„Es geht mir das Herz auf, auf einer Feuerwehr-Veranstaltung so viele Frauen in Uniform zu sehen.“ Ein Lächeln ging über ihr Gesicht, als Andrea Fürstenberg das am Freitag sagte. Sie ist die Landesfrauenbeauftragte des Landesfeuerwehrverbandes Bayern e.V.
60 Frauen in Feuerwehruniform beim Fortbildungsseminar
Ort des Geschehens: Die Staatliche Feuerwehrschule Würzburg, Gebäude F, Lehrsaal F1. Ein Raum für Vorträge und kleine Feiern – wie die am Freitag. Es ging um Feuerwehrfamilien, in erster Linie aber um Frauen bei der Feuerwehr, denn die werden dort gebraucht, sind aber immer noch in der krassen Minderheit. 314 000 Feuerwehrmänner und 28 000 Feuerwehrfrauen tun in Bayern Dienst, so die Landesfrauenbeauftragte.
Kurz vor Beginn des aktuellen Wochenendseminars der Bayerischen Feuerwehrfrauen zu den Themen „Stressmanagement“ und „Frauen in Führungspositionen“ nutzte der Staatssekretär des bayerischen Innen-, Bau- und Verkehrsministeriums Gerhard Eck die Gelegenheit, zwei neue Appartements, so genannte Familienzimmer, offiziell zu überreichen. Und die Vorzeige-Familie, die erstmals eines nutzt, hatte sich auch gerade eingefunden.
Modellprojekt in Würzburg
Wenn sich ein Lehrgangsteilnehmer fortbildet, muss sich in vielen Fällen die Frau um die Kinder kümmern und bleibt zu Hause. Künftig kann der Feuerwehrmann oder die Feuerwehrfrau die Kinder mitbringen: Einer der Eltern nimmt am Seminar teil, der andere bleibt beim Nachwuchs. In dieser Zeit wohnt die Familie im Familienappartement auf dem Gelände der Feuerwehrschule, ist also in der Nähe des Seminarteilnehmers. Gern gesehen sind auch andere Familienmitglieder wie Oma und Opa – Hauptsache, der Nachwuchs ist gut betreut, während der Elternteil sich in Feuerwehrangelegenheiten weiterbildet: ein Entgegenkommen, damit die Feuerwehr für Frauen attraktiver wird.
60 Feuerwehrfrauen aus ganz Bayern sind diesmal in Würzburg. Gerade für die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren ist ein Angebot wie das der Familienzimmer wohltuend, denn oft sind beide Elternteile berufstätig und so gezwungen, die Fortbildung bei der Feuerwehr übers Wochenende oder im Urlaub wahrzunehmen. Die Familienappartements bestehen aus eigenem Schlafzimmer mit jeweils einem Doppelbett und einem Kinder-Stockbett mit eigenem Bad und bieten überdies ein gemeinsames Spielzimmer und eine Gemeinschaftsküche für beide Gastfamilien. Eck betonte, dass dies ein bayerisches Modellprojekt sei. Die gleiche Ausstattung solle auch in den beiden anderen bayerischen Feuerwehrschulen Regensburg und Geretsried folgen.
Die vier Monate alte Magdalena meldet sich
Gerade, als Bürgermeister Adolf Bauer in seiner Begrüßungsrede auf die „Elternzeit“ eingehen wollte, regte sich die vier Monate alte Magdalena Embritz auf dem Schoß ihres Vaters Markus das erste und einzige Mal während der Feier und gab – fast wie ein „Hallo!“ ein gut hörbares „Ähm“ zum besten. Magdalenas Mutter Nicole ist Feuerwehrfrau und Seminarteilnehmerin; die Familie kommt aus Hergensweiler in der Nähe von Lindau am Bodensee. Die dreistündige Fahrt nach Würzburg hatte die kleine Magdalena verschlafen.
Der Bedarf an Ausbildung steige zunehmend, so der Schulleiter der Würzburger Staatlichen Feuerwehrschule, Branddirektor Roland Demke. „Die Leute bleiben nicht mehr so lange dabei“, sagt er, „und die Anforderungen in technischen Einsätzen steigen“. Führungspositionen seien früher oft über 30 Jahre lang ausgeübt worden – heute im Schnitt noch zehn Jahre lang.
Im vergangenen Jahr wurde auf dem Gelände der Feuerwehrschule eine große Feuerwehrübungshalle eingeweiht. Bis zum Jahr 2021 folgen noch ein Unterkunftsgebäude und ein neues Übungsgelände.