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Würzburg
Musikhaus Deußer: Wie sich das Würzburger Instrumentengeschäft in einer schwierigen Branche behauptet
Das Musikhaus Deußer hält sich seit 60 Jahren – auch dank der eigenen Meisterwerkstatt. Denn Reparaturbetriebe wie diesen gibt es nur noch wenige.
Geschäftsführer und Meister im Instrumentenhandwerk Georg Deußer.
Foto: Johannes Kiefer | Geschäftsführer und Meister im Instrumentenhandwerk Georg Deußer.
Vanessa Michaeli
 |  aktualisiert: 10.02.2024 01:43 Uhr

Georg Deußer begrüßt mit einem festen Händedruck. "Schauen wir uns doch erstmal den Laden an," sagt er. Der Laden, das ist das Musik- und Pianohaus Deußer in Würzburg. Ein Geschäft, das auf etwa 1000 Quadratmetern vom Akkordeon über Notenblätter bis zum Zubehör alles anbietet, was das Musikerherz begehrt. In dessen Meisterwerkstatt reparieren die Mitarbeitenden zahlreiche Instrumente. Das Geschäft besteht seit 60 Jahren und ist das einzige seiner Art in der Region.

Doch wie schafft man es, so lange in einer schwierigen Branche zu bestehen? "Es hat sich bewährt, Qualität zu verkaufen", sagt der Geschäftsführer. Jedes Instrument, das er neu ins Sortiment aufnehme, überprüfe er eingehend. Es müsse "wirklich gut sein" und der Hersteller die Versorgung mit Ersatzteilen garantieren. Nur dann können er und sein Team gewährleisten, die Instrumente auch wieder reparieren zu können.

Im Musikhaus Deußer ist eine der wenigen Profi-Werkstätten Deutschlands vorzufinden

Um Reparaturen und Instandsetzungen kümmern sich acht der insgesamt 14 Mitarbeitenden. Sie arbeiten in Schichten, anders geht es in der kleinen Werkstatt im dritten Stock nicht. Deußer selbst, Meister im Metallblas- und Schlaginstrumentenhandwerk, repariert "leider viel zu selten".

Blick in ein Akkordeon und dessen einzelne Stimmplatten.
Foto: Johannes Kiefer | Blick in ein Akkordeon und dessen einzelne Stimmplatten.

In die Werkstatt geht es mit dem Aufzug, nur Befugte dürfen eintreten. In der Mitte des schmalen Raumes hängt eine Schülertuba und wartet darauf, ausgebeult zu werden. Vier Mitarbeitende werkeln derweil an anderen Instrumenten, einer von ihnen schraubt gerade ein Akkordeon auf. "Wir sind eine der letzten Werkstätten in Deutschland für Akkordeons", so Deußer. Und auch für andere Instrumente gebe es nur noch wenige Profi-Werkstätten wie seine.

"Alles, was an akustischen Instrumenten über unsere Ladentheke geht, können wir reparieren."
Georg Deußer, Geschäftsführer

"Alles, was an akustischen Instrumenten über unsere Ladentheke geht, können wir reparieren", sagt Deußer. Bei elektronischen Instrumenten sei häufig die Reparatur durch den Hersteller nötig. Und für Dudelsäcke und Harfen habe er spezialisierte Kollegen, an die er weiterleiten könne, sagt der Geschäftsführer. Er fügt an: "Das, was man heute als revolutionär nachhaltig verkauft, machen wir schon seit 60 Jahren."

Das Musikgeschäft Deußer auf der Juliuspromenade in Würzburg im Jahr 1966.
Foto: Deußer | Das Musikgeschäft Deußer auf der Juliuspromenade in Würzburg im Jahr 1966.

Georg Deußer führt das Musikhaus seit 2014. Sein Vater Hermann Deußer, Metallblasinstrumenten- und Schlagzeugmacher mit Meistertitel, hat es am 5. Februar 1962 gegründet. Bevor Hermann Deußer das Geschäft in der Juliuspromenade 9 eröffnete, arbeitete er in verschiedenen Produktions- und Reparaturbetrieben. "Kollegen haben ihn dazu gedrängt, sich selbstständig zu machen", erzählt sein Sohn.

Fotoserie

Innerhalb von zehn Jahren wuchs die anfangs 45 Quadratmeter große Geschäftsfläche auf 360 Quadratmeter an. 1977 zog das Musikhaus in seine heutige Stätte in der Karmelitenstraße 34 und Hermann Deußer erweiterte das Sortiment um Klaviere und Flügel. Zudem gründete er eine Orgelschule, die später als Musikschule Deußer bekannt war und heute von Rainer Kogelschatz unter dem Namen Musikakademie Deußer geführt wird.

Instrumente muss man erleben

"Der Schülerbereich liegt uns immer noch am Herzen", so Georg Deußer. Gemeinsam mit anderen Händlern und einem Instrumentenbauer haben er und sein Team eine eigene Linie an Schülergitarren entwickelt. Und die 1998 von ihm eingeführten Service-Tage finden weiterhin regelmäßig statt. An ausgewählten Tagen können Musikschüler und -schülerinnen ihr Instrument gemeinsam mit Profis unter die Lupe nehmen.

Vom Online-Geschäft hält Deußer wenig, einen Webshop gibt es nicht. "Natürlich können Sie die Kunden mit Cookies zuschütten und ihr Verhalten analysieren. Aber ob das Instrument am Ende zum Musiker passt, wissen Sie so nicht", ist der Instrumentenbauer überzeugt. Es sei wichtig, ein Instrument vor dem Kauf zu erleben. Und das gehe nun einmal nur vor Ort im Musikhaus.

 
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Kommentare
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  • Lebenhan1965
    Es freut mich,

    dass das Musikhaus Deußer noch immer in der Karmelitenstraße in Würzburg existiert. In der Bauphase und zur Eröffnung hatte ich in der Nähe dort meine Studentenbude und mein Weg zur Hochschule führte eigentlich täglich daran vorbei.

    Meine Freundin kaufte sich dort auch öfter Zubehör und Noten für Gitarre.

    Weiterhin viel Erfolg, solche Geschäfte prägen eine Stadt auch.
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  • klafie
    finde es sehr gut, dass das musikhaus deußer die jahre der pantemie gut überstanden hat.
    es ist schon ein sehr altes familienunternehmen und man kauft dort auch sehr gut ein.
    personal ist sehr höflich und geht auf alle wünsche der kunden ein, das findet man heute nicht mehr überall so.
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