
Wann immer Musik von Komponistinnen und Komponisten öffentlich aufgeführt wird, die noch leben oder vor weniger als 70 Jahren gestorben sind, werden Lizenzgebühren an die GEMA fällig, die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte. Bis Ende 2023 war die Bezahlung dieser Gebühren zwischen GEMA und dem Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) in einem Pauschalvertrag geregelt, der für die katholischen Kirchengemeinden vieles vereinfachte.
Ende 2023 ist dieser Pauschalvertrag ausgelaufen. Er sah vor, dass Gemeindefeste, Konzerte mit ernster Musik, Seniorenabende, Kindergartenfeste und Jugendveranstaltungen von der Meldepflicht bei der GEMA befreit waren. Dafür zahlte der VDD eine jährliche Pauschalsumme "in erheblicher Größenordnung" an die GEMA, heißt es auf der Homepage des VDD. Und: "Dies bedeutete für die Kirche eine erhebliche Verwaltungsvereinfachung durch den Verzicht auf die Meldung der vertraglich erfassten Veranstaltungen."
Laut VDD scheiterte eine Verlängerung des Vertrags, weil die GEMA darauf bestanden habe, dass Veranstaltungen künftig über ein neu eingerichtetes digitales Portal gemeldet werden sollten. Auf Basis dieser Meldungen sollten dann die Vergütungssumme und damit die Kostenübernahme durch den VDD berechnet werden. Damit könne man nicht einverstanden sein, so der VDD.
Auf der Homepage der GEMA wiederum heißt es, der VDD habe nach mehreren Verhandlungsrunden zur Verlängerung des Vertrags im September 2023 überraschend mitgeteilt, dass er die Lizenzkosten nicht mehr übernehmen werde. Diese Entscheidung liege beim VDD.
Ein separater Pauschalvertrag für Gottesdienste bleibt weiterhin bestehen
Ein separater Pauschalvertrag für Gottesdienste bleibt weiterhin bestehen, alle weiteren Veranstaltungen mit Musik müssen die katholischen Gemeinden seit 1. Januar nun individuell bei der GEMA anmelden. Im Gegensatz dazu haben GEMA und Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) 2023 einen Pauschalvertrag abgeschlossen, der für das Jahr 2024 gilt.
Um für die katholischen Gemeinden den Übergang von der pauschalen Regelung zu Einzellizenzen zu erleichtern, hat die GEMA nach eigenen Angaben ihr Informationsangebot erweitert: "Veranstaltungen mit Musik können nun rund um die Uhr im Onlineportal der GEMA angemeldet werden, wobei die im Pauschalvertrag gewährten Vergünstigungen auch für Einzellizenzen erhalten bleiben."

Rainer Aberle ist seit Januar 2023 Diözesanmusikdirektor im Bistum Würzburg und damit zuständig für alle haupt- und ehrenamtlichen Kantoren im Bistum. Die unmittelbaren Auswirkungen der neuen Situation bekommt er allein schon durch die vielen Anfragen aus den Gemeinden zu spüren. Der bürokratische Aufwand und die Korrespondenz mit der GEMA, aber vor allem die Finanzen bereiten dort eine Menge Sorgen.
"Jede Veranstaltung, die kein Gottesdienst oder eine gottesdienstähnliche Feier ist, muss nun drei Tage im Voraus angemeldet werden", berichtet Aberle. Die entsprechende Rechnung der GEMA folge dann im Nachgang. Deren Höhe richte sich nach Art der Veranstaltung, ob Eintritt verlangt wurde oder ob es Spenden gab.
Künftig wird zeitgenössische Musik aus den Konzertprogrammen verschwinden
Der Kirchenmusiker nennt ein Beispiel: Im Rahmen der Konzertreihe "klangkunst", veranstaltet von der katholische Kirchengemeinde Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt), fand ein Jubiläumskonzert mit zwei Vokalensembles statt. Die GEMA-Rechnung ein paar Tage später belief sich auf 1121,49 Euro. Eingenommen wurden etwa 4000 Euro. "Vorher war das alles mit dem Pauschalvertrag gedeckt, in diesem Fall muss aber ein Viertel der Einnahmen allein für sechs aufgeführte Stücke ausreichen. Was früher vom VDD übernommen wurde, kommt also jetzt aus der Kasse des Fördervereins."
Das hat gravierende Folgen für die Zukunft. Die Konzertreihe will Aberle 2024 noch wie geplant durchziehen. Dann aber gibt es Konsequenzen: "Ich nehme die moderne Musik aus den Konzertprogrammen heraus, das kann ich mir nicht leisten", verrät der Musikdirektor.
Im Gottesdienst könne jede Musik gespielt werden. Aber sobald Konzertcharakter bestehe, also nicht wenigstens ein gemeinsames Vaterunser gesprochen werde, sei das durch den Pauschalvertrag nicht mehr abgedeckt. "Das tut am meisten weh", so Aberle. "Denn es ist natürlich nicht Sinn der Sache, sich irgendwelche Tricks einfallen zu lassen, um Veranstaltungen als Gottesdienst zu labeln."
