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Würzburg/Schweinfurt
Neue Regeln für Altkleider: Was jetzt noch in den Restmüll darf, was in Container muss und welche Folgen das hat
Die neue EU-Richtlinie schafft Verwirrung: Wie entsorgt man ausrangierte Kleidung? Für Hilfsorganisationen in Unterfranken könnte sich das Sammeln bald nicht mehr lohnen.
Die ersten Sammelstellen laufen voll: Altkleidercontainer in Würzburg. Seit 1. Januar gilt eine neue EU-Verordnung für die Entsorgung von alten Klamotten und Textilien. 
Foto: Daniel Peter | Die ersten Sammelstellen laufen voll: Altkleidercontainer in Würzburg. Seit 1. Januar gilt eine neue EU-Verordnung für die Entsorgung von alten Klamotten und Textilien. 
Folker Quack
 |  aktualisiert: 19.01.2025 02:27 Uhr

Seit dem 1. Januar 2025 gilt eine neue EU-Richtlinie zum Abfallgesetz, wonach Altkleider nicht mehr mit dem Restmüll entsorgt werden dürfen. Dies sorgt für viel Verwirrung. Denn bislang sollte unbrauchbar gewordene Kleidung gar nicht in die Altkleidercontainer geworfen werden.

Was also gilt jetzt und welche Folgen kann die Richtlinie in der Region haben? Antworten im Überblick.

Warum gibt es eine EU-Verordnung zum Altkleiderrecycling?

Seit Januar dürfen Textilien laut EU-Richtlinie nicht mehr in den Restmüll. Damit will die Europäische Union die in einigen europäischen Ländern sehr niedrige Wiederverwertungsquote ankurbeln. Da in Deutschland die Recyclingquote bereits sehr hoch ist, dürfte die neue Verordnung hier nicht viel verändern. In Deutschland werden 50 bis 65 Prozent der Altkleider wiederverwertet. EU-weit sind es nur 22 Prozent. Schlusslichter sind Spanien mit zwölf Prozent und Lettland mit knapp fünf Prozent. 

Was ist in der EU-Verordnung geregelt?

Die Verordnung schreibt vor, dass "Textilabfälle" separat entsorgt werden müssen, um Millionen Tonnen an Kleidung und Stoffen vor der Müllverbrennung zu bewahren. Durch die Bezeichnung "Textilabfälle" seien grundsätzlich alle Textilien betroffen, sagt Kristina Dietz von der Stadt Schweinfurt auf Anfrage. In einem nächsten Schritt soll 2027/28 dann auch die Herstellerverantwortung erweitert werden. 

Dürfen jetzt überhaupt keine Textilien mehr in die Restmülltonne?

Zerschlissene, schmutzige und unbrauchbare Kleider oder Lumpen dürfen und sollen sogar weiterhin in den Restmüll. Dies betonen sowohl die Verbraucherzentralen, der Verband der kommunalen Unternehmer (VKU) als auch unterfränkische Kommunen. "Konkret bitten wir die Bürgerinnen und Bürger, stark zerschlissene, verdreckte oder anderweitig kontaminierte Textilien weiterhin über die Restabfalltonne zu entsorgen", teilt etwa Markus Rill, Sprecher des Landkreises Main-Spessart, mit.

Kristina Dietz von der Stadt Schweinfurt sagt hingegen, dass möglichst viele Textilien über die Altkleidercontainer gesammelt werden sollten. Entsprechende Kontrollen von Restmülltonnen seien aber auch in Schweinfurt nicht vorgesehen. 

Welche Textilien dürfen in den Altkleidercontainer?

Das System der Altkleidersammlung lebe ausschließlich von guten, direkt tragbaren Textilien, sagt Sohrab Taheri-Sohi, Pressesprecher des Bayerischen Roten Kreuz (BRK). Diese machten aber nur rund die Hälfte der Textilien in den Sammelcontainern aus.

Christina Gold, Pressesprecherin der Malteser in der Diözese Würzburg, an einem der Altkleider-Container der Hilfsorganisation.
Foto: Stefan Dobhan | Christina Gold, Pressesprecherin der Malteser in der Diözese Würzburg, an einem der Altkleider-Container der Hilfsorganisation.

Auch Christina Gold vom Malteser Hilfsdienst e.V. in Unterfranken betont, dass nur gut verwertbare Kleidungsstücke in die Altkleidersammlung oder Container gehören. Diese Sammlungen seien eine gute Einnahmequelle zur Finanzierung von ehrenamtlichen Diensten. Malteser und BRK betreiben in ganz Unterfranken Altkleider-Container.  

Wie kann man Textilien sonst noch spenden? 

