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Würzburg
Mitreißendes Tanztheater in der Blauen Halle: Das Ballett "Vier Jahreszeiten" feiert das Leben
Minutenlang bejubelte das Publikum die Neuinszenierung der "Vier Jahreszeiten" von Ballettdirektorin Dominique Dumais am Würzburger Mainfranken Theater.
Für Gänsehaut-Momente sorgt die Ballett-Produktion 'Vier Jahreszeiten' am Mainfranken Theater. Am Ende jubelt das Publikum.
Foto: Thomas Obermeier | Für Gänsehaut-Momente sorgt die Ballett-Produktion "Vier Jahreszeiten" am Mainfranken Theater. Am Ende jubelt das Publikum.
Elke Tober-Vogt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:33 Uhr

Ein überdimensionales Auge scheint die Betrachter aufsaugen zu wollen: Mit dieser Projektion beginnt die Tanzproduktion "Vier Jahreszeiten" von Ballettdirektorin Dominique Dumais am Mainfranken Theater.

Das Premierenpublikum in der Theaterfabrik Blaue Halle erlebte einen Abend mit faszinierenden, mitreißenden Momenten, voller Kraft, Vitalität und extremen Emotionen.  Entsprechend fiel die Reaktion aus: Jubel und Applaus brausten wie ein Sturm über die Tänzerinnen und Tänzer der Compagnie.

Die Musik-Wiedergabe ist der Wermutstropfen der Aufführung

Dumais feiert das Leben: Das Riesenauge pulsiert langsam, Vogelgezwitscher hebt an, eine Art flauschiger Blume tritt an die Stelle des Auges. Menschen wabern aus dem Hintergrund ins rötliche Licht, und schon ist man mittendrin in der Natur, dem erwachenden Jahreslauf. Dem Frühling zunächst - musikalisch in einer eng an Vivaldi angelehnten und seit Erscheinen nicht unumstrittenen Nachkomposition der "Vier Jahreszeiten" des Zeitgenossen Max Richter.

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Die mit viel Elektronik arbeitende Musik kommt vom Band, und hier ist vielleicht der einzige Wermutstropfen in dieser ansonsten so vollkommenen Produktion: Die Wiedergabe ist immer wieder unangenehm scharf und spitz, sie zerhackt an manchen Stellen die fließend weichen Körperbewegungen.

Die Tänzerinnen und Tänzer, Debora di Biagi, Laura Sophie Heise, Ya-Chin Huang, Mirko Ingrao, Tyrel Larson, Blai López Sánchez, Matisse Maitland, Matteo Mersi, Yester Mulens Garcia, Maya Tenzer, Alba Valenciano López, Marcel Casablanca und Hanna Becker, sind in pastellfarbene, luftige und den Körper sanft umspielende transparente Stoffe gehüllt.

Die Jahreszeiten prägen die Farben der Kostüme

Kostümbildnerin Kerstin Laube spricht von einer "zweiten Haut des Basiskostüms"; die Jahreszeiten prägen die Farbgebung: Der Sommer setzt einen braun-rot-goldfarbenen Schwerpunkt, der Winter kommt so eisfarben daher, dass man die Kälte in Verbindung mit dem Bühnenbild fast am eigenen Körper spürt. Auch köstlicher Humor blitzt durch, etwa wenn ein Gockel mit Hahnenkamm mit seinem Hühnerhaufen balzt oder pelzige Tiere und heulende Wölfe mit ihren Fellmützchen kokettieren.

Die Ballettproduktion 'Vier Jahreszeiten' am Würzburger Mainfranken Theater feiert das Leben.
Foto: Thomas Obermeier | Die Ballettproduktion "Vier Jahreszeiten" am Würzburger Mainfranken Theater feiert das Leben.

Bühnenbildner Paul Zoller teilt den Raum durch eine Rampe und eine transparente, bewegliche Tuchwand. Dadurch ergeben sich flexibelste Möglichkeiten und Dimensionen: Man kann gut eine Nebelwand oder einen Dunstschleier vermitteln, Szenen im Vordergrund platzieren oder schattengleich im Hintergrund.

Vergeblicher Kampf gegen Eis und Schnee

In der Choreographie von Dominique Dumais verschmelzen die Körper mit der sich jahreszeitlich verändernden Umgebung. Die Projektionen liefern bedrohlich sich ballende Wolkengebilde in lila-rot, Schneesturm und Eiskristalle lassen im Winter erschauern. Ein Paar umschmiegt sich in der Hitze des Sommers. Erschöpft von den Mühen des Jahres sinken die Menschen, die im Frühling noch wie Knospen nach oben gestrebt haben und aufgesprungen sind (exzellent umgesetzt zu den Eskapaden der Musik übrigens), zu Boden und kämpfen vergeblich gegen Eis und Schnee.

Doch auf jeden Winter folgt wieder ein Frühling, die erstarrte Natur färbt sich rosa ein, die Tänzer und Tänzerinnen nehmen sich selbst ganz sanft aus dem ewigen Kreislauf und gehen ins Publikum, das Bühnenauge schließt sich.

Diese Produktion lohnt unbedingt den Besuch, und dass der Abend mit 70 Minuten eher kurz ausfällt, spielt keine Rolle, so prall gefüllt wird er, so intensiv widmen sich Dumais und ihre Compagnie den Zyklen und dem Rhythmus von Natur und Leben.

Weitere Vorstellungen sind am 11. und 18. November, 12., 19., 22. und 26. Dezember.

 
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