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Würzburg
Mordversuch: Sitzen falsche Verdächtige auf der Anklagebank?
Im Prozess in Ingolstadt gegen zwei Würzburger wurden Plädoyers und Urteil nun zum zweiten Mal verschoben: Das Gericht setzt stattdessen die Beweisaufnahme fort.
Mitglieder einer Spezialeinheit der Polizei hatten kurz nach den Schüssen auf einen Gastwirt in Ingolstadt zwei Verdächtige in Würzburg festgenommen (Symbolbild). Die beiden Angeklagten müssen sich jetzt für den Mordversuch vor Gericht verantworten.
Foto: Marc Müller, dpa | Mitglieder einer Spezialeinheit der Polizei hatten kurz nach den Schüssen auf einen Gastwirt in Ingolstadt zwei Verdächtige in Würzburg festgenommen (Symbolbild).
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:00 Uhr

Im seit April 2019 laufenden Prozess vor dem Landgericht Ingolstadt um den Mordversuch an einem Gastwirt gibt es weiter Zweifel an der Schuld der zwei Angeklagten aus Würzburg. Plädoyers und Urteil, die ursprünglich schon Anfang August geplant waren, sind jetzt bereits zum zweiten Mal verschoben worden.

Zwei Maskierte hatten dem 41-jährigen Gastronom aus Ingolstadt im März 2018 beim Heimkommen in der Tiefgarage  aufgelauert und viermal auf ihn geschossen. Er konnte sich aber verletzt in die Wohnung zu seiner Frau retten. Das Opfer glaubte trotz Maskierung einen Ukrainer wiedererkannt zu haben, mit dem er zuvor Streit gehabt hatte.

Doch der Verdächtige präsentierte ein Alibi: Zwei Männer bezeugten, sie hätte zur Tatzeit mit ihm gefeiert, nachdem man an einer Tankstelle Alkohol gekauft hatte. Angeklagt sind stattdessen ein 56-Jähriger und ein 47-Jähriger aus Würzburg. Beide sitzen seit 18 Monaten in Untersuchungshaft. Sie bestreiten die Tat.

Verabredung zum Überfall?

Gegen sie spricht, dass ihre Handys zur Tatzeit in der Nähe der Tiefgarage eingeloggt waren, dass einer von ihnen eine Beziehung zur 35-jährigen Geliebten des Gastwirtes gehabt hatte, dass die Frau dem Gastwirt massiv gedroht haben soll und es im Vorfeld der Schüsse Telefonate zwischen ihr und dem Mann in Würzburg gab.

Der Ukrainer weigert sich, erneut vor Gericht auszusagen, obwohl es Zweifel an seiner Unschuld gibt. Dafür verwickelte sich einer der Männer, die ihm ein Alibi gegeben hatten, laut Ingolstadter "Donaukurier" im Zeugenstand in Widersprüche: Er habe mit dem Ukrainer in der Tankstelle eine Flasche Cola und eine Flasche Whisky gekauft. Er behauptet nun aber, nicht mit Karte, sondern bar bezahlt zu haben.

Kein Whisky verkauft

Das Gericht weiß aber: Laut Kassenjournal der Tankstelle war zur fraglichen Zeit kein Whisky verkauft worden. Eine Schachtel Zigaretten und eine Flasche Bier habe der Zeuge mit seiner Karte bezahlt. Der Zeuge wurde ausdrücklich gefragt, ob er lüge, um seinem Freund ein Alibi zu geben. Er antwortete: "Sie können mich auch an einen Lügendetektor anschließen."

Die Verteidiger forderten vehement ein Ermittlungsverfahren wegen Falschaussage, doch die Staatsanwälte reagierten bislang nicht. Die Beweisaufnahme soll auch an diesem Freitag weitergehen. Neue Termine für Plädoyers und Urteilsverkündung wurden noch nicht bekannt gegeben.

 
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