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Ochsenfurt
Ochsenfurt: Das Nachbargebäude soll künftig zum Rathaus gehören
Etwas bescheidener sanieren oder die Chance ergreifen und ein zusätzliches Gebäude erwerben? Die Stadtratsmitglieder haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht.
Das Gebäude neben dem Rathaus (Bildmitte) soll nach dem Willen des Stadtrates erworben und bei der Sanierung mit einbezogen werden.
Foto: Claudia Schuhmann | Das Gebäude neben dem Rathaus (Bildmitte) soll nach dem Willen des Stadtrates erworben und bei der Sanierung mit einbezogen werden.
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 09.02.2024 08:49 Uhr

Mit knapper Mehrheit entschieden sich die Stadtratsmitglieder bei der anstehenden Sanierung des Ochsenfurter Rathauses für die teurere Variante, für die derzeit etwa 13,7 Millionen Euro veranschlagt werden. Also diejenige, die den Erwerb und die Einbeziehung des Nachbarhauses an der Hauptstraße vorsieht. Bürgermeister Peter Juks (UWG) hatte sich das anders gewünscht.

Schon in der vorangegangenen Stadtratssitzung hatte er deutlich für die nach derzeitigem Stand rund 10,5 Millionen Euro kostende günstigere Variante plädiert, bei der lediglich die drei hintereinander liegenden Gebäude saniert werden sollten, die schon jetzt das Rathaus bilden. Damit, so das Stadtoberhaupt, bleibe der finanzielle Spielraum für andere wichtige Projekte erhalten - etwa die Gemeindeentwicklungskonzepte, den Kita-Ausbau oder das Museum Main und Mensch im Spital.

Andere Projekte kosten ebenfalls Geld

Auch in den Fraktionen verliefen die Diskussionen offenbar teils kontrovers und emotional. Wolfgang Karl (CSU) kam in seiner persönlichen Abwägung zu dem Ergebnis, dass die Variante mit dem "Haus 4" genannten Nachbargebäude zwar schön, aber nicht notwendig sei. Man müsse, so seine Auffassung, das Gesamte sehen und tun, was möglich sei. Und das sei nun mal die günstigere Variante, weil sie für die Bedürfnisse der Verwaltung ausreichend sei. Karl denkt an die anderen Projekte in der Stadt, die auch finanziert werden müssen, zum Beispiel die Sanierung des Bürgerhauses in Darstadt.

Nach Karls Wortmeldung tue er sich schwer, dem noch etwas hinzuzufügen, sagte anschließend Barsom Aktas (UWG), der sich den Ausführungen seines Vorredners im Wesentlichen anschloss. Es sei eine Abwägung zwischen einer scheinbar einmaligen historischen Chance, dem Rathauskomplex das Nachbargebäude einzuverleiben, und dem, was die Stadt könne. Sich jetzt für ein Projekt zu entscheiden, das letztlich nur repräsentativen Zwecken diene, würde andere Projekte gefährden, die für die Bürger wichtiger seien, meint Aktas.

Erwerb im Hinblick auf die Zukunft

Bert Eitschberger (SPD) sieht die Sache anders. Eine Variante, die mehrere Millionen teurer sei - ist es das wert, fragte er etwas provokativ und beantwortete die Frage mit "Ja". Die Verwaltung komplett an einem Ort zusammenzuführen, dadurch kürzere Wege und Synergien zu erzielen und durch die Verlagerung von Aufzug und Treppenhaus in das Nachbargebäude Eingriffe in die historische Bausubstanz des bisherigen Rathauses zu vermeiden, hält Eitschberger für gewichtige Punkte. Er glaubt, dass es noch einige Einsparpotenziale gebe und die Möglichkeit, mehr Fördergelder an Land zu ziehen. Außerdem findet er es durchaus gerechtfertigt, über eine Kreditaufnahme für das Projekt zumindest nachzudenken.

Auch das Herz von Rosa Behon (CSU) schlägt für die Variante mit Haus 4. Der Erwerb des Nachbargebäudes sei zukunftsgerichtet, sagte sie. Wer könne zum jetzigen Zeitpunkt schon wissen, in welche Richtung der Platzbedarf der Verwaltung sich einmal entwickeln werde? Es könne gut sein, dass das Ochsenfurter Rathaus in Zukunft Dienstleistungen für andere Gemeinden übernehmen werde und dann froh über den zusätzlichen Platz sei.

Projekt soll lange Bestand haben

Renate Lindner (UWG) befürwortete ebenfalls die Variante mit Haus 4. Sie hält die Diskussion um die Mehrkosten für ein Totschlagargument. Der Stadtrat entscheide nun über ein Projekt, das auch in 150 Jahren noch Bestand haben solle. "Trauen wir uns", sagte sie und wies darauf hin, dass die Fassade des Nachbargebäudes zur Hauptstraße hin ein Schmuckstück sei. Außerdem kann Renate Lindner sich nicht vorstellen, wie der in der bescheideneren Variante geplante Ausbau des Dachgeschosses zu Büroräumen denkmalgerecht funktionieren soll. Sie glaubt, dass in diesem Fall in die historischen Gebäude massiv eingegriffen werde.

Paul Hofmann (UWG) möchte ebenfalls die, wie er sagte, "einmalige Gelegenheit" nutzen und das Nachbarhaus mit einbeziehen. Dafür würde er auch das Tafelsilber der Stadt veräußern, also etwa andere Gebäude oder Grundstücke verkaufen. Kurz und nüchtern und komplett anderslautend fiel hingegen die Analyse von Britta Huber (Grüne) aus: Die teurere Variante wäre schön, "aber brauchen wir nicht". Gemeindeentwicklungskonzepte und das überregionale Museum Main und Mensch sind ihr persönlich wichtiger. Nun muss die Verwaltung unter anderem prüfen, ob und zu welchen Bedingungen das Nachbarhaus erworben werden kann.

 
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