Ein grauer Himmel hängt am zweiten Adventssonntag bleiern über der Ochsenfurter Altstadt. Hubert Karl vom TV Ochsenfurt aber ist bester Laune und spricht von einem "Super-Wetter" für die 38. Auflage des Nikolauslaufs. Es ist relativ mild, es regnet nicht - noch nicht. Aus Läufersicht keine schlechten Bedingungen. Mittags um zwölf gehört die Altstadt noch dem Leichtathletiknachwuchs. Beim Bambinilauf gehen die Drei- bis Sechsjährigen an den Start und nehmen begeistert die 500 Meter lange Strecke in Angriff, die sie vom Zieleinlauf am Marktplatz trennt.
Dort thront Streckensprecher Joachim Eck auf einem Wagen und kündigt die kleinen Läufer an, die einer nach dem anderen eintreffen, angefeuert von ihren Familien. "Unser Bambinilauf war noch nie so stark besucht", freut sich Hubert Karl. 131 Voranmeldungen habe es gegeben. Ob es sich nun um den Nachwuchs von TVO-Mitgliedern handelt oder um andere Kinder: Beim Bambinilauf zeichnet sich ein Muster ab. Je länger die Beine, desto schneller der Läufer. Die ganz Kleinen, teils an der Hand ihrer Mütter, trudeln als letzte ein, aber nicht weniger stolz als die älteren.
Viel Arbeit steckt in den Vorbereitungen für den Nikolauslauf, erzählt Hubert Karl. Erleichtert wird sie durch die Routine, die sich im Lauf der Jahre eingespielt hat. "Die Leichtathletikabteilung des TVO ist ein Freundeskreis, der seit ungefähr 40 Jahren besteht", sagt Karl. Seit 25 Jahren organisieren mehr oder weniger immer die gleichen Personen das Laufereignis, alle kennen ihre Aufgaben genau. Und jeder mache mit, freut sich Karl. Auch besonders erfolgreiche Läufer des TVO, zum Beispiel Karls Neffen Dominik und Patrick Karl, konzentrieren sich nicht ausschließlich auf ihr Rennen, sondern helfen bei den Vorbereitungen.
Diesmal laufen die beiden Brüder infolge von Verletzungen zwar nicht mit, sind aber am Ort des Geschehens. Insgesamt kann das traditionsreiche Laufereignis über einen Mangel an Teilnehmern nicht klagen. Der Firmen- und Teamlauf erfreue sich zunehmender Beliebtheit, sagt Hubert Karl. Viele Hobbyläufer, die in den Vorjahren beim Jedermannlauf an den Start gegangen waren, seien nun Teil der Teams, die aus je vier Läufern bestehen. Alle starten gleichzeitig, ihre Zeiten werden einzeln gemessen und erst am Schluss zusammengezählt.
Erhöhtes Zipfelmützen-Aufkommen
Weiter oben in der Hauptstraße hat sich Sebastian Metzger in seinem Nikolauskostüm postiert und feuert die Läufer an. Überhaupt ist das Zipfelmützen-Aufkommen erheblich. Läufer mit Zipfelmützen, Zuschauer mit Zipfelmützen, Feuerwehrleute mit Zipfelmützen: Der Nikolauslauf wird seinem Ruf als Familienspektakel gerecht.
Für die Leichtathletikabteilung des TVO aber ist er noch mehr. "Wir finanzieren unseren Jahresetat mehr oder weniger aus der Veranstaltung", sagt Hubert Karl. Unterstützt werde sie von verschiedenen Sponsoren. Die Startgebühren sowie die Einnahmen aus dem Verkauf von Essen und Getränken bilden, abzüglich der Ausgaben, das finanzielle Polster für die Aktivitäten der Abteilung. So ist gewährleistet, dass für manche Sportler beispielsweise Reise- oder Übernachtungskosten bei Wettkämpfen übernommen werden können.
Auch ein Hund läuft mit
Als um 14.30 Uhr der 7,5 Kilometer lange Hauptlauf startet, fängt es doch noch zu regnen an. Die ambitionierten Läufer, 240 an der Zahl, lassen sich davon nicht beeindrucken. "Gehen Sie bitte hinter die Absperrungen, hier kommen gleich 480 Beine in ziemlich schnellem Tempo durch", warnt Joachim Eck. Wobei die Zahl nicht ganz korrekt ist: Es sind 484 Beine, denn auch ein Hund läuft mit.
Aufs Siegertreppchen schafft er es aber nicht. Bei den Männern kommt Bernd Weinländer (LSC Höchstadt/Aisch) mit einer Zeit von 23.01,7 Minuten als Erster ins Ziel. Die schnellste Frau ist Delia Schmitt (Laufwerk Wü), die nach 27.14,9 Minuten ankommt.