Neben den Containern gibt es regelmäßige Straßensammlungen.  Außerdem können Altkleider auch per Post (bis zu 40 Kilo pro Paket) an die gemeinnützige Organisation Deutsche Kleiderstiftung gespendet werden. Die Aufkleber für den kostenlosen Versand per DHL oder GLS gibt es im Internet auf der Seite www.kleiderstiftung.de/kleidung-spenden zum Ausdrucken.

Wohin gehören recyclebare, aber nicht mehr tragbare Kleidungsstücke?

Malteser-Sprecherin Christina Gold empfiehlt, Kleidung mit Rissen oder Löchern sowie sonstige recyclebare Textilien zum Wertstoffhof zu bringen. Die Stadt Schweinfurt beispielsweise habe Annahmestellen am Wertstoffhof und an den Gartenabfallsammelstellen geschaffen, so Sprecherin Kristian Dietz. Auch viele andere Kommunen verfahren so, im Zweifelsfall sollte man beim eigenen Wertstoffhof nachfragen.

Was passiert mit unbrauchbaren Kleidungsstücken?

Nicht mehr tragfähige Kleidungsstücke und sonstige Textilien würden nach den Vorgaben des Kreislaufwirtschaftsgesetzes so hochwertig wie möglich recycelt – zum Beispiel als Dämm-Material - oder in Müllverbrennungsanlagen oder Zementwerken verbrannt, sagt Christina Gold. Auch beschädigte Kleidungsstücke können als Putzlappen eine neue Aufgabe übernehmen, meint auch Kristina Dietz. 

Wird die Altkleidersammlung jetzt mit Textilien überschwemmt?

Das BRK habe schon vor dem 1. Januar und der Neuregelung erlebt, wie einzelne der BRK-Altkleidercontainer überlaufen und wochenlang nicht entleert würden, sagt Sprecher Sohrab Taheri-Schi. Mit dem Restmüllverbot werde die Situation sicherlich verschärft.

Der Markt für Altkleider stehe vor großen Herausforderungen, so der BRK-Sprecher. Das Abholen und Verwerten der Kleidung würde die Partnerunternehmen der gemeinnützigen Organisationen vor immer größere finanzielle Schwierigkeiten stellen. Einer der Hauptakteure der Branche habe bereits Insolvenz angemeldet. Das BRK schließe nicht aus, dass sich das Sammeln von Altkleidern schon im ersten Quartal 2025 gar nicht mehr lohne - und zum Draufzahlgeschäft werde.

 
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  • Astrid Geiger-Schmitt
    Ich habe schon immer nur die tragbaren Kleidungsstücke in den Container getan. Die anderen habe ich meistens klein geschnitten und im Haushalt als Lumpen verwendet. Wenn sie dann nicht mehr brauchbar waren in den Müll geschmissen. Das werde ich auch weiterhin so handhaben.
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  • Christine Gerhardt
    Der Artikel schafft überhaupt keine Klarheit. Die Frage wie Textilabfälle zu entsorgen sind wird nicht geklärt. Das hätte ich mir deutlich mehr Recherche erwartet als nur unterschiedliche Meinungen zu vermerken. Zudem würde ich erwarten, dass auch die Annahmeregelungen zumindest der größten Wertstoffhöfe bereits für die Leser recherchiert wurden.
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  • Ulrich Klüpfel
    Und wieder einmal wird ein einigermaßen gut funktionierendes System von der EU kaputtreguliert und das auf Kosten der Umwelt und zu Lasten der Verbraucher.
    Bald gehört ein Grundstudium dazu um in Deutschland noch sauber Müll trennen zu können der am Ende zum größten Teil eh in der Müllverbrennungsanlage landet.
    Ausser viel Bürokratie und noch mehr Kosten haben wir hier wieder mal nichts gekonnt.
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  • Alfred Neumann
    Haben Sie überhaupt verstanden, um was geht? Nachdem wir in Deutschland bei über 50% Wiederverwertungsrate liegen, scheint ein Studium der Abfallwirtschaften nicht notwendig sein.
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  • Fabian König
    Anscheinend haben Sie den Artikel nicht richtig gelesen. Wenn man sieht, wie wenig Kleidung in Ländern wie Spanien und Lettland im Vergleich zu Ländern wie Deutschland recycelt wird, dann macht die EU-Verordnung schon Sinn. Und eigentlich ist es ja nicht so schwer, tragbare von nicht mehr tragbarer Kleidung zu unterscheiden.
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  • Harry Amend
    Also alles wie gehabt. Warum also wurde jetzt nochmal so Hype darum gemacht? Wohl mal wieder wegen nichts wie soft.
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