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Würzburg
Mozartfest-Eröffnung: Nicht nur für Privilegierte
Das Wetter stimmte, der Kaisersaal war voll besetzt und von Intendantin Meining gab es auch nachdenkliche Worte. So war der Start des diesjährigen Mozartfests.
Festlicher Auftakt des Mozartfest 2019 im Kaisersaal der Residenz, wo Oberbürgemeister Christian Schuchardt die Gäste willkommen hießmit dem Empfang der Stadt Würzburg. Die Bürgermeister der Stadt empfangen ihre Gäste auf dem roten Teppich vor der Residenz.
Foto: THOMAS OBERMEIER | Festlicher Auftakt des Mozartfest 2019 im Kaisersaal der Residenz, wo Oberbürgemeister Christian Schuchardt die Gäste willkommen hießmit dem Empfang der Stadt Würzburg.
Karl-Georg Rötter
Karl-Georg Rötter
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:43 Uhr

War Mozart ein Romantiker? Mit dieser Frage beschäftigt sich das 98. Mozartfest, das am Freitagabend im festlichen Ambiente des Kaisersaals der Residenz eröffnet wurde. 75 Konzerte an 26 Spielorten stehen bis 23. Juni, wenn das Festival mit der "Jupiternacht" seinen Abschluss findet, auf dem Programm. Den Auftakt machten am Freitag die Freiburger Barocksolisten gemeinsam mit dem diesjährigen Artiste étoile, dem Tenor Julian Pregardien.  

Der rote Teppich war ausgerollt, über den die geladenen Gäste zur Residenz flanierten, wo sie von Oberbürgermeister Christian Schuchardt und den Bürgermeistern Marion Schäfer-Blake und Adolf Bauer willkommen geheißen wurden. Nach Sekt und Begrüßungsplausch begab man sich durchs Treppenhaus hoch in den Kaisersaal, wo vor dem Musikgenuss die Festansprachen auf dem Programm standen. Auch dabei spielte das Thema "Romantik"eine prägende Rolle.

Schuchardt: In Franken kennt man sich aus mit der Romantik

Oberbürgermeister Schuchardt konnte neben dem bayerischen Kunstminister Bernd Sibler auch die früheren Bundesminister Annette Schavan und Michael Glos, die ehemalige Landtagspräsidentin "unsere Barbara Stamm", mehrere Parlamentarier, Vertreter des öffentlichen und kirchlichen Lebens sowie Gäste aus den Partnerstädten begrüßen. Die früher übliche lange namentliche Aufzählung ersparte er sich diesmal, ehe er sich dem Thema Romantik zuwandte. 

In Franken kenne man sich gut aus mit der Romantik und auch in Würzburg, das liege schließlich an der Romantischen Straße, so Schuchardt. Da das diesjährige Mozartfest, das auch eine Auseinandersetzung zwischen Geschichte und Gegenwart sei, zwei Tage vor der Europawahl begann, holte er auch zu einem kurzen politischen Exkurs aus. "Die Geschichte bestimmt die Gegenwart und ist Ausgangspunkt für die Zukunft", sagte Schuchardt. Die Wahl am Sonntag biete die Gelegenheit, sich für Freiheit und Frieden auszusprechen. Dem Team um Mozartfest-Intendantin Evelyn Meining spendete er "ein Riesenkompliment" und stellte fest, dass das Mozartfest nicht nur weit über Würzburg hinaus, sondern auch direkt in die Stadtgesellschaft hinein strahle.

Meining: Das Mozartfest ist kein Ereignis für Privilegierte

Mnister Sibler berichtete über seine persönliche Mozart-Woche, weilte er doch zuvor in Augsburg, wo an dessen Geburtsort in diesem Jahr der 300. Geburtsort von Mozarts Vater Leopold gefeiert wird. Danach ergriff Intendantin Evely Meining das Wort und spielte zunächst auf Stimmen aus dem Vorjahr an, als der rote Teppich kritisiert worden war. "Das Mozartfest ist im Jahr 2019 längst kein Ereignis mehr für wenige Privilegierte. Kein 'Red Carpet'-Event für Eliten oder Geldadel. Das Mozartfest ist ein Fest für alle. Jeder kann in dem vielfältigen Programm etwas finden - unabhängig von  akademischer Bildung oder finanziellem Status".

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Evelyn Meining schlug auch eine gedankliche Brücke, zwischen Romantik früher und und heute.  Früher sei Romantik mit den Gemälden von Caspar David Friedrich, den schwermütigen Klängen Robert Schumanns oder den gefühlstrunkenen Versen Eichendorffs in Verbindung gebracht worden. Das scheine weit weg vom heutigen Lebensgefühl in einer entzauberten Welt, "die längst vermessen, erklärt und erobert ist", und der die Menschen ungeschützt ausgeliefert seien. 

Das Mozartfest und der Wunsch nach einer besseren Welt

"Wo bleibt da der fühlende Mensch", fragte Meining. Sensibilität und Selbstzweifel stünden in solchen Zeiten nicht hoch im Kurs. Sie seien vielmehr ein Zeichen von Schwäche. "Was ist mit der Seele des gläsern gewordenen Menschen im 21. Jahrhundert?", fragte Meining in den Saal. Die moderne Freizeitindustrie habe die Sehnsucht nach einer Entzauberung der Welt erkannt und locke mit Verführungen wie Traumschiff oder Candlelight-Dinner. Das seien jedoch nur Verführungen, die für kurze Zeit vorgaukeln, "was wir uns wünschen: eine bessere, intakte und unberührte Welt".

In diesem Kontext betrachtet sei es eine reizvolle, dankbare und auch schöne Art, mehr über Herkunft und Identität zu erfahren durch ein sommerliches Musikfestival. Sinnlich begreifbar zu machen, dass die Gegenwart aus der Vergangenheit lebt, dafür sei ein Musikfestival da, so die Mozartfest-Intendantin. Und zum Abschluss ihrer Ansprach zitierte sie - natürlich - Wolfgang Amadeus Mozart: "Ohne Musik wär' alles nichts".

Anschließend lud die Stadt Würzburg zum Eröffnungsempfang. Die geladenen Gäste trafen sich im Gartensaal oder nutzten den lauen Frühlingsabend, um sich im illuminierten Hofgarten zu unterhalten.  Für die Verköstigung sorgte dabei das Casino der Stadt Würzburg.

 
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