Wer in diesen mitunter trüben Zeiten einen heiteren Abend ohne großen Tiefgang verbringen möchte, ist hier genau richtig: Als Neuproduktion des Mainfranken Theaters feierte Eugène Labiches Komödie "Die Affäre Rue de Lourcine" auf der Probebühne des Theaterneubaus Premiere. Der große Applaus nach 75 Minuten Spieldauer galt wohl eher den hinreißenden schauspielerischen Leistungen, denn inhaltlich bietet das 1857 in Paris uraufgeführte Werk nicht viel mehr als jede Menge Anlässe zu Posse und Klamauk.
Worum geht es? Die ehemaligen Schulkameraden Lenglumé und Mistingue erwachen völlig verkatert, nach einer durchzechten Nacht, an deren Geschehnisse sie sich im Nebel des Restalkohols nicht mehr erinnern können. Ein Regenschirm mit charakteristischem Knauf ist abgängig, in den Hosentaschen der Männer finden sich Kohlestückchen. Beim Frühstück liest Lenglumés Ehefrau Nourine aus der Zeitung vor, dass des Nachts eine junge Kohlehändlerin ermordet wurde – Lenglumé und Mistingue sind alarmiert! Ab jetzt gilt das einzige Bestreben der beiden der Vertuschung eines vermeintlichen Mordes, woraus sich eine Reihe von Verwechslungen und Missverständnissen ergibt.
Regisseur Toomas Täht greift in seiner temporeichen Inszenierung alles auf, was sich zur Überzeichnung anbietet. Bühnenbild und Kostüme (Dejana Radosavljevic) spiegeln die Entstehungszeit der Komödie: eine plüschige Sitzgruppe, wie die gesamte Schlafzimmer- und Salonkulisse in Rot gehalten, rauschende Damenrobe und auberginefarbener Anzug mit Gehrock, ein Tischlein-deck-dich. Eine schräge Linie an der Wand signalisiert allerdings, dass etwas faul ist im Hause Lenglumé.
Maltar und Berg tanzen wie zwei bestens aufeinander eingespielte Showgirls
Georg Zeies als Diener liefert virtuos eine Kopie von Freddie Frintons Butler James; der Tigerkopf grinst aus dem Bett. Zlatko Maltar (Lenglumé) und Hannes Berg (Mistingue) können nicht nur intensiv und überdreht spielen, sondern tanzen und singen auch wie zwei bestens aufeinander eingespielte Showgirls.
Echte Hallodris halt – allerdings würden sie sich gegenseitig auch jederzeit ans Messer liefern. Beide beherrschen das Spiel mit Stereotypen, sei es in Worten, Gesten oder Emotionen ebenso gekonnt wie der spießbürgerlich-joviale Vetter Potard (Tom Klenk). Die kurzfristig für die erkrankte Nina Mohr eingesprungenen Daria Lik als Nourine meistert den Spagat zwischen keifendem Hausdrachen und naiv-hohlem Eheweibchen bravourös. Die Musik (Adrian Sieber) spielt gekonnt mit Elementen von Pink Panther über die Opera buffa bis hin zum Champagnerensemble.
Weitere Vorstellungen: 26. Dezember, 4., 11. ,28. Januar. Karten: Tel. (0931) 3908-124, karten@mainfrankentheater.de