"Die Franken sind ähnlich drauf wie wir Norddeutsche, das gefällt mir", sagt Yared Dibaba. Vor 16 Monaten berichtete der Entertainer aus Hamburg erstmals für das "Morgenmagazin" (Moma) aus der Fastnachts-Hochburg Veitshöchheim, jetzt kommt er wieder. Zwei Wochen lang, vom 21. bis 25. Juni sowie vom 5. bis zum 9. Juli, sendet die ARD täglich zwischen 5.30 und 9 Uhr mehrmals live aus der Main-Gemeinde vor den Toren Würzburgs. Anlass ist die Fußball-Europameisterschaft (EM).
Nach Brasilien und Russland nun Veitshöchheim
Für die großen Fußball-Turniere plant der für das Moma verantwortliche Westdeutsche Rundfunk (WDR) immer was Besonderes: So sendete man während der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien vom gleichnamigen Ostseestrand in Schleswig-Holstein, bei der WM 2018 standen Team und Kameras in Russland, einem Ortsteil der ostfriesischen Gemeinde Friedeburg.
Nachdem die Spielorte diesmal in ganz Europa verteilt sind, stieß Uwe Kirchner, der verantwortliche Redakteur, bei der Suche nach einer originellen Sende-Idee auf Veitshöchheim. Dort, auf einem Acker im Ortsteil Gadheim, befindet sich seit dem Austritt Großbritanniens der geografische Mittelpunkt der Europäischen Union (EU). Nichts lag also näher, als zur paneuropäischen EM ins Frankenland zu kommen. "Der Empfang in der Gemeinde war von Anfang an großartig", sagt Kirchner. Auch nachdem die EM wegen Corona um ein Jahr verschoben wurde, hielten die Moma-Macher deshalb an ihrem Vorhaben fest.
Während Sportreporter Peter Großmann zusammen mit Experten wie der 96-fachen Nationalspielerin Inka Grings, Schalke-Legende Olaf Thon oder dem Löwen-Torjäger Bernhard Winkler (der aus Veitshöchheim stammt) die Fußballspiele kommentieren soll, rückt Yared Dibaba an, den Fernsehzuschauern zur frühen Morgenstunde die Kultur und die Liebenswürdigkeiten von Veitshöchheim und seiner mainfränkischen Umgebung näherzubringen.
Seine Feuertaufe hat der Entertainer aus dem Norden längst bestanden. "Intensiver als zur fränkischen Fastnacht kann man hier nicht eintauchen", ist Dibaba sicher. Anfangs noch seien die Menschen "etwas zurückhaltend" gewesen, schließlich aber hätten sie ihn mit Herzlichkeit und Gastfreundschaft überwältigt. "Einfach sensationell". So weltoffen kenne er das Miteinander aus dem Norden, sagt er. Am Ende hätten die Besucher in den Mainfrankensälen sogar das Frankenlied auf Plattdeutsch angestimmt.
Yared Dibaba stand schon mit Heidi Kabel auf der Bühne
Das Plattdeutsche ist ein Markenzeichen von Dibaba, wohl auch, weil man es von einem Menschen mit äthiopischen Wurzeln nicht gleich erwartet. Aber wer im Oldenburger Land aufgewachsen ist, "der kommt daran nicht vorbei". So war es dann auch kein Zufall, dass Dibaba schon als Musikstudent in Hamburg an der Seite von Platt-Urgestein Heidi Kabel eine Rolle im berühmten Ohnsorg-Theater übernehmen durfte.
Der Grundstein für die Karriere im Dienst der Unterhaltung war gelegt. Heute arbeitet der 52-Jährige als Moderator diverser Fernsehformate vor allem im Norden. Aktuell sorgt der Podcast "Sex lieben - Ohjaaa!" für Schlagzeilen: Hier spricht Dibaba gemeinsam mit Kollegin Annabel Neuhof über "alle Themen rund um Sex und Liebe: offen, sachlich, genussvoll und mit viel Humor".
Bürgermeister Götz: Ein "Glücksfall" für Veitshöchheim
Die "Vielfalt des Lebens" zeigen, will der Entertainer auch aus Veitshöchheim. Zur Einstimmung auf die zwei Moma-Live-Wochen meldet er sich schon mal an diesem Freitag, dem Eröffnungstag der Europameisterschaft. Für 6.30 Uhr ist Yared Dibaba mit Bürgermeister Jürgen Götz am EU-Mittelpunkt in Gadheim verabredet, eine Stunde später trifft er an den Mainfrankensälen Bernhard Schlereth, den Ehrenpräsidenten des Fränkischen Fastnachtsverbandes, um mit ihm über den Erfolg des berühmten Fernsehfaschings zu plaudern.
Für Veitshöchheim ist das Moma-Gastspiel ein "Glücksfall". Mehr Werbung könne die Gemeinde kaum bekommen, sagt Bürgermeister Götz. Im Rathaus-Innenhof ist für das 20-köpfige WDR-Team alles angerichtet. Die Einheimischen sollen früh auf dem Weg zur Arbeit, zum Bäcker oder in die Schule etwas von der Fernseh-Atmosphäre miterleben, auch wenn größere Menschenansammlungen mit Blick auf die Corona-Regeln vermieden werden müssten.
Derweil pausiert während der Dreharbeiten die Großbaustelle im Altort. Rechtzeitig fertig geworden sind Platz- und Straßensanierung nicht. Sie mussten immer wieder unterbrochen werden, weil die Bauarbeiter Überreste des historischen Veitshöchheim entdeckten. Erst Anfang dieser Woche haben sie zwei menschliche Skelette zutage gefördert. "Zwischen 600 und 1000 Jahre alt", sagt Jürgen Götz. Könnte ein schönes Thema sein für Yared Dibaba und Co..