Die Pandemie hat die Nixe bislang unbeschadet überstanden. Doch nun bereitet das stählerne Herz der Ochsenfurter Altstadtfähre dem Förderverein Sorgen. Ein neuer Motor muss her, bevor die alte Dame im Mai wieder auslaufen kann. Dabei setzt man auch auf Spenden aus einer Crowdfunding-Aktion.
Natürlich hat Corona in der Bilanz des Fördervereins, der die Nixe inzwischen im achten Jahr betreibt, tiefe Spuren hinterlassen. Von knapp 100 Ausflugsfahrten, die im vergangenen bereits gebucht worden waren, wurden drei Viertel wieder abgesagt, sagt Albert Ringhand, stellvertretender Vorsitzender des Vereins. Obwohl im zeitigen Frühjahr vieles auf einen erneuten Buchungsrekord hindeutete, konnte die Nixe 2020 lediglich 23 Mal für eine längere Fahrt und unter Einhaltung der Hygieneregeln auslaufen.
Im Gegenzug hat die Nixe vom Run der Tagesausflügler auf Ochsenfurt während des Corona-Sommers profitiert. Bei den halbstünden Panoramafahrten, für die keine Reservierung nötig ist, verzeichnete der Verein trotz eines verspäteten Saisonstarts rund 1200 Fahrgäste, ein Plus zum Vorjahr von zehn Prozent. Die einfachen Fährüberfahrten von Ufer zu Ufer spielen kaum noch eine Rolle. "Natürlich setzen wir die Leute auf Wunsch auch nur über", sagt Albert Ringhand. Aber die allermeisten Passagiere zögen den kurzen Ausflug Richtung Frickenhausen oder Kleinochsenfurt gegen geringen Aufpreis vor - "Den Mee a weng nauf und a weng nunner", wie der Verein das Angebot beschreibt.
Fixkosten sind durch Sponsoren und Mitglieder gedeckt
Finanziell hat sich der Rückschlag bei den Ausflugsfahrten zum Glück weniger drastisch ausgewirkt, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. "Die Fixkosten werden zum größten Teil von Sponsoren und den Mitgliedsbeiträgen getragen", sagt Kassier Horst Baumann. Besonders den Firmen, die das neue Ochsenfurter Wahrzeichen regelmäßig unterstützen, spricht der Vorsitzende des Fördervereins, Bürgermeister Peter Juks, deshalb seinen Dank aus.
Was nach den Löhnen für Kapitäne und Matrosen aus dem Ticketverkauf übrig bleibt, spart der Verein für die Instandhaltung auf. Im Februar 2020 stand die Fünf-Jahres-Prüfung an, vergleichbar dem TÜV. In einer Werft bei Astheim wurde die Nixe dafür aufs Trockene gelegt. Am Bug waren Schweißarbeiten nötig, außerdem erhielt das Schiff einen neuen Fäkalientank und rundherum neue Farbe. 15 000 Euro hat die Überholung gekostet.
Dabei wurden auch die Probleme mit dem Motor offenkundig. Der war zwar erst 2012 getauscht worden und hätte vermutlich noch viele Jahre gute Dienste geleistet, sagt Horst Baumann. Allerdings entspricht das Dieselaggregat nicht mehr den geltenden Abgasvorschriften, die vergleichbar seien mit der Euro-6-Norm beim Auto. Bestenfalls für ein, zwei Jahre hätte man noch eine Ausnahmegenehmigung erwirken können, sagt Vorsitzender Peter Juks.
Kaum noch Ersatzteile für das alte Getriebe
Es wäre zwar denkbar gewesen, den Motor mit Filtern nachzurüsten, so Baumann. Doch das hätte einer Einzelzulassung bedurft und wäre am Ende kaum günstiger gewesen als ein neues Triebwerk. Deshalb entschied der Verein, sowohl den Motor als auch das Getriebe zu erneuern. Das alte stammt nämlich noch aus der Bauzeit Ende der 50er Jahre, Ersatzteile gibt es kaum noch.
Im Winterquartier im Ochsenfurter Seglerhafen bereitet das Technik-Team des Vereins inzwischen den Austausch vor. 55 000 Euro soll die Umrüstung kosten. Zum Glück gilt die Nixe als gewerbliches Schiff und kann deshalb Fördermittel für die Binnenschifffahrt in Höhe von 26 000 Euro in Anspruch nehmen, sagt der Kassier. Am Ende bleibt eine Finanzierungslücke von 10 000 Euro, die der Verein mit Hilfe einer Crowdfunding-Aktion gemeinsam mit der VR-Bank Würzburg schließen will.
Crowdfunding-Aktion der VR-Bank
Dabei zahlen Förderer einen beliebigen Betrag auf das Crowdfunding-Konto ein. Für jede Spende von mindestens fünf Euro zahlt die VR-Bank ihrerseits zehn Euro zu. Wenn das Spendenziel innerhalb einer gewissen Frist nicht erreicht wird, werden die Spenden zurückerstattet. Die Crowdfunding-Aktion für die Nixe läuft noch bis zum 13. April. Knapp 1600 der angepeilten 10 000 Euro sind inzwischen eingegangen. "Das ist zwar ein Kraftakt, aber ich vertraue darauf, dass die Ochsenfurter hinter ihrer Nixe stehen", sagt Vorsitzender Peter Juks. Schließlich sei das blau-weiße Schiffchen längst zu einem zugkräftigen Markenzeichen für die Stadt geworden. Dabei arbeite der Förderverein finanziell weiterhin vollkommen unabhängig.
"Wir wären dann auf einem Stand, der auch in den nächsten Jahren trägt", so Juks weiter. Seine Zuversicht speist sich auch aus der personellen Situation. Mit vier Schiffsführern und sechs ausgebildeten Matrosen, die in ihrer Freizeit auf 450-Euro-Basis auf der Nixe angeheuert haben, sei man gegenwärtig gut besetzt. Trotzdem seien weitere Bewerbungen willkommen, "Kapitäne sind immer gesucht." Mehr Unterstützung erhofft sich der Vorsitzende in der Verwaltung des Vereins und beim Technik-Team, um die Aufgaben dort auf mehr Schultern verteilen zu können.
Neue Angebote für Radtouristen
Die Gedanken gehen dabei in die Zukunft. Juks wünscht sich, dass Frickenhausen den Bau einer Anlegestelle weiter verfolgt. Die Pläne dazu hat die Gemeinde aus finanziellen Gründen zunächst auf Eis gelegt. Auch eine Zusammenarbeit der Tourist-Infos in Ochsenfurt, Marktbreit und Kitzingen mit regelmäßigen Fahrten und speziellen Angeboten für Radtouristen kann sich der Vorsitzende vorstellen. Die Pläne dazu lagen schon auf dem Tisch und mussten wegen Corona vorerst begraben werden. "Aber das steht nach wie vor auf der Agenda", versichert Peter Juks. Zunächst jedoch steht der Start in die kommende Saison bevor. Am 1. Mai soll die Nixe ihren Betrieb, gestärkt mit einem neuen Motor, wieder aufnehmen.
Mehr zur Crowdfunding-Aktion im Internet unter www.die-nixe.de oder www.vr-bank-wuerzburg.viele-schaffen-mehr.de/nixe.