Der Appetit auf kulturelle Angebote wird immer größer nach der monatelangen coronabedingten Durststrecke - bei den Künstlern ebenso wie bei jenen, die Kunst als Zuschauer genießen wollen. Das merkt auch Renate Lindner, Stadträtin und Kulturreferentin in Ochsenfurt. Verschiedene Künstler hatten in den vergangenen Wochen bei ihr angefragt, wann es denn endlich wieder Möglichkeiten gebe, ihre Werke in der Stadt öffentlich zu zeigen. Dafür gibt es in Ochsenfurt einen kleinen Ausstellungsraum mit dem fränkisch-behaglichen Namen "'s Galeriele" im alten Rathaus, wo sich schon seit Jahren Künstler aus der Region präsentieren können.
Doch die Kontaktbeschränkungen hatten Ausstellungen für längere Zeit nicht zugelassen. Deshalb offenbarte der Blick durch die Fenster des Galeriele viel zu lange nur einen leeren Raum. Der soll sich nun wieder füllen, mit künstlerischen Ausstellungen unterschiedlichster Art. Renate Lindner, die nun die Organisation und Koordination in die Hand genommen hat, präsentiert das Programm für den Rest des Jahres und kann immerhin zwölf Aussteller vorweisen. Ab Ende Juni bis kurz vor Weihnachten zeigen sie ihre Werke.
Ein neuer Anstrich für das Galeriele
Viele der Aussteller kommen aus Ochsenfurt, andere aus der näheren Umgebung. Das findet Renate Lindner nicht schlecht, denn die Künstler aus anderen Orten bringen wieder Bekannte aus ihrem Umfeld mit, die auf diese Weise auf Ochsenfurt aufmerksam werden. Das Programm ist recht abwechslungsreich: Von Aquarellmalerei, Skulpturen und Fotografien über Acrylmalerei und historische Ansichtskarten bis hin zu Drechselarbeiten und Klöppelspitze reicht die Bandbreite. Dass die alte Handarbeitskunst des Klöppelns in Ochsenfurt wieder Liebhaber gefunden hat, freut Renate Lindner besonders.
Wie lange die Künstler ausstellen und zu welchen täglichen Öffnungszeiten, ist sehr unterschiedlich. Da habe jeder Aussteller andere Bedürfnisse und Möglichkeiten, sagt Lindner. Was für alle gleich ist: Es wird keine Miete für den städtischen Raum verlangt. Damit wolle die Stadt einen Beitrag zur Unterstützung der Künstler in der Zeit nach dem langen Lockdown leisten, sagt die Kulturreferentin. Den Raum selbst haben Mitarbeiter des städtischen Bauhofs erst kürzlich weiß gestrichen. So kommen die Ausstellungsstücke vor dem neutralen Hintergrund am besten zur Geltung.
Flyer liegen in den Tourist-Infos aus
An den Wänden sind Vorrichtungen zum Aufhängen von Bildern schon vorhanden. Wer seine Werkstücke auf Tischen ausstellen will, kann den Raum entsprechend selbst herrichten. Das Logo über dem Galeriele ist ein altbekanntes Motiv: Die bunten Ochsen, schon länger das Erkennungszeichens der Künstlergruppe Ox.Art, weisen auf einer angedeuteten roten Palette auf den Ausstellungsraum hin. Der Name Ox.Art, verdeutlicht Renate Lindner, stehe nicht mehr nur für die Künstlergruppe, sondern ganz allgemein für Kunst in Ochsenfurt.
Damit jeder Interessierte nachlesen kann, was wann im Galeriele zu sehen ist, hat Renate Lindner einen Flyer anfertigen lassen. Der liegt beispielsweise in den Tourist-Infos der Umgebung aus. "Und auch die Hotels nehmen ihn sehr gern", freut sich die Kulturreferentin, der es auch nicht zu viel ist, auf der Suche nach entsprechenden Beherberungsbetrieben bis nach Volkach zu fahren und dort die Werbetrommel für Ochsenfurt zu rühren. "Die Leute sollen ruhig sehen: Da gibt's auch was."
Renate Lindner würde das alte Rathaus gern noch mehr als bisher für kulturelle Veranstaltungen nutzen, weil sich dort neben dem Galeriele auch die städtische Bibliothek befindet. Die Mitarbeiterinnen dort seien vielen Ideen gegenüber sehr aufgeschlossen, sagt Lindner. Zahlreiche Veranstaltungen, viele davon für Kinder, finden immer wieder in der Bibliothek statt.