Vier Ausgabestellen hat die Aischgründer Tafel "Iss was", nämlich in Neustadt, Bad Windsheim, Scheinfeld und Uffenheim. Letztere hat nun erstmals eigene Räume bekommen – und zwar in der Ansbacher Straße 6 in der lange schon leerstehenden ehemaligen Metzgerei Schellbach. Jeden Samstag hat die Tafel von 13.30 bis 15.30 Uhr geöffnet. Auch zwei neue Mitglieder hat die Tafel: Bundestagsabgeordneter Carsten Träger (SPD) und der Landtagsabgeordnete Hans Herold (CSU) unterschrieben bei der Inbetriebnahme der neuen Räume ihre Beitrittserklärung.
Bis zu 90 Personen profitieren vom Angebot der Tafel
Bislang mussten die derzeit 36 Uffenheimer Tafelhelfer und Tafelhelferinnen im Alter zwischen 33 und 82 Jahren – im ganzen Landkreis sind es etwa 120 – jeden Samstag die Stände im Katholischen Pfarrzentrum auf- und abbauen und mit Waren bestücken. Jetzt haben sie es leichter. Tafel-Vorsitzender Thomas Nicol bezeichnete dies nach 22 Jahren als ein Geschenk für die Helfer und Helferinnen. Ermöglicht hat dies die Familie Petra und Peter Schellbach. Danke sagte Brigitte Stuckert, Leiterin der hiesigen Ausgabestelle, dafür, dass sich die Familie "nicht an den Uffenheimer Mietspiegel hält".
In Uffenheim gilt es nach den Worten von Stuckert etwa 55 bis 60 Kunden zu versorgen, sodass inklusive der Familienangehörigen zwischen 80 und 90 Personen vom Angebot der Tafel profitieren können. Etwa die Hälfte der Kunden seien Geflüchtete. Alle zahlen einen kleinen Obolus und können sich dafür für ihren Bedarf eindecken.
Thomas Nicol sagte gegenüber dieser Redaktion, dass man in Uffenheim im Gegensatz zu den drei anderen Ausgabestellen durchaus Probleme habe, eine ausreichende Menge an Lebensmitteln zu bekommen. Das resultiere daraus, dass Uffenheim nahe bei Ochsenfurt und Rothenburg liege, die eigene Tafeln hätten. Doch unterstützten sich die vier Ausgabestellen solidarisch untereinander.
Verein ist auf finanzielle Unterstützung angewiesen
In einer Sache bilde Uffenheim jedoch eine Ausnahme, betonte der Tafel-Vorsitzende. In keinem anderen Tafelladen im Landkreis engagierten sich so viele aus dem Stadtrat als ehrenamtliche Helferinnen und -helfer. Gleichzeitig bat Nicol zusätzlich um finanzielle Unterstützung. Denn hier müsse nun Miete bezahlt werden, ebenso gebe es in den neuen Räumen Kühleinrichtungen, die Strom benötigten. Der Verein "Iss Was" müsse die laufenden Ausgaben mit Spenden stemmen.
Bürgermeister Wolfgang Lampe ist der Tafel dankbar für ihre Arbeit, die leider notwendig sei. "Hier werden Menschen unterstützt, satt zu werden", sagte er. Es gebe noch mehr bedürftige Menschen, doch die schämten sich, zur Tafel zu gehen, bedauerte der Bürgermeister. Lampe zeigte sich zuversichtlich, dass ein Antrag seitens der Tafel im Stadtrat positiv beschieden werden würde.
Stuckert beklagte, dass der Landkreis den Verein nicht unterstützen wolle. Mittlerweile liege aber ein Antrag der CSU-Kreistagsfraktion auf finanzielle Unterstützung vor. Stuckert bat um überparteiliche Unterstützung dieses Antrags.
Aischgründer Tafel war die erste Landkreis-Tafel
Landrat-Stellvertreter Reinhard Streng erklärte zur Situation der Ausgabestelle in Bad Windsheim, dass der aktuell genutzte Raum in der Berufsschule noch über ein Jahr zur Verfügung stehe. Er sei überzeugt, dass sich auch für die Zeit danach eine Lösung finden werde. Zur Thema Tafel sagte er, "es ist eine Schande, dass unsere Volkswirtschaft einen solchen Bedarf hat". Dies ist auch die Meinung von Carsten Träger: "Es wäre am schönsten, wenn wir die Tafeln nicht brauchen würden. Aber wir brauchen sie." Gut 850 Menschen im Landkreis nähmen die Tafel in Anspruch, weiß Hans Herold. Er würdigte die ehrenamtliche Bereitschaft.
Unter den Gästen bei der Eröffnung war auch Harry Graeber. Er hatte mithilfe seiner Familie und einiger weiterer Mitstreiter vor 25 Jahren die Aischgründer Tafel "Iss was" als erste Landkreis-Tafel mit vier Ausgabestellen gegründet – zuvor hatte es in Deutschland nur Tafeln in Städten gegeben.