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Würzburg
Mutmaßlicher Betrug mit Schwarzarbeit und Corona-Hilfen: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Würzburger Club-Betreiber
Ehemalige Mitarbeitende eines Würzburger Club-Betreibers erheben schwere Vorwürfe gegen ihren damaligen Chef. Schwarzarbeit und Subventions-Betrug stehen im Raum.
Vorwürfe gegen einen Würzburger Club-Betreiber: Im Raum stehen Subventions-Betrug und Schwarzarbeit.
Foto: Ivana Biscan | Vorwürfe gegen einen Würzburger Club-Betreiber: Im Raum stehen Subventions-Betrug und Schwarzarbeit.
Manuel Scholze
,  Sophia Scheder
 und  Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 15.07.2024 12:31 Uhr

Schwere Vorwürfe gegen einen Würzburger Club-Betreiber: Ein ehemaliger Mitarbeiter erhebt gravierende Anschuldigungen gegen seinen damaligen Chef. Dabei ist nicht nur von Subventions-Betrug die Rede. Auch von hohen Schwarzgeld-Zahlungen spricht der Mann, dessen Name der Redaktion bekannt ist, der aber anonym bleiben möchte. Er zeigte sich wegen Schwarzarbeit selbst an.

Die Staatsanwaltschaft Würzburg bestätigt auf Anfrage, dass seit November 2022 ein Verfahren gegen den Würzburger Club-Betreiber "wegen verschiedener Tatvorwürfe" geführt wird. Auch Durchsuchungen habe es bereits gegeben. Die Staatsanwaltschaft bestätigt zudem, dass das Verfahren auf eine Anzeige zurückgeht.

Ein Rückblick: Welche Einnahmen wurden während der Corona-Pandemie angemeldet?

Februar 2022. Wieder sind die Clubs und Bars wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Der Würzburger Club-Besitzer betreibt mittlerweile verschiedene Corona-Teststrecken in der Stadt. Auf das Konzept der Teststrecken zu setzen, sei "ein guter Plan gewesen", erklärt er damals gegenüber der Redaktion. Dennoch würden die Einnahmen nicht ausreichen, um die Verluste durch die Schließungen der Clubs auszugleichen.

Doch an Einnahmen soll es bei dem Unternehmer in Wirklichkeit nicht gemangelt haben, wirft ihm der Mitarbeiter vor. Der Fall drehe sich vor allem darum, wie sauber die Einnahmen aus verschiedenen Geschäftstätigkeiten während der Pandemie abgerechnet worden sein sollen.

Aussagen von ehemaligen Mitarbeitenden sowie interne Dokumente, die diese Redaktion sichten konnte, lassen den Verdacht aufkommen, dass eine erhebliche Summe dieser Einnahmen niemals in Form von Steuererklärungen beim Finanzamt angemeldet wurde.

Unternehmer aus Würzburg verdiente mit Corona-Tests Geld

So scheint der Würzburger Unternehmer während der Pandemie relativ schnell erkannt zu haben, dass Bürgertests Geld bringen können. Zum Problem sei dann geworden, dass immer mehr andere Anbieter Teststellen eröffneten und ein Konkurrenzgeschäft entstand, so berichtet es der Mitarbeiter. "Für Außenstehende ist das ein schnelles Geschäft. Zelt aufstellen und Tests mit dem Freistaat abrechnen, das hat man ja auch in der Presse gelesen."

Es sei die Intention des Club-Betreibers gewesen, schnell und viel Geld zu erwirtschaften, "weil man ja anfangs anderweitig keine anderen Einkünfte hatte. Und es ist auch kein Geheimnis, dass die Testungen fürstlich bezahlt wurden".

18 Euro erstattete der Bund für jeden sogenannten Bürgertest zwischenzeitlich. Der Club-Betreiber habe zu dem Zeitpunkt schnell wachsen wollen, eröffnete mehrere Teststationen – ohne dass alle Genehmigungen beisammen waren, so der Mitarbeiter.

