Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, begrüßt die Entscheidung von Adidas, die geschäftlichen Beziehungen mit dem Musiker Kanye West ("Ye") umgehend zu beenden. Die jüngsten Äußerungen des US-Rappers seien "inakzeptabel, hasserfüllt und gefährlich", heißt es in einer Mitteilung des Sportartikelherstellers aus dem fränkischen Herzogenaurach vom Dienstag. Das Unternehmen dulde keinen Antisemitismus und auch keine andere Art von Hassrede.
Kanye West war seit fast zehn Jahren eines der populärsten Gesichter und Partner der Marke Adidas. Allerdings sorgte der Sänger zuletzt immer wieder mit antisemitischen Kommentaren für Ärger. So hatte er Medienberichten zufolge unter anderem auf Twitter geschrieben, er befinde sich auf "Death con 3 gegenüber jüdischen Menschen". Damit spielte er auf den Alarmzustand der US-Streitkräfte an.
In einem Podcast sagte West, er könne so viele antisemitische Dinge sagen, wie er wolle, Adidas würde ihn dennoch nicht herausschmeißen. Die Plattformen Instagram und Twitter hatten ihn daraufhin zumindest vorübergehend gesperrt. Auch Kim Kardashian, die Ex-Frau des Rappers, hatte jüngst Kritik an West geübt und sich gegen jegliche Art von Antisemitismus gewandt.
Schuster: Die Entscheidung von Adidas kommt zu spät
Zuletzt war der Druck auf den Sportartikel-Hersteller weiter gewachsen. Nachdem andere internationale Unternehmen wie die Luxus-Modemarke Balenciaga die Zusammenarbeit mit West beendet hatten, brachte nun die Kritik des Zentralrats der Juden in Deutschland das Fass offenbar endgültig zum Überlaufen. In einem Interview hatte Präsident Josef Schuster die Firma Adidas zur Aufkündigung des Vertrages aufgefordert.
Schuster, der in Würzburg zuhause ist, nannte den Schritt des Unternehmens in einer Pressemitteilung überfällig: "Die täglich neuen Entgleisungen waren für Jüdinnen und Juden in Deutschland und in aller Welt unerträglich." Für den Zentralratspräsidenten kommt die Entscheidung von Adidas gleichwohl zu spät. Er hätte sich von einem deutschen Unternehmen, "das zudem in das NS-Regime verstrickt war", schon früher eine klare Haltung gewünscht.
Adidas habe viel getan, so Schuster, um sich von seiner Vergangenheit zu distanzieren und gehöre zu den Unternehmen, die sich in großen Kampagnen gegen Antisemitismus und Rassismus stark machten. "Gerade deswegen wäre eine frühere Trennung von Kanye West angebracht gewesen."
Kanye-West-Klamotten sorgten für Milliardenumsatz
Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, war die Zusammenarbeit mit Kanye West für den fränkischen Sportartikelhersteller ein "einträglicher Teil des Geschäfts". Der Umsatz mit den stylischen Schuhen, Klamotten und Accessoires, die seinen Namen trugen, soll 1,7 Milliarden Euro betragen haben – immerhin rund sieben Prozent des Gesamtumsatzes der Drei-Streifen-Marke.
Die Auflösung des Vertrags mit dem Rapper dürfte das Unternehmen wirtschaftlich empfindlich treffen. "Angesichts der starken Saisonalität des vierten Quartals dürfte sich dies kurzfristig mit bis zu 250 Millionen Euro negativ auf den Nettogewinn des Unternehmens im Jahr 2022 auswirken", teilte das Unternehmen am Dienstag mit.