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Würzburg
Notarztstudie: So sieht die Notarztversorgung im Rettungsdienstbereich Würzburg aus
 Weniger Notärzte- und ärztinnen, teils hohe Ausfallzeiten und strukturelle Veränderungen - was die Herausforderungen des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung sind. 
Notarzt Lars Fehrentz fährt für das Rote Kreuz Einsätze in Würzurg und Umgebung.
Foto: Thomas Obermeier | Notarzt Lars Fehrentz fährt für das Rote Kreuz Einsätze in Würzurg und Umgebung.
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:18 Uhr

Die flächendeckende notärztliche Versorgung sicherstellen und für zukünftige Herausforderungen wie beispielsweise steigende Einsatzzahlen gewappnet sein - das ist das Ziel des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Würzburg, zu dem die Landkreise Kitzingen, Main-Spessart und Würzburg sowie die Stadt Würzburg gehören. 

In der vergangenen Verbandsversammlung erläuterten der Ärztliche Leiter Rettungsdienst Dr. Andreas Klinger und ZRF-Geschäftsführer Paul Justice Ergebnisse und Empfehlungen der über 300 Seiten umfassenden Notarztstudie 2021 für Bayern, die vom Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement (INM) in München erstellt worden war. 

Notarztdienst für junge Ärzte und Ärztinnen attraktiver machen

Klinger hob die derzeit gute notärztliche Besetzungs-Quote im Rettungsdienstbereich Würzburg hervor, auch wenn die Anzahl der Notärzte und Notärztinnen im Vergleich zwischen 2009 und 2019 um 48 Prozent gesunken sei (2009: 998 Notärzte, 2019: 523 Notärzte). 

Gleichzeitig sei die Lage mit Blick auf die Zukunft "kein Grund zur Gelassenheit". Denn neben steigenden Einsatzzahlen stelle den Zweckverband auch die Altersstruktur der Notärzte und Notärztinnen vor Herausforderungen. Beispielsweise in Volkach und Gemünden übten "lang gediente Kollegen mit 60 Jahren und älter" den Notdienst aus, da sei man langfristig auf der Suche nach jungen Kolleginnen und Kollegen, die dies weiterführten. 

Dabei müsse die Attraktivität des Notarztdienstes gesteigert werden. Besonders möchte der Notfallmediziner auch Ärztinnen animieren, den Notdienst auszuüben. Derzeit seien im Einsatzgebiet nur 16 Prozent der Notärzte weiblich, bayernweit sind es 21 Prozent. Klinger sagte, dass es generell darum ginge, die Rahmenbedingungen für diesen Dienst familienfreundlicher zu gestalten. 

Immens wichtig sei aber auch das Mitwirken von Klinikärzten und Klinikärztinnen an Problemstandorten, "beispielsweise wurden in Wiesentheid vergangenes Jahr 20,46 Prozent der Stunden von Klinikärzten der Klinik Kitzinger Land im Rahmen einer Klinikermächtigung geleistet". Auch an den Standorten Karlstadt und Marktheidenfeld übernehmen laut Klinger Notärzte des Universitätsklinikums Würzburg monatlich jeweils zwei Dienstwochen von Montag bis einschließlich Donnerstag.   

Viele Ausfallstunden im Rettungsdienstbereich

Was die Ausfallstunden im Rettungsdienstbereich Würzburg für das Jahr 2021 angeht, erläuterte Klinger, "sind wir leider mit 3760 ausgefallenen Stunden vorne mit dabei". Sehr zur Freude des  Verbands hätten aber die Anstrengungen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns und der ZRF-Geschäftsleitung dazu geführt, "dass wir am Ende eine deutliche Reduktion an Ausfallstunden aufweisen konnten". Auf Nachfrage der Redaktion erklärte ZRF-Geschäftsführer Paul Justice, wesentliche Gründe für die Ausfallstunden seien die Herausforderungen der Pandemie und der große Bedarf an Impfärzten gewesen.

Positiv steche indes heraus, dass im gesamten Einsatzgebiet die Patienten zu 85 bis 90 Prozent in 15 Minuten vom Notarzt erreicht werden konnten, so Klinger. Diese 15 Minuten-Frist - also die Erreichbarkeit der Einsatzorte in 15 Minuten - solle zukünftig die Maxime sein. Die Ausnahme sei, wenn von einem bereits bestehenden Notarzt-Standort eine einsatzschwache Region erreicht werden müsse. Da gelte die Frist von 20 Minuten. 

Würde man bei den Notarzt-Standorten generell die 20 Minuten-Frist betrachten, die lange als Grundlage diente, sei man, so Klinger, in städtischen Bereichen mit 98 Prozent Erreichbarkeit dabei, sogar für schlechtere Regionen läge die Erreichbarkeit in dieser Zeitspanne bei 94 Prozent. "Das ist ein positives Signal." 

Werneck gehört nicht mehr zum Notarztdienstbereich Arnstein 

Keine so guten Nachrichten gibt es derzeit aus Arnstein: Während bisher das nahe gelegene Werneck (Lkr. Schweinfurt) dem Notarztdienstbereich Arnstein (Main-Spessart) zugeordnet war, erfolgt nun durch Berechnungen des Instituts für Notfallmedizin und Medizinmanagement die Empfehlung, die Marktgemeinde Werneck dem Notarztdienstbereich Schweinfurt zuzuordnen. Änderungen der Verkehrsanbindung hätten dies ergeben.   

