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Würzburg
München meldet ersten Coronavirus-Fall in Deutschland
In Bayern ist es  bundesweit der erste Infektionsfall. Betroffen ist ein Mann aus dem Landkreis Starnberg, bestätigt das Gesundheitsministerium.
Nicht ohne Mundschutz: Fußgänger am Montag in Hongkong.
Foto: ANTHONY WALLACE, AFP | Nicht ohne Mundschutz: Fußgänger am Montag in Hongkong.
Andreas Jungbauer
 und  dpa
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:31 Uhr

Es war eine Frage der Zeit, bis das in China ausgebrochene, neuartige Coronavirus Deutschland erreicht. Am späten Montagabend hat das bayerische Gesundheitsministerium bestätigt, dass sich ein Mann aus dem Landkreis Starnberg mit dem Coronavirus infiziert hat. Der Patient befindet sich nach Angaben der "Task Force Infektiologie" des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) klinisch in einem guten Zustand, teilt das Ministerium weiter mit. Er werde medizinisch überwacht und ist isoliert.

Darüber hinaus heißt es, die engen Kontaktpersonen würden ausführlich aufgeklärt und über mögliche Symptome, Hygienemaßnahmen und Übertragungswege informiert. Das Risiko für die Bevölkerung in Bayern, sich mit dem neuartigen Coronavirus zu infizieren, werde derzeit als gering erachtet.

Der Patient hat sich bei einem chinesischen Gast seiner Firma angesteckt. Die Frau aus China sei zu einer Fortbildung bei der Firma Webasto im Landkreis Starnberg in Oberbayern gewesen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen der Gesundheitsbehörden.

Bisherige Verdachtsfälle hatten sich nicht bestätigt. Auch bei einem Patient aus Bayern, der in der vergangenen Woche überprüft wurde, war der Befund laut Gesundheitsministerium noch negativ. Dass aber die Wahrscheinlichkeit von Fällen in Deutschland steigen würde, sagte Tropenmediziner Professor August Stich, Chefarzt an der Missio-Klinik unter dem Dach des Klinikums Würzburg Mitte, am Montag gegenüber dieser Redaktion.

Stich hofft, dass alle Krankenhäuser mit Notfallversorgung nun - wie am "Missio" geschehen - Vorkehrungen für einen möglichen Ausbruch und den Umgang mit der Lungenkrankheit treffen. Im Verdachtsfall gelte: sofortiger Mundschutz für den Patienten, Selbstschutz für Ärzte und Pflegepersonal sowie eine isolierte Unterbringung.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht auch nach dem Bekanntwerden des ersten Coronavirus-Falls Deutschland gut gerüstet. Der Fall in Bayern zeige, dass man gut vorbereitet sei, erklärte der CDU-Politiker am Dienstag. "Die Gefahr für die Gesundheit der Menschen in Deutschland durch die neue Atemwegserkrankung aus China bleibt nach Einschätzung des RKI (Robert Koch-Instituts) weiterhin gering." Es sei zu erwarten gewesen, dass das Virus auch Deutschland erreiche.

Prof. August Stich, Chefarzt der Tropenmedizin an der Missio-Klinik, hat viele Anfragen in Sachen Coronavirus zu beantworten.
Foto: Daniel Peter | Prof. August Stich, Chefarzt der Tropenmedizin an der Missio-Klinik, hat viele Anfragen in Sachen Coronavirus zu beantworten.

Die Besorgnis in der Bevölkerung ist groß, auch in Unterfranken. Kleinere Krankenhäuser und Lungenärzte überweisen Patienten mit unklaren Lungensymptomen ans Würzburger Tropeninstitut, wo man auf Reisemedizin spezialisiert ist. Dazu kommen derzeit jede Menge telefonische oder schriftliche Anfragen. Allein am Montag wurden bis zum Nachmittag erneut fünf Patienten vorstellig, die zuletzt in China und anderen asiatischen Ländern unterwegs gewesen waren.  Der Chefarzt konnte bei den Betreffenden Entwarnung geben. Stich ist für das Berliner Robert-Koch-Institut an der Ausarbeitung von Plänen für die Erkennung und Behandlung der neuen Virus-Krankheit beteiligt. 

Influenza-Pandemieplan muss angepasst werden

Nach Einschätzung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ist Deutschland gut auf das Coronavirus vorbereitet. "Wir müssen wachsam sein, es besteht jedoch kein Grund zur Panik", sagte DRK-Generalsekretär Christian Reuter am Montag. Er verwies auf den vom RKI und den Bundesländern vorbereiteten Pandemieplan. Er werde mit Blick auf das Coronavirus aktuell noch nicht umgesetzt.

München meldet ersten Coronavirus-Fall in Deutschland
Foto: dpa-infografik GmbH

Doch die Situation kann sich rasch ändern. Der genannte nationale Pandemieplan indes betrifft - neben einem Rahmenplan für Pocken - nur die Influenza, also eine Grippe-Epidemie. Für das neue Coronavirus müsste er von Ministerien und obersten Gesundheitsbehörden erst angepasst werden. So scheidet etwa eine Impfkampagne aus, weil man über das Virus noch zu wenig weiß und es keinen Impfstoff gibt. Allerdings könne man aus den Erfahrungen im Umgang mit bekannten Infektionskrankheiten einiges für das Coronavirus ableiten, ist Stich überzeugt. 

In China ist die Zahl der Toten nach Angaben der Behörden mittlerweile auf über 100 gestiegen, die Zahl der bestätigten Infektionen weltweit ist nach Informationen der Deutschen Presseagentur auf 4500 nach oben geschnellt. 

