Hubert Karl lief am 13. August 1989 in Hamburg die 3000 Meter Hindernis in 8:27,95 Minuten. Das reichte dem 1,97 Meter großen Athleten des TV Ochsenfurt zum Gewinn der deutschen Meisterschaft. Im gleichen Jahr war er auch erster Sieger in der Geschichte des Würzburger Residenz-Laufs. 1978 hatte Karl seine Laufbahn begonnen, Trainer Josef Ziesenböck führte den ehrgeizigen Sportler in die deutsche Spitze. Er lieferte sich bis Ende der Achtziger packende Duelle mit Engelbert Franz (Waldkraiburg), Michael Heist (Darmstadt) und Jens Volkmann (Berlin). Jahre packende Duelle.
So auch an diesem 13. August. Im Finale über 3000 m Hindernis lief Franz beherzt an. Es sah nach einem Start-Ziel-Sieg des Odenwälders aus. Doch die Verfolger kamen näher. Das Volksparkstadion brodelte, als am letzten Wassergraben Michael Heist und Hubert Karl nur noch wenige Meter hinter dem Führenden lagen. Auf der Zielgeraden überholten sie Franz und kämpften Brust an Brust um den Titel. Am Ende sicherte Karl in neuer persönlicher Bestzeit den ersten deutschen Meistertitel für den TV Ochsenfurt. Sein Neffe Patrick eiferte ihm 2016 mit einem U-23-Titel nach.
Heute ist der 56-Jährige Einkaufsleiter bei einer mittelständischen Regler- und Armaturen-Firma in Marktbreit, wo er sich "täglich mit wechselnden Herausforderungen konfrontiert" sieht. "Das macht Spaß und hält mich fit." Seiner Ochsenfurter Heimat ist der seit 25 Jahren verheiratete Vater zweier Töchter (23 und 21 Jahre alt) stets treu geblieben..
Hubert Karl: Einerseits geht durch Einschränkungen ein gewisses Maß an Freiheit und Sozialkontakten verloren, andererseits entstehen dadurch auch ganz neue Gestaltungsspielräume.
Karl: Inzwischen habe ich einen ganz guten Rhythmus gefunden, Familie, Beruf und etwas Sport unter einen Hut zu bekommen. Zwei bis drei Sporteinheiten pro Woche erhalten einigermaßen die Fitness.
Karl: Joggen in der Natur ist meine große Leidenschaft. Gelegentlich auch Radfahren oder Wandern. Ergänzend noch Gymnastik und Stabilitätsübungen.
Karl: Gelebtes Unrecht.
Karl: In meiner Kindheit habe ich viel Zeit bei meinen Großeltern auf dem Bauernhof verbracht. Das war eine tolle, unbeschwerte Zeit.
Karl: Die zunehmende Abgeklärtheit und Lockerheit.
Karl: In eine Zeit, in der der Sport weniger vom Geld und mehr von der Leidenschaft dominiert wird.
Karl: Meine Heimat Mainfranken. Hier fühle ich mich wohl.
Karl: Den Menschen nicht nach seinem Äußeren beurteilen.
Karl: Nach jedem Tiefschlag kommt auch wieder eine positive Phase. Das Vertrauen darauf hilft über manche Krise hinweg.
Karl: Ignoranz und Ungerechtigkeit. Ich habe zum Beispiel ein Problem mit Menschen, die sich nicht an Regeln halten und sich auf Kosten anderer über Gebühr bereichern.
Karl: Als Familienvater schützt man natürlich besonders seine Kinder. Generell versuche ich immer, für Gerechtigkeit und Fairness einzustehen.
Karl: Es hat eine Weile gedauert, vom Leistungsmodus auf Freizeit- und Genusssport umzuschalten. Die gewonnenen Freiheiten kamen größtenteils den Kindern zugute.
Karl: Zu meiner deutschen Meisterschaft in Hamburg ist ein großer Fanclub aus Ochsenfurt per Bahn mitgereist. Die Heimfahrt war ein einziges Fest. Zuhause haben mir die Ochsenfurter einen sensationellen Empfang bereitet. Das hat mich unheimlich mit Stolz erfüllt.
Karl: Mir sind weder gravierende sportliche oder menschliche Fouls bewusst, die ich bereuen müsste.
Karl: Dann hätte ich auf jeden Fall ein Musikinstrument erlernt, wahrscheinlich Trompete.
Karl: Ich sehe vor allem die vielen ehrenamtlichen Schüler- und Jugendtrainer und -trainerinnen als Helden des Sports an. Sie bringen unseren Kindern nicht nur Spaß an der Bewegung bei, sondern auch Sozialverhalten in der Gruppe sowie die Grundregeln von Fairness und Disziplin.
Karl: Mit 17 Jahren habe ich zusammen mit meinem Cousin eine vierwöchige Interrail-Tour quer durch Südeuropa bis nach Marokko gemacht. Das war im Nachhinein betrachtet wohl eines meiner größten Abenteuer.
Karl: Meine Familie gibt den Takt vor.
Karl: Ich kann ganz gut auch mal über mich selbst lachen, zum Beispiel bei einem klassischen und peinlichen Versprecher.
Karl: Wenn Raucher ihre Kippe einfach auf den Boden fallen lassen.
Karl: Menschen, die in sich ruhen und mit sich im Reinen sind.
Karl: Wenn ich in die glücklichen Gesichter meiner Mitmenschen schaue.
Karl: Dass bei den vielen Konflikten auf dieser Welt eine Partei die Kontrolle verliert und es zur Eskalation kommt.
Karl: Gelassenheit in allen Lebenslagen.
Karl: Eine Alpenüberquerung zu Fuß - und mit 75 Jahren noch das Deutsche Sportabzeichen.
Karl: Dass die Sportart Leichtathletik wieder populärer wird.
Karl: Die eigene Leidenschaft leben und sich dabei immer selbst treu bleiben.
Karl: Ich könnte mir durchaus vorstellen, noch einmal unter den gleichen Vorzeichen zu starten.