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Ochsenfurt
Ochsenfurt: Patrick Karl hat die Olympischen Spiele im Blick
2018 legte eine Verletzung den Hindernisläufer vom TVO vorübergehend lahm. Wie hat er das Corona-Jahr 2020 genutzt, und wie sehen seine Pläne für die Zukunft aus?
Der Ochsenfurter Leichtathlet Patrick Karl überspringt den 91 Zentimeter hohen Hindernisbalken, den er in einem 3000-Meter-Hindernisrennen 35 Mal überqueren muss. 
Foto: Dominik Karl | Der Ochsenfurter Leichtathlet Patrick Karl überspringt den 91 Zentimeter hohen Hindernisbalken, den er in einem 3000-Meter-Hindernisrennen 35 Mal überqueren muss. 
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:41 Uhr

In Ochsenfurt und inzwischen weit darüber hinaus ist Patrick Karl trotz seiner jungen Jahre kein Unbekannter. Der erfolgreiche Leichtathlet vom TV Ochsenfurt hatte sich 2018 schon für die Europameisterschaft qualifiziert, bevor ihm eine Verletzung in die Quere kam. 2020 mit den olympischen Sommerspielen in Tokio hätte für den 24-Jährigen ein äußerst spannendes Jahr werden können, doch das große Sportereignis fiel coronabedingt flach. Patrick Karl hat die Zeit des Stillstands und der Einschränkungen aber nicht ungenutzt verstreichen lassen, sondern zielstrebig weitertrainiert. Denn auch für Olympia gilt: aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Frage: 2018 wurden Sie deutscher Vizemeister im 3000-Meter-Hindernislauf der Männer, Ihr bislang größter sportlicher Erfolg. Was war in der Zeit danach?

Patrick Karl: Ich hatte mich für die Europameisterschaft 2018 in Berlin qualifiziert, als die Ärzte kurz vorher feststellten, dass meine Achillessehne angerissen war. Deshalb hatte ich mich entschieden, bei der EM nicht anzutreten, was auch vernünftig war. Aber hart war es trotzdem, denn das wäre meine erste internationale Meisterschaft bei den Erwachsenen gewesen.

Wie wurde die angerissene Sehne behandelt?

Karl: Meine Verletzung wurde zuerst konservativ behandelt, also ohne Operation mit Ruhigstellen und zwölf Wochen Laufpause. Ich habe danach ein halbes Jahr gebraucht, um mein altes Niveau wieder zu erreichen. 2019 fing dann auch ganz gut an, aber dann hatte ich das gleiche Problem nochmal. Wieder war die Achillessehne angerissen. Diesmal wurde operiert. Ein Stück Knochen an der Ferse wurde abgetragen, so dass jetzt der Druckpunkt weg ist. Danach habe ich nochmal ein halbes Jahr gebraucht, um richtig fit zu werden.

2020 hätten Sie also wieder richtig loslegen können. Dann kam Corona. Hat die Krise Sie in ihrer sportlichen Laufbahn ausgebremst?

Karl: 2020 wären ja die Olympischen Spiele in Japan und die Europameisterschaft in Paris gewesen. Es war lange unklar, ob das würde stattfinden können. Im März und April waren wir im Trainingslager in Südafrika, sind aber früher abgereist, da wir lieber wieder zu Hause sein wollten, falls wir medizinische Betreuung benötigen sollten. In diesem Jahr haben dann nur einige kleinere Wettkämpfe unter strengen Hygieneauflagen stattgefunden. Dort bin ich nicht in meiner Paradedisziplin, den 3000 Metern Hindernis angetreten, sondern bei den 1500 und 5000 Metern. Dabei bin ich nur Bestzeiten gelaufen. Es war eigentlich ganz gut, dass nicht so viele Wettkämpfe stattfanden, denn jetzt bin ich gesund und hatte ein Jahr mehr Zeit.

Um für die Olympischen Spiele zu trainieren? Werden die denn wie geplant 2021 in Tokio nachgeholt werden können?

Karl: Ich glaube, dass Olympia stattfinden wird. Da ist viel Geld im Spiel. Ich schätze, die Chancen, dass die olympischen Spiele im Sommer stattfinden werden, stehen 80 zu 20. Darauf will ich mich einstellen.

Olympische Spiele, wie man sie bisher kannte, werden das aber wohl nicht werden?

