Wir schreiben das Jahr 1066. Ein Schreckensruf hallt durch Europa: die Wikinger kommen! Raubend und plündernd ziehen sie durch Europa, aber sie bringen auch Handel und Veränderung. In Aub war am vergangenen Wochenende auch eine Wikingergruppe zu Gast, im Schlossgarten, beim Mittelaltermarkt. Heimdalls Erben, so nennt sich die Gruppe, hatten sogar ein eigenes fahrendes Wikingermuseum mit dabei.
Das Rauben und Plündern haben sie in den vergangenen 1000 Jahren aufgegeben. Sie waren überhaupt recht friedfertig. Lediglich zur Belustigung des Publikums zeigten sie ihre Wildheit, zu Pferd, im Wettstreit um Punkte, um ein sagenhaftes Schwert und um damit die Königswürde zu gewinnen.
Männer in Blech gekleidet
Auch ansonsten war viel Mittelalterliches geboten im Auber Schlossgarten. Männer in Blech gekleidet, Wikinger aus dem hohen Norden, ein Tänzer, der Tänze von den Färöer-Inseln aufführte, die Rabenhexe und Wahrsagerin, eine Schneiderei, die "Kleidung" aus Metall auf den Leib schneidert – dies und noch vieles mehr gab es auf dem Markt zu bewundern und zu bestaunen.
Kinder konnten ihre Zielsicherheit mit der Armbrust beweisen oder gleich Ratten in aufgehängte Fallen warfen. Aus Gründen des Tierschutzes waren die Ratten natürlich nicht echt, sondern aus Stoff. Mittelalterliches Vergnügen und Kurzweil. Zu Zeiten, als es weder Fernsehen, noch Smartphones gab, musste zur Unterhaltung halt die Märchenerzählerin sorgen. Silvana nannte sie sich in Aub und verstand es, mit ihren spannenden Geschichten ihre nicht nur jugendlichen Zuhörer zu fesseln. Die Märchen, die sie erzählte, stehen allerdings in keinem Märchenbuch.
Die Marktteilnehmen waren zufrieden
Für die Organisatoren waren die Spiele in Aub dieses Jahr wieder ein voller Erfolg. Auch die Marktteilnehmer waren zufrieden, berichteten Silvia Schneider und Solveigh Chand, am Markt die Märchenerzählerin und die Rabenhexe. Überhaupt sei Aub etwas Besonderes, etwas fast schon Familiäres. Das spüren nicht nur die Besucher. Trotz der zweijährigen pandemiebedingten Unterbrechung habe das Publikum die Spiele in Aub nicht vergessen. Auch wenn in diesem Jahr kein Turnier aufgeführt wurde und angesichts der Trockenheit und Brandgefahr die für Samstag in den Abendstunden vorgesehene Feuershow ausfallen musste, waren die Menschen gerne hier.
"Wir lieben Aub," gestand Schneider. "Wenn wir hierher kommen, ist es, als würden wir nach Hause kommen." Generationen von Kindern haben hier für ihr eigenes Ritterspiel ihre Ausrüstung bekommen. Mit ihren Kindern kommen sie inzwischen wieder, wie auf dem Markt verschiedentlich zu hören war. Schneider machte dies beispielhaft an einer Bank deutlich, die fest installiert auf im Schlossgarten steht. "Die Bank ist legendär, hier haben sich schon Dramen abgespielt, hier wurde getröstet und vermittelt, hier fanden Liebesdramen statt," wusste sie zu berichten.
"Es ist immer wieder schön, nach Aub zu kommen," resümiert sie und fasste zusammen "Aub darf nicht sterben". Nachdem sich Horst Bulheller mit seiner Reitergruppe von den Auber Ritterspielen zurückgezogen hat, musste neu geplant werden. Vor drei Jahren, als der Markt ohne Aufführungen stattfand, das war nach ihren Worten "nicht so das Wahre". Die Wikinger, die dieses Jahr ihre Reitkünste zeigten, seien zwar keine Ritter, deshalb konnte auch kein Tjost, kein Reiten mit der Lanze Mann gegen Mann stattfinden, aber die Wikinger verstanden es dennoch, das Publikum zu unterhalten. "Wir machen auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder etwas", stellte sie in Aussicht.
Und wie endete der Wettstreit um das magische Schwert und damit um die Königswürde? Nachdem niemand die errungenen Punkte der Wettstreiter mitgezählt hatte, musste der Applaus des Publikums entscheiden. Dieses entschied sich weder für den grimmigen Wikinger, noch für den Berserker oder den schwedischen Prinzen, auch nicht für die junge Prinzessin, die bei den Reiterspielen mit den Wikingern mithalten konnte, sondern für das Pony, ein Pferd, das bei den Spielen gestürzt war. So wurde eben dem Pony die Königskrone aufgesetzt, zumindest bei dieser Vorstellung.