Der Frühling ist unbestritten die Jahreszeit des satten Grüns und der bunten Farben. Auch im berühmten Veitshöchheimer Rokokogarten können die Besucherinnen und Besucher alljährlich eine Vielzahl an Blumen bewundern. Für die Frühblüher hat es sich hier allerdings vorschnell ausgeblüht. Sie müssen Platz machen für die Sommerblumen. Die Beete werden dafür leer geräumt. Noch blühende Blumen landen so auf dem Kompost. Warum werden die Blumen nicht verschenkt, oder anders verwertet? Das wollte auch eine Leserin der Mainpost wissen, diese Redaktion hakt nach.
Gerade mit Blick auf andere Städte scheint es Alternativen zum Vorgehen der bayrischen Schlösserverwaltung, welche für den Rokokogarten zuständig ist, zu geben. Ein Beispiel könnte die Stadt Leipzig sein. Dort organisiert die Stadtreinigung dieses Jahr schon zum zweiten Mal Blumen-Verschenk-Aktionen. Bürgerinnen und Bürger können Frühblühern wie Stiefmütterchen und Vergissmeinnicht vor dem Biomüll retten und dabei gleichzeitig ihrem Balkon oder Garten zu mehr Farbe verhelfen. Die Stadt bekommt ihre Beete leer und ist bereit für die Sommerbepflanzung.
Orientierung am historischen Vorbild
Wie die Pressesprecherin der bayrischen Schlösserverwaltung Franziska Wimberger, in einem Antwortschreiben an die Redaktion mitteilt, sei das im Fall des Rokokogartens in Veitshöchheim nicht möglich. "Die Rabattenbepflanzung im Hofgarten Veitshöchheim orientiert sich an historischen Vorbildern aus der Entstehungszeit der Anlage und stellt ein wichtiges gartendenkmalpflegerisches Element dar", heißt es dort. Außerdem sei der größte Teil der Blumen einjährig und werde erst kurz vor dem Verblühen kompostiert, so die Antwort weiter.
Mehrjährige Pflanzen, wie Zwiebelblumen, würden aber aufgehoben, getrocknet, gesäubert und sortiert werden. Im Herbst werden die Zwiebeln dann wieder eingepflanzt und können die Besucher und Besucherinnen des historischen Gartens im nächsten Frühjahr wieder mit ihrer Blütenpracht erfreuen. Dass die noch blühenden Blumen nicht verschenkt oder verkauft werden, begründet die Schlösserverwaltung außerdem so: "Die Bayerische Schlösserverwaltung soll nicht in Konkurrenz zu örtlichen Gärtnereien treten". Auch aus diesem Grund wurde der Verkauf von Blumen aus der Anzucht aus der Hofgärtnerei bereits vor einigen Jahren eingestellt.
...(Rolling Stones 1967)
Dass dort, wo ein solcher Geist weht, kein Platz für das Verschenken von ausgemusterten Blühpflanzen ist, wundert mich nicht. Das Argument mit der Konkurrenz zu ansässigen Gärtnereien scheint mir etwas fadenscheinig. Beileibe nicht jeder hätte Interesse an "ausgemusterten" Pflanzen, so dass die Gärtnereien noch genügend Umsatz machen könnten.
Und so nebenbei, hätten Sie freundlich gefragt, hätten Sie vielleicht eine Absage kassiert. Vielleicht aber auch ein paar Samen. Die Ursache für dieses unschöne Erlebnis liegt eindeutig bei Ihnen, weniger beim Gärtner, der nur seinen Job erledigt.
Unsere Streuobstwiese wurde früher auch immer von zufällig vorbeikommenden Spaziergängern geplündert, die nur eine Handvoll Kirschen, Zwetschgen, Mirabellen oder Äpfel gepflückt haben als Wegzehrung. Die Bäume waren regelmäßig bis in Höhen geplündert, wo ohne Leiter kein rankommen war. Zufall? Nein Diebstahl!
Und nebenbei bemerkt: Wie würden Sie es finden, wenn irgendwer bei Ihnen ungefragt anfängt Samen zu pflücken?
Schönen Tag noch