Ein spektakulärer Polizeieinsatz hat im Würzburger Stadtteil Sanderau am vergangenen Freitag für Aufsehen gesorgt: Mehr als ein Dutzend Einsatzfahrzeuge war in dem abgelegenen Wohngebiet neben dem Stadtring vorgefahren. Einsatzkräfte in der Stärke mehrerer Fußballmannschaften begannen mit Suchmaßnahmen zwischen den in die Jahre gekommenen Häusern und Grabungen in einem Garten. Am Montag dann teilten das Polizeipräsidium Unterfranken und die Würzburger Staatsanwaltschaft den Anlass mit: neue Ermittlungen und zwei Festnahmen im Mordfall Edip Saraç.
Was bislang bekannt ist.
Worum ging es bei der Suche und den Grabungen in einem Garten in Würzburg?
25 Jahre nach dem Mord an dem türkischen Gastwirt Edip Saraç in Würzburg suchten die Ermittler überraschend wieder intensiv nach neuen Beweisen. Der 55-Jährige war am Abend des 5. Januar 1999 vor den Augen seiner Gäste in seiner Kneipe von einem Maskierten erschossen worden. Ein Täter wurde bis heute nicht ermittelt. Die Kneipe in der Würzburger Zellerau gibt es nicht mehr.
Was suchten die Polizisten beim Graben - und was fanden sie?
Suchten die Polizisten jetzt in dem kleinen Garten die Tatwaffe von damals? Oder die Sturmhaube, mit der sich der Schütze damals maskiert hatte? Auf Nachfragen gaben Polizei und Staatsanwaltschaft Würzburg am Dienstag zunächst keine Auskunft. Dezent hieß es offiziell nur: "Neue Hinweise führten zu neuen Ermittlungen." Der Erfolg in den plötzlich wieder akuten Mordermittlungen soll offensichtlich nicht gefährdet werden.
Wer wurde unmittelbar nach dem Mord 1999 verdächtigt?
Bei Recherchen dieser Redaktion zur Serie "Ungeklärte Kriminalfälle" berichtete ein Ermittler 2015: Edin Saraç sei zwei Tage vor der Bluttat verängstigt zur Polizei gekommen, um Anzeige zu erstatten. Der Gastwirt soll kurz vor Mitternacht einen Anruf erhalten haben, bei dem er und seine Familie massiv bedroht worden waren. "Der muss sehr Angst gehabt haben", sagte der renommierte Mordermittler 16 Jahre nach der Tat. "Sonst wäre der doch nie zur deutschen Polizei gegangen."
Wenige Stunden nach dem Mord war der türkische Landsmann des getöteten Familienvaters festgenommen worden, den Saraç in seiner Anzeige benannt hatte. "Es besteht lediglich ein Anfangsverdacht", hieß es damals jedoch gleich von der Polizei. Der Mann aus Höchberg (Lkr. Würzburg) war wenig später wieder freigelassen worden, da der Verdacht "nicht aufrechterhalten" werden konnte. "Seine Freundin gab ihm ein Alibi, das nicht widerlegt werden konnte", erinnert sich ein Polizist.
Wie kam es zu den neuen Ermittlungen und dem neuen Verdacht?
Nach Informationen eines Insiders, über die das "Funkhaus Würzburg" als erstes berichtete, hat die Aussage einer Zeugin die Ermittler jetzt zu den zwei Verdächtigen geführt: ein 49-Jähriger aus Arnstein (Lkr. Main-Spessart) und ein 66-Jähriger aus Würzburg, die festgenommen wurden und seit dem Wochenende in Untersuchungshaft sind.
Die beiden Männer hatten bereits im Fokus der Ermittlungen gestanden, damals gab es aber keine ausreichenden Beweise. Bei den beiden Festgenommenen soll es sich nach Informationen dieser Redaktion um Vater und Sohn handeln. Dem Sender "Sat1/Bayern" wurde aus Polizeikreisen bestätigt: Man sei eher zufällig bei ganz anderen Ermittlungen auf die Zeugin gestoßen, die jetzt wegweisende Aussagen zu dem Würzburger Mordfall aus dem Jahr 1999 machte.
Offiziell bestätigen Ermittler weder die Angaben der Zeugin, noch die Identität der beiden Festgenommenen. Einer der beiden soll der Mann sein, den der Wirt vor der Ermordung bei der Polizei angezeigt hatte. Dessen damalige Freundin, die ihm ein Alibi gegeben hatte, ist nach Information dieser Redaktion nicht identisch mit der jetzigen Tippgeberin.
Was passiert jetzt nach den Festnahmen?
Der Ermittlungsrichter fand die Verdachtsmomente gegen die beiden Beschuldigten jetzt offenbar so überzeugend, dass er Untersuchungshaft anordnete. Auf die Frage, wie lange die beiden Männer festgenommen bleiben, sagen ihre Verteidiger Norman Jacob und Martin Reitmaier: "Die Vorwürfe gegen unsere Mandanten sind völlig haltlos." Die Anwälte haben Haftbeschwerde eingereicht. Das Landgericht Würzburg soll jetzt zeitnah darüber entscheiden, ob die zwei Männer wieder freigelassen werden müssen.