Erste China-Stopps unterfränkischer Unternehmen

Betroffen sind inzwischen auch unterfränkische Unternehmen mit Werken und Geschäftsbeziehungen in China. Der Automobilzulieferer ZF mit Niederlassung in Schweinfurt macht derzeit keine Geschäftsreisen nach China. Dies gelte bis zur einer Entwarnung in Sachen Corona, so ein ZF-Sprecher. Auch Automobilzulieferer Preh aus Bad Neustadt/Saale, Tochter des chinesischen Konzerns Joyson Electronics, hat vorerst alle Flüge nach China gestoppt. Bei Schaeffler in Herzogenaurach gilt ein China-Reiseverbot für Mitarbeiter zunächst bis 15. Februar.

Dagegen zeigt man sich bei der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt noch gelassen: Bis Montag war bei der IHK kein Unternehmen in Mainfranken bekannt, das aufgrund des Virus' China-Reisen verschoben oder abgesagt hätte. Ähnlich ist die Auskunft von Michael Bischof, unterfränkischer Geschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft.

  • Lesen Sie auch: Coronavirus 2019-nCoV: Was man darüber weiß - und was nicht
 
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  • M. K.
    ... und mal lässt weiterhin tausende Menschen aus Infektionsgebieten in Frankfurt einreisen. Die Weitergabe kann durch asymptomatische Kranke erfolgen. Deshalb ist es sinnlos ein Temperatur-Screening am Flughafen zu machen.
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  • E. B.
    Gott sei Dank, dass man an Blödheit nicht stirbt ....
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  • R. T.
    Von der Schweinegrippe ist keine Rede mehr, obwohl noch immer Menschen (auch in Würzburg) daran sterben.
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  • k. e.
    ich verlange nicht viel, nur einen Quellennachweis des Autors dieses Artikels über die genannten Zahlen. Wetten da kommt nix? diese BILD ähnliche Berichterstattung entspricht dem Autor. Habe ihn schon mal kritisiert, mal sehen ob es diesmal veröffentlicht wird.
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  • A. J.
    Zu welchen der genannten Zahlen fehlen Ihnen im Text die Quellen?
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  • R. U.
    Auch mal an Uni und FHWS nachfragen: Austauschstudenten! Liebe Grüße gini
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  • S. C.
    Was sol dieser reißerische Artikel?

    Erst vor ein paar Tagen hat doch in dieser Zeitung der Arzt vom Würzburger Tropeninstitut erklärt, daß kein Grund zur Sorge besteht.....
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  • P. K.
    Ich warne übrigens ausdrücklich vor den Wartezimmern der Allgemeinärzte. Vor zwei Wochen musste ich da hin, es ging nicht anders. Da hockten alle mögliche Seuchenvögel mit nicht diagnostizierten Rotz- und Hustkrankheiten rum. Ich weiss bis jetzt nicht was mich für eine Woche flachgelegt hat, ein Virus halt der umgeht. Geschätzt, nicht ermittelt.
    Mal angenommen da käme ein Corona Virus Infizierter in so ein Wartezimmer, lmmunsystem eh schon Hinüber. Er würde sich noch drei Viren einfangen und wäre
    des Todes.
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  • A. H.
    So, Kranke sind "Seuchenvögel" -Sie sollten sich schämen!
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  • B. H.
    Och "Seuchenvögel" hin oder her, muß man auf jedem Begriff rumreiten? Es ist wirklich ne Zumutung, dass in Wartezimmern 20 Leute mit Erkältungssymptomen, Husten, Schnupfen, Grippe... auf engstem Raum sitzen und auf das einminütige Arztgespräch warten, wo eh nichts bei rauskommt ausser ne Krankmeldung und am besten viele "Antibiotiker"!
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  • A. H.
    Ja uund weswegen gehen Sie dahin - auch wegen einer Krankschreibung😉😉
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  • P. K.
    Ich hab selten einen so unverschämten und unsachlichen Kommentar gelesen
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  • P. K.
    Doppelpost
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  • G. K.
    So gehen die Meinungen auseinander – ich finde, „hattel“ hat vollkommen recht … !?

    Da ist nichts unverschämt, da ist nichts unsachlich, schlimmstenfalls etwas flapsig formuliert …

    Ich hab selten eine so überzogene Kritik an einem Kommentar gelesen!
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  • P. K.
    Doppelpost
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  • G. K.
    Ich diagnostiziere Politische Korrektheit im Endstadium.

    Schwer zu therapieren, aber für das Umfeld unangenehmer als für die betroffenen Patienten selbst … 😉
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  • P. K.
    Was schlagen Sie vor?
    Einzelkabinen als Warteräume?
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  • G. K.
    Meine Vorschläge:

    1. Viele Berufstätige gehen mit einem Virus nur zum Arzt, weil sie einen gelben Zettel brauchen. Hier sind also die Arbeitgeber gefragt …

    2. Besseres Terminmanagement bei den Ärzten. Zu vielen Ärzten kommt man nur noch mit telefonischer Voranmeldung – und trotzdem sitzt man stundenlang im Wartezimmer …

    3. Zum Arzt geht man doch auch, weil man in der Regel als Laie nicht beurteilen kann, ob es sich um eine virale oder eine bakterielle Erkrankung handelt – wobei letztere ggf. mit Antibiotika zu behandeln wäre. Wenn der Arzt gewissenhaft ist, macht er vor einer Antibiotika-Verordnung eine CRP-Laboruntersuchung. Die gibt’s auch als zuhause anwendbaren Schnelltest im Fachhandel. Stückpreis Euro 2,50. Nach 5 Minuten weiß man Bescheid, ohne seine Bazillen unters Volk bringen zu müssen, sich selbst noch etwas anderes einzufangen und/oder das Gesundheits- und Ärztesystem zu belasten …
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