Die damals 27-jährige Ilse Ruthe (später Ilse Schiborr) wirkte 1955 als Statistin an den Dreharbeiten zum Film „Der Cornet“ mit und führte den Hollywoodstar Peter van Eyck durch Würzburg. Im Main-Post-Buch „Zukunft, die aus Trümmern wuchs“ hat sie sich an diesen denkwürdigen Sommer erinnert.
„Eines Tages kam meine Freundin Liane Faulstich freudig erregt mit der Zeitung in der Hand zu uns und zeigte mir einen Artikel, der Filmaufnahmen auf der Festung ankündigte. Ein historischer Film sollte gedreht werden. ,Der Cornet? von Rainer Maria Rilke, mit berühmten Schauspielern sei er besetzt.
Liane sagte: ,Du, stell dir vor, da werden Statisten gesucht. Mensch, llse, das ist sicher wahnsinnig interessant! Außerdem gibt?s auch noch Geld dafür, 15 DM pro Drehtag habe ich gehört. Also nichts wie los!?
Würzburgerinnen als Statisten
Innerhalb weniger Tage begannen bereits unsere Einsätze. Bei sonnigem Wetter pilgerten wir schon früh um 6 Uhr zu den Dreharbeiten auf der Festung. Liane und ich waren mit circa 15 anderen Mädchen und Frauen zu Schlossmägden bestimmt worden und dementsprechend eingekleidet.
In unseren bäuerlichen Gewändern mit Zöpfchen und weißen Hauben setzte man uns für verschiedene Tätigkeiten ein. Als Wäscherinnen, an der Pferdeschwemme und als Marketenderinnen bei den Soldaten, die übrigens aus 200 Mann Bereitschaftspolizei formiert wurden.
Wir mussten über den Schlosshof laufen, ankommende Herrschaften mit Knicks empfangen und letztlich als Flüchtende auf Planwagen die Burg verlassen.
Sightseeing Tour
An einem der Drehtage mussten wir wegen des wolkigen Wetters lange untätig herumsitzen. Da ertönte über die vielbeschäftigte Sprechanlage ein Ruf: ,Frau Ruthe, bitte zu Herrn van Eyck in die Cafeteria!?. Sollte wirklich ich damit gemeint sein?
Peter van Eyck stand auf, begrüßte mich ganz ungezwungen und bat mich, mit ihm Kaffee zu trinken. Schon etwas verblüfft, ja unsicher nahm ich an seinem Tisch Platz und er unterhielt sich ganz locker und natürlich mit mir.
Er erwähnte unter anderem, dass er direkt aus Los Angeles käme, wo er seit einigen Jahren zuhause sei. Er erzählte sehr nett von seiner Familie, seinen vielen Filmen (unter anderem ,Lohn der Angst?) und auch von seiner alten Liebe zu Würzburg, das er aus den Vorkriegsjahren noch etwas kannte. Aus diesem Grund suche er nun jemanden wie mich, der ihm die verbliebenen Sehenswürdigkeiten zeige und er fügte hinzu, dass er mir diese Aufgabe zutraue.
In der kurzen Zeit, die mir verblieb, las ich so viel wie möglich über meine geliebte Stadt nach, und dann trafen wir uns an einem drehfreien Tag für den gemeinsamen Rundgang. Als wir vor der Marienkapelle standen, fragte er mich, ob ich denn wüsste, wie hoch die vergoldete Madonna auf der Turmspitze sei. Da musste ich passen! Nein, das überstieg mein in Eile angeeignetes Wissen. Er aber nannte mir die Größe mit einem verschmitzten Lächeln.“