Kreisvorsitzender des Bund Naturschutzes (BN) und stellvertretender Landrat: zwei unterschiedliche Interessen hat Armin Amrehn vertreten. Stets mit Leidenschaft, sowohl für die Natur als auch für den Landkreis Würzburg. Aber die Doppelfunktion führte auch zu Konflikten mit Landrat Eberhard Nuß und brachte Amrehn oft in die Zwickmühle. Am Dienstag trat Amrehn vom Amt des stellvertretenden Landrats zurück. Was sagen die Fraktionsvorsitzenden der im Kreistag vertretenen Parteien dazu? Und ist das überhaupt möglich, als Interessenvertreter ein politisches Amt wahr zu nehmen?
"Interessensvertretung darf nicht zu fundamentalistisch werden"
"Natürlich ist das möglich", sagt CSU-Fraktionschef Manfred Ländner. "Man muss nur wissen, welchen Anzug man gerade anhat." Er selbst ist als Präsident des Nordbayerischen Musikbundes Mitglied des Bayerischen Landtags und würde beide Tätigkeiten voneinander trennen, sagt er. Armin Amrehn habe das nicht immer sauber getan. "Vielleicht hat ihm aber auch die kommunalpolitische Erfahrung gefehlt? Von Null zum stellvertretenden Landrat - das ist schon etwas!"
Stefan Wolfshörndl, Fraktionsvorsitzender der SPD im Kreistag, sieht das ähnlich: "Interessenvertretung für einen Verband kann schon möglich sein, wenn man als Funktionsträger seine Aufgabe klar trennt. Ich verstehe auch den starken Einsatz für die Interessen des BN, aber es darf nicht zu fundamentalistisch werden."
Angespannte Beziehung zwischen Amrehn und Nuß
In den vergangenen Monaten sei die Geschäftsbeziehung zwischen Landrat Nuß und seinem Stellvertreter Amrehn sehr angespannt gewesen. "Daran tragen beide ihren Anteil", sagt Wolfshörndl und meint die persönlichen Angriffe, die Nuß in E-Mails an Amrehn und einen großen Verteilerkreis geäußert hat. "Ob er da richtig agiert hat, oder die Pferde mit ihm durchgegangen sind - das müssen die beiden untereinander klären."
"Wir bedauern den Rücktritt Amrehns", sagt Christoph Trautner, Fraktionssprecher von Bündnis90/Die Grünen. "Er hat sehr engagiert seine Funktion als stellvertretender Landrat ausgeübt und sich für den Umweltschutz eingesetzt." Seine Fraktion halte den Rücktritt nicht für notwendig. "Ich wäre an Amrehns Stelle nicht zurückgetreten. Man muss Druck aushalten können", erklärt Trautner.
Alle Fraktionen unterstützen Joßbergers Kandidatur
"Menschlich kann ich das verstehen, dass er nicht mehr zwischen den Stühlen sitzen will, für den Naturschutz ist es bedauerlich", sagt Matthias Henneberger, Sprecher der Fraktionsgemeinschaft aus ÖDP und FDP. Wichtig sei es nun, dass Amrehn weiterhin für den Naturschutz im Landkreis Würzburg tätig ist.
Einig sind sich alle Fraktionen, dass sie Ernst Joßberger (UWG) am 18. März bei der Wahl zum stellvertretenden Landrat unterstützen wollen - auch die CSU, die zu Beginn der Wahlperiode gerne zwei Stellvertreter haben wollte. Fraktionschef Ländner: "Ein Jahr vor der Kommunalwahl macht es keinen Sinn, das ganze Geflecht zu entwirren und neu zu stricken."