Mögliche Corona-Subventionsbetrugsdelikte sorgten bereits während der Pandemie für Schlagzeilen. Alleine in München hat es schon mehr als 500 Verfahren wegen Subventionen gegeben, die in der Pandemie unberechtigt eingestrichen wurden, berichtete vor Kurzem die Süddeutsche Zeitung.

Neben Steuerhinterziehung wirft der ehemalige Mitarbeiter auch Schwarzarbeit vor

An den Teststationen des Würzburger Club-Betreibers und in den Clubs sollen ungelernte Kräfte gearbeitet haben, die nicht beim Finanzamt angemeldet worden sein sollen und somit laut Insider "schwarz bezahlt wurden".

Untermauert wird dieser Verdacht von zwei weiteren, der Redaktion bekannten, ehemaligen Mitarbeitenden des Club-Betreibers. Auch sie wollen anonym bleiben. Beide arbeiteten nach eigenen Aussagen, die sie unabhängig voneinander tätigten, während der Coronazeit etwa ein Jahr lang regelmäßig in einem Club des besagten Betreibers.

Geld gab es nach einer Schicht im Club wohl bar auf die Hand

Beide sollten damals auf Minijob-Basis angestellt werden und füllten dafür Personalfragebögen aus. Nachweise auf Lohnzahlungen erhielten sie bis heute keine, erklären sie, auch eine Jahres-Lohnsteuerbescheinigung blieb nach Ende des jeweiligen Anstellungs-Verhältnisses aus.

Ob es überhaupt ein offizielles Anstellungs-Verhältnis gab, ist daher fraglich. Das Gehalt habe es immer bar auf die Hand gegeben. "Das war bei jedem so, dass das Geld nach der Schicht bar ausbezahlt wurde. An der Kasse hat sich zeitweise eine Schlange von Mitarbeitern gebildet, dort hat man dann gesagt, wie lange man gearbeitet hatte und das Geld wurde aufgeteilt", erinnert sich eine Mitarbeiterin an die Nächte im Club. Ihre erhaltenen Gelder wollen beide nun nachträglich versteuern und hätten dafür ihre jeweiligen Steuerberater kontaktiert.

Unregelmäßigkeiten bei Getränkerechnungen eines Clubs

Auf der anderen Seite hatte der Betreiber auch während der Pandemie Einnahmen aus dem Clubgeschäft. Offen bot er seine Clubs für Privatevents an: Geburtstage, Firmenevents, oftmals mehrere davon an einem Abend – so beschreibt es der Insider, der aufgrund vorliegender Mietverträge an den einzelnen Abenden insgesamt rund 150 Privatevents alleine in einem der Clubs während der Corona-Zeit zählt.

Zum Hintergrund: Zwischenzeitlich war zwar der normale Clubbetrieb in Bayern verboten, für private Veranstaltungen durften Locations wie Clubs oder Bars jedoch gemietet werden.

Laut Gästelisten, die zur Nachverfolgung bei Corona-Infektionen angelegt werden mussten, wird schnell klar, dass zu dem Zeitpunkt in einem Club auch mal bis zu 800 Menschen an einem Abend gewesen sein müssen. Die Verantwortung dafür trug der jeweilige private Veranstalter. Der Club-Betreiber war für das Personal und den Barbetrieb zuständig.

Und auch auf dieser Seite sei es zu Unregelmäßigkeiten gekommen. So seien Rechnungen der Getränkehändler nicht nur über die Geschäftsadressen des Club-Betreibers, sondern auch auf ihn als Privatperson gelaufen. Ähnliches gelte für die öffentlichen Veranstaltungen, die im Sommer 2021 stattfinden durften. Viele Einnahmen seien dabei beim Finanzamt nicht korrekt abgerechnet worden, so der Insider.

Flossen Corona-Hilfen in die privaten Kassen des Club-Betreibers?

