Unter Leitung des renommierten Theaterchefs soll sich das Röttinger Sommertheater weiter in der deutschen Festspiellandschaft etablieren. Weber leitet seit 2011 das Ingolstadter Stadttheater und gehört dem Vorstand des Bayerischen Bühnenvereins an. Zuvor war er unter anderem Intendant des Landestheaters Tübingen und Schauspieldirektor am Badischen Staatstheater in Karlsruhe.
Seit 2014 steht mit Musikdirektor Walter Lochmann und dem schauspielerischen Leiter Sascha Oliver Bauer ein Duo an der Spitze der Frankenfestspiele. Ihnen war es gelungen, die Festspiele wirtschaftlich zu konsolidieren und zugleich überregional Aufmerksamkeit auf Röttingen zu lenken. Davon zeugen die Musical-Inszenierungen, die bundesweit positive Kritiken in der Fachpresse gefunden haben.
Auch eine bessere Einbindung der Festspiele in der Region hatten sich die beiden Festspielleiter zur Aufgabe gemacht. Um diesen regionalen Anspruch deutlich zu machen, waren die Röttinger Festspiele in Frankenfestspiele umbenannt worden. Ein weiteres Ergebnis war der Aufbau eines Extra-Chores und eines Extra-Ensembles aus versierten Laien zur Unterstützung der professionellen Schauspieler.
Die Verträge von Walter Lochmann und Sascha O. Bauer enden nach der bevorstehenden Spielzeit im Sommer 2016. „Eine Zusammenarbeit in einer Doppelspitze war von den Theaterleuten nicht mehr gewünscht“, sagt Bürgermeister Martin Umscheid und ergänzt: „Mit Knut Weber ist uns ein kluger Personalwechsel gelungen.“
Weber hatte die Frankenfestspiele in der vergangenen Spielzeit kennengelernt und zeigt sich von dem Spielort, dem Burghof der Burg Brattenstein, begeistert. „Ich freue mich darauf, das Profil der Frankenfestspiele weiter zu entwickeln und zu schärfen, im Sinne eines lebendigen und lustvollen Volkstheaters. Das wundervolle Ambiente der Burg Brattenstein bietet dafür die besten Voraussetzungen“, so Weber. Synergien erhofft sich Bürgermeister Martin Umscheid durch die guten Kontakte Webers in die bayerische Theaterszene.
Das Ingolstadter Theater arbeite außerdem regelmäßig mit dem Theater in Meiningen zusammen, und da liegt Röttingen praktisch auf dem Weg. Insofern bricht die Verpflichtung des neuen Intendanten mit der Tradition der Festspiele. Vor 33 Jahren waren sie vom Österreicher Veit Relin mit Stücken des Wiener Autors Johann Nestroy gegründet worden. Der Einfluss der Wiener Theaterszene war seither prägend, sowohl bei der Auswahl der Stücke, wie auch bei der Besetzung.
Knut Weber ist der erste Nicht-Österreicher an der Spitze der Festspiele und will künftig stärker auf die fränkische Karte setzen, wie er im Interview ankündigte.
Als Intendant soll Weber künftig wieder die Gesamtverantwortung über die Festspiele tragen, nachdem Bürgermeister Umscheid vor drei Jahren die wirtschaftliche Leitung übernommen hatte. Die Entscheidung war der wirtschaftlichen Schieflage geschuldet, in die die Festspiele in den Jahren zuvor getrudelt waren.
Nach Defiziten von bis zu 170 000 Euro in den Spielzeiten bis 2013 haben sich die Festspiele inzwischen finanziell konsolidiert. Die Spielzeit 2015 weist einen Fehlbetrag zu Lasten der Stadt von rund 89 000 Euro aus, ein Wert, der vom Röttinger Stadtrat akzeptiert wird.
„Die Gesamtleitung eines Theaters gehört sicher nicht zu den Kernaufgaben eines Bürgermeisters“, sagt Bürgermeister Umscheid heute und will sich künftig wieder aus dem Tagesgeschäft heraushalten. Umso mehr steht Knut Weber wie schon seine Vorgänger vor der Ausgabe, großes Theater für kleines Geld zu realisieren.
Die Verbindung zu Webers Stammhaus in Ingolstadt nährt die Hoffnung des Bürgermeisters, dass dies auch gelingt.
Während gerade die Proben für die kommende Spielzeit beginnen, arbeitet Weber schon am Programm für 2017. Auch dabei kündigen sich Veränderungen an.
In den vergangenen Jahren hatte sich in Röttingen ein Dreiklang aus Musical, Operette und Schauspiel etabliert. Die Operette sollte vor allem das ältere Publikum aus der Region ansprechen, das Schauspiel sollte die Wertigkeit der Festspiele insgesamt heben. Von den eigens für die Frankenfestspiele bearbeiteten Musicals versprach man sich überregionale Aufmerksamkeit und vor allem junges Publikum.
Statt Musical und Operette setzt Knut Weber auf ein Entweder-Oder und möchte stattdessen als dritte Produktion eine neue Form als Alleinstellungsmerkmal der Frankenfestspiele etablieren. Das könnten beispielsweise moderne Opern-Bearbeitungen sein, angepasst an den besonderen Spielort und das begrenzte Budget. Die Pläne seien allerdings noch nicht reif. Die Spielzeit 2016 gehe vor. Und deren Vorbereitung will der neue Festspiel-Chef nicht stören.
Das Musical „Sunset Boulevard“ von Andrew Lloyd Webber, die Operette „Gräfin Mariza“ und die moderne Komödie „Kunst“ stehen bei der Frankenfestspielen 2016 vom 30. Juni bis 21. August auf dem Spielplan.
Infos und Karten bei der Tourist-Information Röttingen, Tel. (0 93 38) 97 28-55, oder im Internet unter www.frankenfestspiele.de.