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Ochsenfurt
Ochsenfurt: Mainwiesenhof hat Gelände des Reitvereins übernommen
Nach der Insolvenz des Ochsenfurter Reit- und Fahrvereins St. Wolfgang haben zwei Frauen auf dem Gelände am Mainufer ein Unternehmen gegründet. Wieder geht es um Pferde.
Der Mainwiesenhof hat das Grundstück des ehemaligen Ochsenfurter Reit- und Fahrvereins erworben. Geschäftsführerin Anette Yüksel betreibt das Anwesen als GmbH.
Foto: Fabian Gebert | Der Mainwiesenhof hat das Grundstück des ehemaligen Ochsenfurter Reit- und Fahrvereins erworben. Geschäftsführerin Anette Yüksel betreibt das Anwesen als GmbH.
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:57 Uhr

Was denn - 18 Pferdeboxen und außer ihm keiner da? Malibu will alle Welt wissen lassen, dass es ihm so allein in dem großen Stallgebäude gar nicht gefällt, und erinnert mit lautem Wiehern an seine Anwesenheit. Das hübsche braune Schulpferd ist vor kurzem erst aus Portugal nach Ochsenfurt gekommen und muss sich an sein neues Zuhause noch gewöhnen, erklärt Anette Yüksel. Seine vierbeinigen Mitbewohner sind um diese Zeit auf der Freifläche hinter der Reithalle und genießen die frische Luft. Auf den ersten Blick erinnert auf dem Gelände noch so manches an den Ochsenfurter Reit- und Fahrverein St. Wolfgang, der vorher hier beheimatet war, und doch ist vieles neu. Seit April vergangenen Jahres ist hier ein neues Unternehmen tätig: die Mainwiesenhof GmbH.

Anette Yüksel und Conni Leimeister sind die Gesellschafterinnen, erstere ist auch Geschäftsführerin. Beide hatten vorher nicht allzu viel mit Pferden zu tun: Yüksel ist Bankfachwirtin, Leimeister promovierte Biologin. Warum haben sie ein Unternehmen gegründet, das unter anderem Reitunterricht anbietet? "Ich habe mich gefragt: Was für ein Angebot für Kinder, sich mit Tieren an der frischen Luft zu beschäftigen, fehlt in Ochsenfurt?", erklärt Anette Yüksel. Das Gespräch kam auf den Reitverein, der nach einer teuren Dachsanierung in Schieflage geriet und schließlich insolvent wurde. "Wir überlegten, was wir wohl daraus machen würden."

Es geht doch nichts über ausgiebiges Wälzen auf der Koppel.
Foto: Fabian Gebert | Es geht doch nichts über ausgiebiges Wälzen auf der Koppel.

Ein Jahr lang machten sich Anette Yüksel und Conni Leimeister Gedanken, sprachen mit Planern und Fachleuten, traten mit dem Insolvenzverwalter in Kontakt und erwarben schließlich das Anwesen am Mainufer. Einiges haben sie seitdem auch baulich verändert. "Wir haben nun weniger, aber größere Pferdeboxen", erklärt Yüksel im Stallgebäude. Zwölf Quadratmeter stehen jedem Vierbeiner zur Verfügung. Sieben Schulpferde gehören dem Mainwiesenhof selbst, zwei der Reitlehrerin und zwei weitere der Reittherapeutin. Die übrigen haben Privatleute als Unterkunft für ihre Tiere gemietet. Die drei vorher schon beim Reitverein beschäftigten Stallkatzen konnten ihren Job behalten.

Die Anlage wiederum als Verein zu betreiben, schien Anette Yüksel nicht zielführend. "Das funktionierte nicht", sagt sie im Hinblick auf den Reit- und Fahrverein, den es nun nicht mehr gibt. Deshalb entschied sie sich für ein als GmbH aufgestelltes Unternehmen, wo die Interessenten nicht Mitglied werden, sondern die jeweiligen Leistungen buchen und bezahlen. "Wir wollen kostendeckend arbeiten", beschreibt Yüksel ihr Ziel. "Reich werden wir damit nicht." Vier Angestellte hat der Mainwiesenhof inzwischen. Eine davon ist Reitlehrerin Alexandra Fendel, die allerdings bislang coronabedingt noch nicht viel zu lehren hatte. Im November hätte es eigentlich losgehen können mit den Reitkursen, doch dann kam der Lockdown, in dem solche Angebote zunächst nicht möglich waren. Ab sofort seien sie wieder erlaubt, sagt Anette Yüksel.