Während dieser Einnahme-Szenarien sollen zudem erhebliche Corona-Hilfen in die Kassen der verschiedenen Firmen des Club-Betreibers geflossen sein – und mutmaßlich auch in seine privaten. Diverse Entnahmen aus Firmenkonten auf die Konten des Betreibers lassen diesen Verdacht aufkommen.

"Um die Corona-Hilfen zu bekommen, hat man schlichtweg in verschiedenen Positionen versucht, Umsätze zu verheimlichen", so der ehemalige Mitarbeiter. Am Ende steht also auch im Raum, ob sich der Club-Betreiber, wenn sich die Vorwürfe bewahrheiten, wegen gewerblichem Subventions-Betrug verantworten muss.

Diese Redaktion hat den Club-Betreiber um Stellungnahme gebeten. Dieser möchte sich zu den Vorwürfen nicht äußern.

 
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  • R. E.
    Im Umfeld von Corona wurden viele "Baustellen" eröffnet. Unter anderem durch die sehr gute Bezahlung von Test-Unternehmen. Und man hat die Kontrollen - wie auch bei der Bestellung von Masken - nicht ordentlich vorgenommen. Jetzt wundert man sich, dass hier Test-Goldgräber diese Vorgehensweise ausgenutzt haben. Das war zu erwarten und hat an anderen Stellen sicherlich ebenfalls stattgefunden. Gleiches gilt für die offiziellen Testcenter. Dort war ebenfalls keine Kontrolle, wie oft wer dieses Angebot wahrgenommen hat. Deutschland war schlicht offen für Tests. Das rechtfertigt keine Steuervergehen, aber zu erwarten war das - wie auch die starke Nutzung der kostenlosen Tests.
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  • G. Z.
    objektiv betrachtet melden sich hier Leute, die schwarz-gezahlte Löhne/Betriebsausgaben beweisen. Von Beweisen für Einnahmen und der Höhe der Einnahme lese ich hier nichts. Beweise über höhere Betriebsausgaben, als die verbuchten und erklärten (hat sich hier der Buchhalter gemeldet?) und nichts konkretes. Wenn zwischen den Firmen zutreffende Abrechnungen vorgenommen wurden und der Chef seinen "Privat-einkauf an Getränken" vielleicht noch gar nicht korrekt abgerechnet hat, muss er das also noch nachholen = höhere Betriebsausgaben, dann hats die Fahndung schwer. Höherer Getränkeeinkauf, während der Betrieb geschlossen hatte, schließt den Einkauf für den geschlossenen Betrieb aus. Auf Vorrat gekauft? Egal, die Fahndung wird s schon richten. Sind ja in Würzburg alle etwas vorsichtiger, nach den letzten Erfahrungen im Rotlichtmilieu. Aufträge für Privatevents - ja das war zulässig. Wenn einer 10 Firmen hat und 9 darben lässt und alles über eine laufen lässt, ists rechtlich fraglich.
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  • R. T.
    Schwarzarbeit ist verboten und schlichtweg Steuerhinterziehung. Warum hat das Personal das Bargeld ohne Abrechnung und Beleg entgegengenommen? Wahrscheinlich weil nur Bares Wahres ist. Die Selbstanzeigen nach dem Motto "ich war jung und brauchte das Geld" soll lediglich die bevorstehende Strafe reduzieren. Der Clubbesitzer dürfte, wenn die Vorwürfe stimmen, geschäftlich und privat erledigt sein. Die Geschichte ist insgesamt von allen Beteiligten erbärmlich.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Wenn man keine Ahnung hat... Bei Minijobs, und genau um die geht es hier, ist der Arbeitgeber für das Abführen der sog. Umlage zuständig. Der Arbeitnehmer muss darauf vertrauen können, dass der Arbeitgeber das macht und hat keine Kontrollmöglichkeit! Es gibt in Deutschland übrigens keine gesetzlich vorgeschriebene Form der Lohnzahlung!
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  • G. Z.
    .... beim Minijob entscheidet der Arbeitgeber ob er 2% Pauschalsteuer (dann zahlt er die selbst) oder nach den individuellen Lohnsteuermerkmalen des Arbeitnehmers versteuert . Was der Arbeitgeber macht, sieht man auf der Lohnabrechnung. Schlaue Arbeitnehmer lassen sich das in den Arbeitsvertrag schreiben. ---"Während dieser Einnahme-Szenarien sollen zudem erhebliche Corona-Hilfen in die Kassen der verschiedenen Firmen des Club-Betreibers geflossen sein – und mutmaßlich auch in seine privaten. " Der Unternehmer kann mit dem Corona-Geld machen was er will. Wenn er im maßgeblichen Zeitraum 50.000 Verlust hatte, die privat bezahlt hat und dann 9.0000 EUR Corona-Zuschuss bekommt, weil er die Fördervoraussetzungen erfüllt (Liquiditätsschwäche, Verlust usw.) dann kann er das Geld für sich nehmen, hat ja vorher sein eigenes eingelegt. Weder der Leser, noch der Anzeigenerstatter und schon gar nicht der Arbeitnehmern kennt den Sachverhalt. Wäre es einfach und klar, säße der Herr in U-Haft
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  • H. W.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • A. S.
    Bei der Formulierung "Ehemalige Mitarbeitende" lange ich mir echt an den Kopf, schreibt doch einfach mal nur so, wie ihr es mal gelernt habt, dieser Stuss mit der Partizipform istirreführend und manchmal auch absurd, wie man sieht.
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  • T. M.
    Einfach nur fürchterlich!! Wenn ich in Rente bin habe ich mehr Zeit und dann werde ich einen Club gründen: AGCFEBW !