Karl: Ob Zuschauer zugelassen werden, weiß man noch nicht. Natürlich wäre ein volles Stadion schön. Ich würde es aber einsehen, wenn es nicht ginge. Mir würde es schon reichen, dabei zu sein. Das ist der Traum eines jeden Leistungssportlers.

Wie schätzen Sie Ihre Chancen für eine Olympia-Qualifikation ein?

Karl: Es gibt zwei Möglichkeiten, sich zu qualifizieren. Entweder, man schafft die Zeit von 8:22,0 Minuten, oder man kommt unter die Top 45. Die Zeit zu schaffen, wird sicherlich sehr schwer, die Top 45 wären für mich eher erreichbar. Der Qualifikationszeitraum hat begonnen, ab Mai wird es spannend. Jetzt bereite ich mich vor, damit ich fit auf die Bahn kann. Um gute Zeiten zu erzielen, braucht man Konkurrenz. Ganz alleine ohne Tempomacher schnell zu laufen, ist schwierig. Man braucht einen guten Tag. Und ein bisschen Glück gehört auch dazu, zum Beispiel, dass einem niemand vor die Füße läuft.

Können Sie eigentlich in Coronazeiten trainieren wie sonst auch?

Karl: Wir sind derzeit im Trainingslager im Allgäu, in einem Hotel ohne andere Gäste, wo wir sehr auf die Hygienevorschriften achten. Es ist schon ein Privileg, dass wir hier sein dürfen. Wir machen viel Ski-Langlauf. Das ist gelenkschonend und trainiert den Kreislauf. So kann man gute Grundlagen schaffen. Nach dem Trainingslager bin ich dann erst mal daheim. Da trainiere ich zehn- bis zwölf Mal die Woche. In einer Ruhewoche sind es sechs bis sieben Einheiten. Zu Hause kann ich mit meinem Bruder trainieren, der ja auch Läufer ist.

Kann man sagen, dass Sie mittlerweile Profisportler sind?

Karl: Das kann man schon sagen. Ich bin in der Sportfördergruppe der bayerischen Polizei und jetzt eigentlich nur noch mit Sport beschäftigt. Meine Ausbildung hat deswegen fünf Jahre gedauert und nicht zweieinhalb. Ich wohne zwar noch in Ochsenfurt, wo ich ja auch im TVO bin, habe aber inzwischen auch eine Wohnung in Erfurt. Dort ist der Bundestrainer, der mich trainiert. Bis vor ungefähr einem Jahr hat das noch mein Vater gemacht. Für mich ist mein Sport aber auch Leidenschaft und Hobby.

Als Polizeibeamter sind Sie für Ihren Sport umfangreich freigestellt. Wäre in einem anderen Beruf eine solche sportliche Laufbahn wie Ihre überhaupt denkbar?

Karl: Die meisten, die mit mir im Trainingslager sind, gehen entweder auf eine Sportschule, sind bei der Bundeswehr oder bei der Polizei, oder sie studieren. Ich bin bei der Polizei sehr großzügig freigestellt. Seit meine Ausbildung beendet ist, muss ich nur einen Monat im Jahr regulär arbeiten. Das wäre in einem anderen Beruf sicher kaum möglich.

Haben Sie bei Ihrem Trainingspensum auch mal Freizeit oder die Möglichkeit, ganz normal Urlaub zu machen?

Karl: Ja, Freizeit hat man auch, aber da geht es hauptsächlich um Regeneration. Ein längerer Urlaub ist schon schwieriger. Kleinere Urlaube sind schon möglich, zum Beispiel mal mit der Freundin in die Berge fahren. Über Weihnachten bin ich ein bis zwei Wochen daheim, danach geht es entweder wieder nach Erfurt oder nach Südafrika.

Patrick Karl

Der 24-jährige Ochsenfurter wurde am 3. Mai 1996 in eine sportbegeisterte Familie  hineingeboren. Schon als Kind nahmen seine Eltern ihn und seine Geschwister zum Laufen und zum Leichtathletiktraining mit. Die Paradedisziplin des Polizeibeamten sind die 3000 Meter Hindernis. Sein Onkel Hubert Karl wurde 1989 in der gleichen Disziplin deutscher Meister mit einer Zeit von 8:27,95. Vater Klaus Karl hat seinen Sohn viele Jahre lang trainiert. Patrick Karl holte mehrfach Titel in verschiedenen Altersklassen und Laufdisziplinen, unter anderem als deutscher und bayerischer Meister. Seine Bestzeit bei den 3000 Metern Hindernis sind 8:31,81.
Quelle: csc
 
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