
Wenn die Bauarbeiten an der Neuen Mainbrücke in Ochsenfurt abgeschlossen sind, wird in ihrem Umfeld vieles nicht mehr so sein wie zuvor. Eine der anstehenden Veränderungen betrifft den Platz vor der Halle des Turnvereins Ochsenfurt (TVO) bis hinunter zum Centturm. Im zweiten Halbjahr 2019 soll das Areal neu gestaltet werden. Stadt und Turnverein hatten sich dazu entschlossen, die Fläche gemeinsam zu planen und zu gestalten. Beide Seiten sind zufrieden mit dem Ergebnis.
"Schon 2009 war absehbar, dass ein Neubau der Brücke kommen wird", sagt TVO-Vorsitzender Klaus Ziegler. Und dass davon auch der Platz vor der Halle betroffen sein würde. Damals habe sich innerhalb des Vereins eine Projektgruppe gebildet, die sich mit möglichen Optionen beschäftigte. In den Folgejahren sei der Verein mit seinen Ideen auf die Stadt zugegangen und dort auf offene Ohren gestoßen. Stadt und Verein setzten die Planungen für ein einheitliches Konzept gemeinsam fort.
Die Idee vom Turnplatz wurde aufgegriffen
"Wir wollten weg von einem reinen Parkplatz", erklärt Ziegler. Bis zum Neubau der Brücke hatten dem Verein vor seiner Halle etwa 25 bis 30 Parkplätze zur Verfügung gestanden. Doch in den Anfangsjahren des TVO , noch bevor 1954 die "alte" Neue Mainbrücke eingeweiht wurde, hatte sich dort ein Turnplatz befunden. Weiter in Richtung Centturm schloss sich auf städtischem Grund eine Art Park an. Diese Idee griff die TVO-Projektgruppe nun wieder auf. Doch in der Nachbarschaft seien gegen die Multifunktionssportflächen-Pläne Bedenken laut geworden, sagt Ziegler. Anwohner hätten von einem solchen Freizeitplatz ausgehenden Lärm befürchtet.
Stattdessen hätten einige Anwohner den Wunsch geäußert, es mögen an der Stadtmauer kleine Gärten zur Pacht entstehen. Diese Idee wird nun verwirklicht. Nördlich des dem TVO gehörenden Geländes schließt sich bis zum Centturm der Bereich an, der sich im Eigentum der Stadt befindet und auf dem bis vor dreieinhalb Jahren das 1950 eröffnete Amerikahaus stand. Im Sommer 2015 wurde das Gebäude abgerissen, weil der Platz für die Baustelleneinmrichtung der Neuen Mainbrücke benötigt wurde. Beide Flächen zusammengenommen sind laut Planer Marcus Viebahn rund 2800 Quadratmeter groß.

Die Pläne sehen ein von viel Grün geprägtes Areal vor, das aber auch Parkmöglichkeiten bietet. Die einheitliche Planung solle gewährleisten, dass die Fläche als zusammengehöriges Ganzes erscheine, sagt Bürgermeister Peter Juks. Vor dem Brückenneubau war die TVO-Halle von oben her, also aus südlicher Richtung, mit dem Auto erreichbar. Nach dem Brückenneubau wird das nicht mehr möglich sein. Aus dieser Richtung ist das Gelände nur noch für Fußgänger zugänglich. Für Autos wird vom Main her eine zweispurige Zufahrtsstraße gebaut, über die die An- und Abfahrt erfolgt.
Weniger Parkplätze für den Verein
Der TVO hat im nördlichen Bereich seiner Fläche künftig noch 16 Parkplätze für seine Mitglieder zur Verfügung; direkt vor der Halle entsteht ein durch Bäume, Schirme und Sitzecken aufgelockerter Bereich, der auch für Veranstaltungen genutzt werden kann. Das sogenannte Hirtenhaus, das von Westen in die Fläche hineinragt, beherbergt derzeit noch eine Trafostation. Diese soll ans östliche Grundstücksende verlagert werden. Die neue Trafostation benötigt aber längst nicht so viel Platz wie die alte.
Der TVO wolle die Gelegenheit nutzen, seinen Treppenaufgang zu erneuern, sagt Klaus Ziegler. Damit sich die Platten auf den Stufen in Zukunft nicht mehr lösen, soll die Treppe sehr stabil aus Muschelkalk gebaut werden. Mit etwa 100 000 bis 120 000 Euro rechnet der TVO für seinen Anteil an der Gesamtmaßnahme. "Wir sparen schon seit zwei bis drei Jahren Geld an", erklärt Ziegler. Geplant sind auch Spendenaktionen zur Finanzierung des nicht eben billigen Vorhabens.
Die äußere Stadtmauer wird nachgezeichnet
Höhere Kosten kommen auf die Stadt Ochsenfurt zu, die für die Neugestaltung des allgemein genutzten Bereichs aufkommen muss, nämlich rund 485 000 Euro. Im nördlichen Bereich sollen an der Stadtmauer die erwähnten Kleingärten entstehen, die von Anwohnern gepachtet werden können. Auf der anderen Seite an der Zufahrtsstraße werden 22 Parkplätze angelegt, die für die Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Dazwischen entsteht eine begrünte Fläche mit Sitzgelegenheiten und Bäumen. Auch Obstbäume sind vorgesehen. "Eine Streuobstwiese light", sagt Planer Marcus Viebahn, der selbst TVO-Mitglied ist.
Viebahn spricht von einem sehr komplexen Finanzierungskonstrukt. Denn die Stadt rechnet mit Zuschüssen aus der Städtebauförderung, vermutlich rund 50 Prozent. Damit diese auch genehmigt werden, musste der TVO seine nicht als Parkplatz gedachte Fläche per Notarvertrag für einen Zeitraum von 30 Jahren der öffentlichen Nutzung zugänglich machen. Denn für private Flächen sei das Förderinstrument Städtebauförderung normalerweise nicht anwendbar, erklärt Peter Juks.
Bei der Neugestaltung soll übrigens auch ein Stück Stadtgeschichte wieder sichtbar werden. Vor der noch existierenden Stadtmauer hatte sich früher ein äußerer Ring befunden, von dem aber nur noch unterirdische Reste übrig sind. Den Verlauf der Mauer soll ein Pflasterstreifen im Boden markieren.