Neu im Team: Conni Leimeister begrüßt Schulpferd Malibu, der vor kurzem aus Portugal eingetroffen ist.
Foto: Fabian Gebert | Neu im Team: Conni Leimeister begrüßt Schulpferd Malibu, der vor kurzem aus Portugal eingetroffen ist.

Trotzdem hatte die Reitlehrerin zu tun. Denn um ihren Aufgaben gewachsen zu sein, müssen die Schulpferde körperlich fit gehalten werden. Dazu lässt Alexandra Fendel sie bestimmte Übungen machen - Gymnastik fürs Pferd sozusagen. Anette Yüksel ist froh, Alexandra Fendel für die Aufgabe gewonnen zu haben. Mit ihr sei ein Reitunterricht möglich, wie sie ihn sich vorstelle, sagt Yüksel: mit Mensch und Pferd als Partner, die sich gegenseitig vertrauen sollen.

Der Mainwiesenhof will darüber hinaus auch tiergestützte Therapien anbieten. Dafür ist Katharina Kolani zuständig, Erzieherin und psychotherapeutische Heilpraktikerin. Sie möchte mit dem Angebot zunächst Menschen mit psychischen Problemen erreichen und Kinder mit Lernschwierigkeiten. Im Hof des Anwesens leben seit einiger Zeit außerdem einige Hasen und Meerschweinchen in einem Kleintiergehege. Dort sollen diejenigen mit der Tierwelt Kontakt aufnehmen können, denen so große Kreaturen wie Pferde nicht ganz geheuer sind.

In der Gestalt eines Einhorns kommt der Wasserhahn auf der Damentoilette zum Einsatz.
Foto: Fabian Gebert | In der Gestalt eines Einhorns kommt der Wasserhahn auf der Damentoilette zum Einsatz.

Hinter der Reithalle, deren Dach das Team vom Mainwiesenhof erst einmal gründlich gereinigt hat, befinden sich die Auslaufflächen für die Pferde. Und die scheinen sich an der frischen Luft recht wohl zu fühlen. Da gibt es die Ponygruppe, die auch im Stall gemeinsam untergebracht ist, und die etwas größeren Exemplare der Gattung Pferd. Über die teils eigenwilligen Namen müssen auch die Damen vom Mainwiesenhof noch immer schmunzeln: Nutella und Vanille, Azabache oder Dingle-Doris heißt man hier. Oder einfach Larry, aber der hatte in seinem früheren Leben auch schon mal einen anderen Namen.

Gern würde sich Anette Yüksel auch bei der von der Stadt ins Auge gefassten Mainufergestaltung einbringen, weil der Mainwiesenhof dort angrenzt. Aber was genau realisiert werden könnte, und vor allem wo, steht derzeit noch nicht fest. "Unsere einzige Erweiterungsmöglichkeit ist zum Ruderverein hin", sagt Yüksel. Der Verein hat sein Gelände vom Mainwiesenhof gepachtet und weiß seit einiger Zeit, dass er sich womöglich bis Ende des Jahres ein neues Domizil wird suchen müssen.

Das Team des Mainwiesenhofs (von links): Katharina Kolani, Alexandra Fendel (mit Pferd Logroño), Conni Leimeister, Anna Dörsam, Anette Yüksel.
Foto: Fabian Gebert | Das Team des Mainwiesenhofs (von links): Katharina Kolani, Alexandra Fendel (mit Pferd Logroño), Conni Leimeister, Anna Dörsam, Anette Yüksel.

"Es ist nicht ganz einfach, ein neues Zuhause zu finden", sagt Anita Naumann, die Vorsitzende des Rudervereins. Eventuell bestehe die Möglichkeit, mit dem Verein bei der Seglerjungenschaft einzuziehen, die ihr Gelände am Main etwa auf Höhe des Thierbachs hat. Dort aber müsste der Verein erst einmal eine neue Bootshalle bauen. Andere geeignete Gelände seien rar, sagt Naumann. Denn außer der Bootshalle benötigen die Ruderer auch einen Steg in den Main. Seit seiner Gründung, also rund 50 Jahre lang, war der Ruderverein mit seinen derzeit etwa 60 Mitgliedern an seinem aktuellen Standort ansässig.

Anette Yüksel und ihr Team freuen sich, dass sie nach den Lockdown-Beschränkungen nun endlich loslegen können mit ihren Ponykursen für die Kinder und den Reitkursen. Damit kann Logroño, das elegante weiße Pferd mit der trendigen Zöpfchen-Frisur, seinen Job als Schulpferd endlich auch offiziell antreten.

Reitlehrerin Alexandra Fendel trainiert mit Logroño in der Halle.
Foto: Fabian Gebert | Reitlehrerin Alexandra Fendel trainiert mit Logroño in der Halle.
 
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