An den Füßen Laufschuhe, auf dem Kopf die rote Zipfelmütze: Leute in dieser Aufmachung präsentieren sich den Ochsenfurtern schon seit Jahrzehnten immer an einem Sonntag im Dezember. Es wäre der 39. Nikolauslauf in Ochsenfurt gewesen, der am 5. Dezember wie jedes Jahr in der Altstadt stattgefunden hätte. Aber ein Ereignis mit so vielen Teilnehmern und Zuschauern ist in Corona-Zeiten nur schwer vorstellbar. Die Leichtathletikabteilung des TVO Ochsenfurt, die das Laufereignis ausrichtet, hat den Nikolauslauf deshalb abgesagt.
Schweren Herzens, wie der TVO-Vorsitzende Steffen Krämer bestätigt. Zwar ist der aktuelle Teil-Lockdown zunächst bis Ende November befristet, doch nach möglichen Lockerungen in der Zeit danach sieht es derzeit ganz und gar nicht aus. Dabei hatte der Verein in Abstimmung mit den Behörden bereits an einem Hygienekonzept gearbeitet, das den besonderen Bedingungen dieser Veranstaltung gerecht werden sollte.
Geänderte Streckenführung als Teil des Hygienekonzepts
"Wir hatten darüber nachgedacht, die Streckenführung zu ändern", erklärt Krämer. Also anstatt mehrerer Runden nur eine einzige große Runde auszuarbeiten, so dass sich die Läufer nicht gegenseitig hätten ein- und überholen können. Das hätte die Zahl der Begegnungen zwischen den Sportlern reduziert. Zu einer ähnlichen Entzerrung hätte das auch bei den Zuschauern führen sollen, die sich entlang der gesamten Laufstrecke hätten verteilen können. "Aber durch den Teil-Lockdown hat sich das erledigt."
Steffen Krämer findet die Absage des Nikolauslaufs sehr bedauerlich, weil sich alljährlich viele Menschen auf das Laufereignis freuen - seien es Ochsenfurter, die einfach gerne zuschauen, oder Sportler, die an den verschiedenen Läufen teilnehmen. "Die kommen zum Teil auch von weiter her und lernen Ochsenfurt auf diese Weise kennen", sagt Krämer.
Es kommt nicht nur auf Einnahmen und Ausgaben an
Aber noch aus einem anderen Grund ist der ausgefallene Nikolauslauf für den Verein nachteilig. Die Leichtathletikabteilung des TVO bestreitet ihre Ausgaben zu einem nicht unerheblichen Teil aus den Einnahmen, die der Verein aus der Veranstaltung erzielt und die dann wieder den Sportlern zugute kommen. Beispielhaft zählt Steffen Krämer Startgebühren sowie Reise- und Übernachtungskosten auf, bei denen der Verein seine Athleten finanziell unterstützt. Auch andere Abteilungen haben ihre Veranstaltungen, die dringend benötigtes Geld in die Vereinskasse spülen.
Da auf der anderen Seite derzeit aber coronabedingt keine Wettkämpfe stattfinden, halten sich natürlich auch die Ausgaben in Grenzen. Am Ende also rein finanziell betrachtet eine ausgeglichene Bilanz? "Wir sind kein Unternehmen, für das es nur auf Einnahmen und Ausgaben ankommt", widerspricht der TVO-Vorsitzende. "Wir sind ein Verein, bei dem es um das gemeinsame Training, um die Bewegung geht."
Kritik an der Entscheidung der Staatsregierung
Dieser Aspekt des Vereinslebens fällt mit dem Teil-Lockdown derzeit schon wieder flach. Nach einer Zeit relativer Normalität im Sommer hatte die bayerische Staatsregierung erst vor wenigen Tagen jeglichen Hallensport für Amateure untersagt. Für Steffen Krämer ist das eine schwer verständliche Entscheidung. Die Sportvereine, so auch der TVO, hätten sehr detaillierte Hygienekonzepte ausgearbeitet, unter deren Einhaltung das Sportangebot den Sommer über gut aufrecht erhalten worden sei, sagt Krämer. Ihm persönlich sei kein Fall bekannt geworden, wo sich TVO-Mitglieder beim Sport gegenseitig mit dem Coronavirus angesteckt hätten.
All diejenigen, die sich in den vergangenen Monaten so engagiert um funktionierende Konzepte bemüht hätten, hätten nun eins vor den Kopf bekommen, ärgert sich der TVO-Vorsitzende. Krämer sieht die Gefahr des Mitgliederschwunds, wenn das Sportangebot nun schon wieder nicht genutzt werden könne. Während des Lockddowns im Frühjahr hätten allerdings die allermeisten Mitglieder ihrem Verein die Treue gehalten, freut sich Krämer. Er hofft, dass sich das auch jetzt nicht ändern wird.