Die Kosten werden bald nicht mehr zu tragen sein, prognostiziert der Kirchenmusiker. Wenn eine Kirchengemeinde einen Seniorennachmittag pro Monat veranstalte, komme dafür jedes Mal eine Rechnung von 60 Euro, oder auch mehr. Da sei man im Jahr schnell bei über 700 Euro, nur für die Seniorennachmittage. "Das kann grade in der finanziellen Situation, in der sich viele kleine Dorfkirchengemeinden befinden, niemand mehr auf Dauer finanzieren. Und es gibt ja auch noch andere Feste, die anfallen."
Immerhin: Ein wenig Erleichterung könnte eine Neuregelung zur Übernahme der GEMA-Gebühren bringen, die das bayerische Sozialministerium vor wenigen Wochen bekannt gab: Dank einer Neuregelung profitieren nicht mehr nur gemeinnützige Vereine vom Pauschalvertrag des Freistaates mit der GEMA, sondern alle Organisationen, die gemeinnützige, mildtätige oder kirchliche Zwecke verfolgen. "Darüber hinaus sind nunmehr vier statt bisher zwei Veranstaltungen pro Jahr kostenfrei, bei einer Erhöhung der Veranstaltungsfläche von 300 auf 500 Quadratmeter", heißt es dort.
Hinweis in eigener Sache: In einer früheren Version dieses Beitrags war der Pauschalvertrag des Freistaates mit der GEMA nicht erwähnt. Wir haben den Aspekt nach dem Hinweis einer Leserin ergänzt. Vielen Dank dafür!
können sogar dessen Kinder noch die Gemagebühren einholen.
Finde die Gema ist ein sinnloser Haufen, den gibt es aber schon über 40 Jahre und noch länger.
Nicht die GEMA ist das Problem (denn Jesus sagt: gebt der Obrigkeit, was der Obrigkeit ist...), sondern die Diözesen und ihr Verband, die keine pauschale Kostenübernahme mehr wollen und diese Kosten auf die Gemeinden abwälzen. Und das ist katholische Kirche wie gehabt: Oben, bei den Bistümern, wird Kirchensteuer kassiert und Reichtum angehäuft, und unten, in den Gemeinden, in denen noch - natürlich ehrenamtlich - Christliche Gemeinschaft gelebt und praktiziert wird, sollen sie selbst sehen, wo sie ihr Geld hernehmen.
Eine im christlichen Sinne "brüderliche" Regelung hätte durchaus sein können: Ja, die Gemeinden haben die Bürokratie an der Backe, dafür reichen sie dann die Rechnungen einfach nach oben weiter.
Die Evangelischen haben das irgendwie besser begriffen....
Hier wird auf die GEMA geschimpft, die überhaupt nichts dafür kann, denn das Problem liegt bei den "oberen Kirchenfürsten", die die Gebühren und Kosten immer mehr auf die unteren kleinen Gemeinschaften abwälzen. Was kommt denn von Kirchensteuer und Kirchgeld "unten" an? Wo wird denn die eigentliche seelsorgerische Arbeit am Menschen getan?
Es geht hier aber letztlich um Dinge, die schon an den Haaren beigezogen sind. Klar, für manche
wieder ein gefundenes Fressen.... Tatsache ist, dass die Gema die unnützeste Einrichtung oder
Bezahlstelle unseres Landes ist. Eigentlich müßte DL doch super dastehen, mit den vielen Einnahmequellen die es hat, oder? Nenne beispielsweise hier noch die sauhohen Steuereinnahmen bei Sprittpreisen.
Da muß man halt ein paar Töne anders spielen, dann kann die Gema schon nichts mehr abkassieren!
Genau so sollte man vorgehen mit diesem Abzockergremium.
https://www.stmas.bayern.de/aktuelle-meldungen/pm2406-143.php
Hat zwar auch wieder jede Menge Ausnahmen, sollte aber in einem Artikel zu dem Thema erwähnt werden.
Unnötiger und immenser Bürokratieaufbau und ein Abzockerverein zu Lasten der
Allgemeinheit !
Es ist eben wie bei Krankenkassen und manchen "Hilfsorganisationen" auch:
Hohe Beiträge, wenig Leistung. Und bei denen, für die es sein soll (hier: die Kunstschaffenden) kommt am wenigsten an.
Das liegt zum einen am zu großen "Wasserkopf", zum anderen an zu viel Verwaltung.
Gut, GEMA und die Gebühren machen Sinn. Was und wer hier aber seit einiger Zeit mit staatlicher Unterstützung abgezogen wird, erinnert an das Raubrittertum des Mittelalters und durchaus auch an mafiöse Strukturen.
Bescheidenheit und Abbau des unnötigen Personal, sowie die deutliche Verringerung der Vorstandsgehälter bei der GEMA wären ein erstes Zeichen.
Wohl eher werden wir aber zur Kasse gebeten, wenn wir unbedarft ein Liedchen vor uns hinträllern.
Autor: @GF
Selbst Kleinkünstler die bei der GEMA gemeldet sind müssen - nach meinem Kentnissstand - für die eigenen Stücke eine GEMA-Gebühr zahlen. Das kann soweit gehen, daß die (Netto-) Einnahmen bei Künstler-Veranstaltungen geringer sind als die dann zu zahlenden Gebühren.
Siehe z. Bsp:
https://www.c3s.cc/
https://www.backstagepro.de/thema/alternative-zur-gema-meik-michalke-ueber-den-aktuellen-stand-der-c3s-2019-09-27-mc0Yj3MHPB (kein aktueller Beitrag).