Dann steigt sie aus, stakt mit hochhackigen Glitzerschuhen durch den Schnee und strahlt. Das Tauberrettersheimer Empfangskomitee stimmt begeisterte Gesänge an: „Wir sind Königin!“
„Mit so einem Empfang habe ich gar nicht gerechnet“, sagt Marion Wunderlich atemlos. Etwa 50 Mitbürger sind gekommen, um „ihre“ Fränkische Weinkönigin zu begrüßen. Die junge Frau wird gedrückt und geherzt und genießt den Überschwang der Gefühle. Leider taugt das korallenrote Abendkleid nicht zum Aufenthalt im spätwinterlichen Schneegestöber, und Marion Wunderlich rettet sich in die nahe Gaststätte.
Die Tauberrettersheimer haben lange auf die Heimkehr ihrer Weinkönigin gewartet. Schon am späten Nachmittag hat sich der harte Kern des Jugendclubs in der Gaststube zusammen gesetzt und die Wahl in Schweinfurt per an die Wand geworfenem Livestream mitverfolgt. „Unsere Marion ist wie ein Sechser im Lotto“, sagt Tobias Huntschar. „Sie hat von allen Kandidatinnen die beste Ausstrahlung und ist für so etwas einfach geboren.“ Die ganze Gruppe erhebt die Gläser auf die frisch gebackene Weinkönigin.
Als das Ergebnis aus Schweinfurt bekannt wird, schickt die örtliche Feuerwehr sofort ein Fahrzeug los, das im ganzen Ort mit Blaulicht den Sieg verkündet. Auch bei Marion Wunderlich zu Hause ist man nicht faul: Am Hang auf der anderen Seite der Tauber leuchtet ein Krönchen aus Glühbirnen ins Tal. Im Wirtshaus spricht der Jugendclub, dem Marion Wunderlich angehört, derweil einem besonderen Tropfen zu: Es wird „Tauberrettersheimer Königin“ getrunken, ein halbtrockener Silvaner, Jahrgang 2011.
Hier finden Sie den Live-Ticker zur Wahl der Weinkönigin
Tobias Huntschar konsultiert sein Smartphone. „Facebook ist überschüttet mit Bildern von Marion“, sagt er. Die Gruppe hält sich ständig auf dem Laufenden. „Der Bus ist jetzt in Werneck“, sagt jemand. Da ist ja noch Zeit für ein Gläschen Wein. Aber niemand will es übertreiben, denn die eigentliche, die offizielle Feier, soll erst am Donnerstag stattfinden. Geplant ist ein Umzug ab 19 Uhr, zu dem Tauberrettersheim leuchten soll. „Sogar im norddeutschen Rundfunk ist unsere Weinkönigin gekommen“, informiert Wirtin Katharina Kaulbersch ihre Gäste.
Der Bus fährt mittlerweile durch Riedenheim. Jetzt muss langsam das Begrüßungstransparent vorbereitet werden. Was draufstehen soll, entscheidet sich spontan vor der Tür. „Wir grüßen unsere Königin“, wird schließlich in schwarzer Farbe aufgesprüht. Drinnen wird ein Textblatt verteilt – das Krönungslied für Marion, verfasst von Christa Raupp zur Melodie des Frankenliedes.
Doch als Marion Wunderlich endlich zu Hause ankommt, sind Text und Melodie vergessen, wird nur noch begeistert gejohlt und gepfiffen. Daran muss sich die frisch gebackene Weinkönigin erst noch gewöhnen. „Ich kann es noch gar nicht glauben“, sagt sie. Jetzt will sie mit ihrem Ort feiern, will erzählen und sich freuen. Obwohl sie nicht bis in die Nacht wird bleiben können. „Ich muss morgen um 7 Uhr aufstehen“, erzählt sie. „Um 9 habe ich den ersten Termin in Würzburg. Interviews!“