Aktuell, so Justice, werde der Notarztdienst montags bis freitags zwischen 7 bis 17.30 Uhr von Notärzten des Orthopädischen Krankenhauses Werneck sichergestellt. Das Einsatzfahrzeug (NEF) sei auf dem Klinikgelände stationiert, das BRK entrichte eine Miete zur Nutzung eines Aufenthaltsraums. 35 Prozent der Schichten wurden laut Justice im Jahr 2022 von weiteren vom Notarztstandort Arnstein abweichenden Aufenthaltsorten geleistet, 3,8 Prozent der Schichten seien vergangenes Jahr leider nicht besetzt gewesen.

Wie genau die notärztliche Versorgung für Arnstein in Zukunft aussehen soll, ist derzeit noch nicht geklärt. Das Gremium beschloss in der Zweckverbandssitzung, dass weiter geprüft werden soll, ob das Bezirkskrankenhaus Werneck oder eine andere geeignete Klinik gegen Ersatz der entstehenden Kosten an der notärztlichen Versorgung am Standort Arnstein beteiligt werden kann. 

Sorgenkind des ZRF: Röttingen 

Auch die Stadt Röttingen, die als südlichste Gemeinde im Landkreis Würzburg an der Grenze zu Baden Württemberg liegt, ist ein Sorgenkind des Zweckverbands. Laut ZRF-Geschäftsführer wird die Versorgung vom Notarztstandort in Creglingen (Baden-Württemberg) übernommen. Leider seien etwa zehn Prozent der Schichten in Creglingen nicht besetzt, von der Leitstelle in Main-Tauber heißt es, dies gestalte sich immer schwieriger. Die Quote der Fahrzeiteinhaltungen lag für Röttingen 2021 nur bei 52 Prozent, berichtete Justice. 

Er informierte das Gremium, dass sich ein in Röttingen wohnender Notarzt zur Mitwirkung als so genannter Außenarzt (Anmerk.d.Red: Notarzt in entlegenen Regionen) bereit erklärt habe. Des Weiteren beauftragten die Mitglieder des Zweckverbands die Geschäftsleitung damit, beim Bayerischen Staatsministerium des Innern als oberste Rettungsdienstbehörde offiziell einen Außenarztstandort für Röttingen zu beantragen.

Standorte Volkach und Karlstadt im Visier?

Was indes die Notarzt-Standorte Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) und Volkach (Lkr. Kitzingen) betrifft, machte der ZRF-Geschäftsführer nochmals deutlich, dass diese weiter betrieben werden sollen wie bisher.

Das INM hatte in der Notarztstudie zwar die Empfehlung gegeben, die beiden Standorte ausschließlich tagsüber von 7 bis 19 Uhr zu betreiben, "ich kann aber versichern, dass ich keinen Grund sehe, an der Bedarfsnotwendigkeit der Standorte zu zweifeln", so Justice. Die nächtliche Besetzung bleibe erhalten. Auch die kassenärztliche Vereinigung (KVB) sehe aktuell keinen Handlungsbedarf. 

Notarzt-System in Bayern: Aufteilung

Notarzt-Standorte: Bayern ist aufgeteilt in 26 Rettungsdienstbereiche. Zum Bereich Würzburg (2 eigene Standorte) gehören elf Notarzt-Standorte: Arnstein, Gemünden, Karlstadt, Kitzingen, Lohr, Marktheidenfeld, Ochsenfurt, Volkach, Wiesentheid. 
Rendezvous-System: Bei einer Notfallrettung sitzen Notärztin oder Notarzt nicht direkt mit im Rettungswagen (RTW), sondern werden – falls überhaupt erforderlich – vom Rettungsdienst in einem eigenen Fahrzeug hingebracht (oder fahren in seltenen Fällen selbst). Die gesetzliche Hilfsfrist von zwölf Minuten gilt für die Rettungswagen, nicht für die Notärzte. 
Quelle: bh/kgh
 
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  • steve67
    Nur 16 % bei uns und bayernweit 21 % Frauen? Was ist mit der Frauenquote?
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Das dürfte an der bayerischen Staatsregierung liegen, die Probleme mit Frauen abseits von Herd und Kindererziehung hat.
    Auch bei der bayerischen Regierung ist der Frauenanteil mit 26% (im Bund 41%) erbärmlich.
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  • steve67
    DAS glauben Sie wohl selbst nicht. Wie sollte die Staatsregierung Frauen bei Notärzten verhindern?
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  • dietmar@eberth-privat.de
    "Wie sollte die Staatsregierung Frauen bei Notärzten verhindern?"

    Durch Nichtstun. Wenn man will, kann auch eine bayerische Staatsregierung etwas tun, zb Landarztquote, Frauenquote in Führungspositionen, Vereinbarkeit Familie und Beruf (zb Kita-Plätze), usw.
    Von neuen Bundesländern lernen
    https://www.aerzteblatt.de/archiv/36308/Aerztinnen-Potenziale-werden-(noch)-nicht-genutzt

    Wie gesagt wenn man will...
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  • tommy33
    Also mir ist nicht bekannt dass Frauen in D nicht Medizin studieren dürfen. Auch sind Frauen bekanntlich gleichberechtigt und haben selbstverständlich auch freie Berufswahl! Mir ist auch nicht bekannt dass Ärztinnen überproportional Arbeitssuchend sind! Und das alles soll Schuld der Staatsregierung sein?? Woher nehmen Sie Ihr Fachwissen?
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