seien in den vergangenen Jahren auf Initiative der Revierleiter in den Privat- und Kommunalwäldern im Landkreis Würzburg neu entstanden, sagt Antje Julke. Und auch im Ochsenfurter Stadtwald möchte Revierförster Wolfgang Schölch kräftig nachlegen. Dazu soll aus einem kleinen Vorkommen bei Erlach sogenannter Letten - grauer, schwerer Ton - ausgegraben werden, um verschiedene Senken im Forst und in den Wäldern von Zeubelried und Erlach damit abzudichten. Insgesamt 19 viel versprechende Stellen hat Wolfgang Schölch ausfindig gemacht.
Die Stadt Ochsenfurt als Eigentümer des Waldes investiert rund 10 000 Euro in die Naturschutzmaßnahme, erhält aber 85 Prozent davon als Zuschuss wieder zurück. Wolfgang Schölch hofft deshalb, dass das Beispiel weiter Schule macht. Vor allem die letzten Trockenjahre hätten gezeigt, wie gefährdet Feuchtbiotope in den Wäldern sind, und wie wichtig es für die Artenvielfalt ist, sie zu schützen und zu erhalten.