    Anti Gender Club Für Eine Bessere Welt
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  • M. R.
    In diesem Fall ist es doch besser, dass die Mitarbeitenden nicht in männlich oder weiblich eingestuft werden.
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  • M. R.
    Am Anfang steht "2022", müsste es nicht "2021" gewesen sein?

    Zur Tat: Ja, man kennt das ja. Gibt ja dort auch keine wirklichen Bon-Kassen. Wobei ich mal hörte, dass der Verbrauch anhand des Einkaufs auch mal vom Finanzamt geschätzt wird. Aber immer schön die Taschen voll machen und dann noch Schwarz bezahlen.

    Generell gilt: Selbst Lohn auf die Hand immer quittieren lassen.
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  • C. B.
    Man muss da schon erwähnen, dass die Bundesregierung mit der Schließung von Geschäften, Pensionen, und so weiter meines Erachtens seine Kompetenzen überschritten hat. Die lächerlichen paar Euro Subventionen haben nicht mal einen Bruchteil der wirklichen Verluste ausgeglichen. Umsonst gibt es hier nicht unzählige Klagen gegen die Regierung.
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  • A. H.
    …in den meisten anderen Ländern der Erde, die nahezu alle ähnliche Maßnahmen wie in Deutschland ergriffen hatten, sind gar keine Subventionen und Ausgleichszahlungen erfolgt. Aber in Deutschland wurde und wird immer gejammert, dass diese Gelder ja nicht die vollständig Verluste ausgleichen. Wie wohl Unternehmer in den anderen Ländern darüber denken?
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  • H. A.
    Falsch, viele Klagen weil sie zusätzlich zu den schon erhaltenen Subventionen noch abkassieren wollen. Von den vielen Verlusten hört man heute nämlich so gut wie nichts mehr, denn die die alle gejammert und angeblich vor der Geschäftsaufgabe standen denen geht es heute alle wieder urplötzlich gut. Vieles war nämlich nur jammern auf sehr hohem Niveau
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  • H. W.
    „Die lächerlichen paar Euro Subventionen“ legitimieren deshalb Steuerhinterziehung, Schwarzgeldzahlungen und andere Betrügereien???? Auch eine interessante Betrachtungsweise, die ich allerdings nicht teilen kann.
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